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Die Arztpraxen sind voll mit Patientinnen und Patienten, die Regale in den Apotheken hingegen werden immer leerer. Um die 500 Medikamente sind laut Apothekerkammer derzeit nicht verfügbar, davon sind auch solche betroffen, die man üblicherweise bei grippalen Infekten einsetzt. Denn vor allem Infektionen der Atemwege, ausgelöst durch verschiedene Viren wie Influenza, Sars-CoV-2, Rhino, Adeno oder auch RS, machen gerade vielen zu schaffen.

Aber nicht jede Infektion muss unbedingt mit Medikamenten behandelt werden. Für alle, die keine chronische Krankheit haben, immunsupprimiert sind oder nicht über 65 Jahre alt sind, gilt: Bei leichtem Schnupfen und Husten hilft häufig das, was Oma und Opa schon gesagt haben – ausruhen, Tee trinken und Wickel machen.

Honig bei Atemwegsinfekten

Vor allem die Schleimhäute sollten gut feucht gehalten werden, denn durch eine Virusinfektion werden sie am meisten in Mitleidenschaft gezogen. Allgemeinmediziner Martin Cichocki vom PVE-Sonnwendviertel in Wien erklärt: "Alles, was die Schleimhäute befeuchtet, ist gut. Da hilft viel Wasser oder Tee trinken, aber auch salzhaltige Inhalationen." Dazu lässt man etwas Salz und Wasser in einem Topf aufkochen und inhaliert den Wasserdampf unter einem Handtuch ein.

Aber auch Honig kann die Beschwerden bei Atemwegsinfekten, vor allem zu Beginn, lindern. Zu dieser Erkenntnis kamen auch Wissenschafterinnen und Wissenschafter der Oxford University Medical School, wie sie im "British Medical Journal Evidence Based Medicine" berichten. Sie suchten nach relevanten Studien, in denen Honig und Zubereitungen, die ihn als Bestandteil enthalten, mit üblichen Therapien verglichen wurden. Diese bestanden meist aus Antihistaminika, schleimlösenden Mitteln, Husten- oder Schmerzmitteln.

Sie fanden 14 geeignete klinische Studien mit 1.761 Teilnehmern unterschiedlichen Alters. Das Ergebnis: Honig war wirksamer als die üblichen Behandlungen, insbesondere bei Husten. Die Fachleute betonen, dass bei viralen Effekten häufig zu Antibiotika gegriffen wird, die aber nur bei bakteriellen Erkrankungen helfen. Sie kamen zu dem Schluss: "Honig könnte eine Alternative darstellen, um Symptome der oberen Atemwege zu behandeln." Ein Löffel genascht oder auch in Tee verrührt, mehrmals täglich, schmeckt auch noch gut.

Häufig kommt bei einem grippalen Infekt, neben Schnupfen und Husten, auch etwas Fieber dazu. Dieses lässt sich mit klassischen Essigwickeln (Anwendungstipps im Kasten) in der Regel gut senken. "Wer allerdings nach drei bis vier Tagen immer noch Fieber hat, sollte sich ärztlich untersuchen lassen", sagt Cichocki. Falls dann Medikamente gebraucht werden, kann der Allgemeinmediziner beruhigen: "Es sind zwar im Moment einige Medikamente nicht lieferbar, aber bis jetzt können wir noch gut auf Alternativen ausweichen."

Starker Husten bei Kindern

Aber nicht nur bei Erwachsenen steigen die Infektionszahlen stark an – vor allem Kinder sind aktuell besonders stark betroffen. Viele von ihnen haben starken Husten, manche sogar Atemnot. In diesem Fall werden den Kleinen inhalative Medikamente verschrieben, die dafür sorgen, dass die Bronchien wieder erweitert werden – durch respiratorische Viren können sie verengen, dadurch bekommen die Kleinen womöglich nicht genügend Sauerstoff. Das Problem: "Genau diese Medikamente sind gerade nicht lieferbar", erzählt Kinderärztin Monika Resch von der Kinderarztpraxis Schumanngasse in Wien.

Dann helfen Hausmittel auch nur noch bedingt. "Das Einzige, was wir verschreiben können, sind ähnliche Medikamente, die die Kinder mittels Feuchtinhalation einatmen können. Allerdings kommt der Wirkstoff mit dieser Methode nicht tief genug in die Lunge und somit auch nicht in die Bronchien, wo er wirken müsste", weiß die Expertin. "Diese Kinder kommen dann täglich zu uns die Ordination, wir messen die Sauerstoffsättigung, und sobald diese sinkt, müssen wir sie ins Spital schicken, wo leider zu wenig Betten zur Verfügung stehen."

Eltern sollen deshalb besonders darauf achten, ob ein Kind womöglich Atemnot hat. Bei jenen Kindern, die es nicht so schwer erwischt hat, können Hausmittel aber ebenso helfen wie bei Erwachsenen. Bei ihnen gilt: viel trinken lassen, Räume feucht halten und sie mehrmals täglich bei geöffnetem Fenster kalte Luft einatmen lassen.

Fiebersaft ersetzen

Da für die Kleinen auch bereits fiebersenkender Saft knapp wird und in vielen Apotheken gar nicht mehr erhältlich ist, kann mit Essigwickeln oder auch kalten Umschlägen das Fieber gesenkt werden. Doch häufig ist das gar nicht unbedingt nötig, wie Resch weiß: "Fieber macht uns Kinderärzten die wenigsten Sorgen. Denn das ist nur ein Zeichen des Körpers, dass die eigene Abwehr in Gang kommt." Viele Kinder sind trotz des Fiebers gut gelaunt. "Nur wenn das Kind sehr müde und schlapp wirkt oder wenn es nicht essen oder trinken will, sollte es unbedingt ärztlich untersucht werden", sagt die Expertin. Und sie ergänzt: "Fiebersaft mit dem Wirkstoff Ibuprofen senkt nicht nur das Fieber, er wirkt auch entzündungshemmend. Diese entzündungshemmende Wirkung fehlt, wenn der Saft nicht mehr verfügbar ist. Und genau das ist jetzt der Fall."

Hier könnte die Natur helfen – denn es gibt Hausmittel, die für ihre entzündungshemmende Wirkung bekannt sind, wie etwa Zwiebel oder Topfen. Die Studienlage dazu ist jedoch dünn. Man kann sie als Wickel oder Säckchen einsetzen. Ohrenschmerzen, Halskratzen oder auch leichter Husten können so gelindert werden. Für Kinder und Erwachsene gilt jedoch immer: Wenn sich der Zustand verschlechtert oder nach drei Tagen keine deutliche Besserung eintritt, ist der Gang zum Arzt unbedingt angesagt. (Jasmin Altrock, 15.12.2022)