Das Fox Hill Prison auf den Bahamas ist für menschenunwürdige Haftbedingungen bekannt.

Foto: MARIA ALEJANDRA CARDONA

Sam Bankman-Fried, Gründer der krachend gescheiterten Kryptobörse FTX und mutmaßlicher Betrüger sowie Geldwäscher, soll an die USA ausgeliefert werden, wo ihm im Fall eines Schuldspruchs eine lange Haftstrafe droht. Doch bis es so weit ist, muss Bankman-Fried im einzigen Gefängnis der Bahamas in Untersuchungshaft ausharren – dem berüchtigten Fox Hill Prison.

Das Bahamas Department of Correctional Services (BDCS), wie es das Gefängnis offiziell heißt, ist für seine inhumanen Haftbedingungen bekannt. Menschenrechtsorganisationen berichten von unhygienischen Verhältnissen und überfüllten Hafträumen. Laut einem Menschenrechtsbericht des US-Außenministeriums aus dem Jahr 2020 ist die Inhaftierungsrate auf den Bahamas mit 409 pro 100.000 Einwohner eine der höchsten der Welt.

Die schiere Zahl der Gefangenen bedeute, dass Fox Hill überbelegt ist und die Bedingungen in der Einrichtung darunter leiden, so der Bericht. Darüber hinaus gebe es zu wenige Wachebeamte, was die Bedingungen weiter verschärft. So sollte den Insassen jeden Tag eine Stunde lang Ausgang im Hof des Gefängnisses gewährt werden, doch durch den Mangel an Sicherheitspersonal müsse diese Zeit drastisch reduziert werden, und die meisten Gefangenen sähen nur einmal pro Woche 30 Minuten Tageslicht, wie Romona Farquharson, eine örtliche Anwältin, dem "Wall Street Journal" berichtete.

Keine Matratzen, keine Toiletten

In einem Menschenrechtsbericht des US-Außenministeriums aus dem Jahr 2021 werden die zahlreichen Mängel in dem Gefängnis im Detail beschrieben. So sei die Einrichtung chronisch überbelegt. Jugendliche Gefangene würden gemeinsam mit Erwachsenen festgehalten. Die Hochsicherheitszellen für Männer messen demnach nur zwei mal drei Meter und sind mit sechs Personen belegt – also steht jedem Gefangenen nur ein Quadratmeter Platz zur Verfügung.

Matratzen gibt es in den Zellen ebenso wenig wie Toiletten. Die Insassen müssen ihre Notdurft in Kübeln verrichten, heißt es in dem Bericht. Viele Insassen seien durch den Mangel an Matratzen wundgelegen. Auch die Versorgung mit Mahlzeiten erfolge nur unregelmäßig, heißt es. Die Zellen selbst sind von Ratten, Maden und Insekten befallen. Darüber hinaus sei die medizinische Versorgung nur "sporadisch" gegeben, und Kranke oder Insassen mit Behinderungen hätten keinen ausreichenden Zugang zum medizinischen Zentrum.

Anwälte fordern Freilassung wegen veganer Ernährung

Die mangelhafte Versorgung mit Lebensmitteln ist einer der Punkte, an denen die Anwälte von Bankman-Fried jetzt ansetzen wollen, um den wohl prominentesten Häftling der Anstalt auf Kaution freizubekommen. Vor der Corona-Pandemie war es auf den Bahamas üblich, dass Verwandte Lebensmittel für die Insassen direkt ins Gefängnis brachten. Im Zuge der Corona-Maßnahmen wurde diese Praxis aber durch die Justizverwaltung auf dem Archipel verboten. So wurde es auch Bankman-Frieds Familie nicht gestattet, dem 30-Jährigen vegane Lebensmittel zu bringen. Anwälte versuchen nun die Ernährungsgewohnheiten von Bankman-Fried als Grund für eine Freilassung geltend zu machen.

Doan Cleare, der Beauftragte für Strafvollzug auf den Bahamas, gab gegenüber Reuters bekannt, dass Bankman-Fried vorübergehend in der Krankenstation des Gefängnisses untergebracht werde. Diese muss er sich mit vier Männern teilen. Diese diene der "Orientierung", sagte Cleare. Danach werde man bestimmen, wo man den prominenten Gefangenen und ehemals gefeierten Kryptohändler unterbringen werde. Der Beamte wies darüber hinaus die Darstellungen über die Zustände im Gefängnis als übertrieben zurück. Durch ein Renovierungsprogramm seien die Haftbedingungen deutlich verbessert worden, erklärte Cleare.

Auf die vegane Ernährung angesprochen, hieß es, man werde versuchen, die dafür nötigen Nahrungsmittel zu beschaffen. Nachsatz: Eine Sonderbehandlung werde es für Bankman-Fried aber nicht geben.

U-Haft bis 8. Februar

Bankman-Fried wurde am Dienstag von den Behörden der Bahamas auf Ersuchen der USA festgenommen. Er wird wegen Betrugs, Geldwäsche und verbotener Wahlkampffinanzierung gesucht. Im nächsten Schritt soll er an die USA ausgeliefert werden. Die Auslieferung wurde auf den 8. Februar festgelegt. So lange muss der 30-Jährige noch im Fox Hill Prison bleiben. (pez, 15.12.2022)