Drehbeginn der neuen Staffel von "Schnell ermittelt" mit Ursula Strauss und Morteza Tavakoli war im ersten Lockdown. Es drohten hohe Ausfallkosten.

Foto: ORF / MR / Pedro Domenigg

Wien – Ende des Jahres laufen die staatlichen Corona-Hilfen aus. Damit endet auch die Ausfallhaftung für Filmproduktionen.

Zur Erinnerung: Nach dem ersten Lockdown im Mai 2020 hatte das Finanzministerium den sogenannten Comeback-Zuschuss in Höhe von 25 Millionen Euro als nicht rückzahlbaren Ausfallzuschuss eingeführt, falls es bei einer zweiten Corona-Welle wieder zu Drehstopps kommen sollte. Zahlreiche Produktionen standen während des ersten Lockdowns still, Drehs etwa von "Soko Kitzbühel", "Schnell ermittelt" und "Landkrimi" mussten pausieren. Es drohten hohe Ausfallkosten.

Das Zuschussvolumen pro Filmprojekt betrug bis zu 75 Prozent der Produktionskosten. Die Abwicklung erfolgte über den Austria Wirtschaftsservice (AWS). So konnten Produktionsfirmen weiter ihren Geschäften nachgehen. Damit soll nun aber mit Ende dieses Jahres Schluss sein, sehr zum Unmut der Filmbranche.

Bei Ausfall steht eine ganze Produktion still

"Hauptdarstellerinnen und Hauptdarsteller können vor der Kamera nicht mit Maske arbeiten", sagt MR-Filmproduzent Oliver Auspitz. "Wenn sie ausfallen, steht eine ganze Produktion, und die Kosten laufen dennoch voll weiter."

Regelmäßige PCR-Tests und die Einhaltung spezieller Hygienevorschriften sind nach wie vor Usus bei Produktionen. Versicherungen steigen aber bei Drehstopps aufgrund von Corona aus. Sie erkennen Ausfälle aufgrund des Virus nicht an – weil Covid immer noch als Pandemie eingestuft wird.

"Eigentlich stehen wir damit wieder auf Stand Juni 2020", sagt John Lüftner, Produzent der Superfilm. "Für die laufenden Produktionen heißt das schlicht hoffen und nicht mehr testen."

Pandemiestatus

Was müsste geschehen? Das Gesundheitsministerium müsste den Pandemiestatus aufheben, sagt MR-Produzent Auspitz, damit Covid von Versicherungen nicht mehr als "höhere Gewalt" eingestuft werde: "Der Pandemiestatus muss fallen, damit Covid nicht mehr als Versicherungsausschluss gilt. Bis dahin sollte man die bis jetzt geübte wirtschaftliche Unterstützung seitens der Regierung fortsetzen."

Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Filmproduzent und Obmann des WKO-Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft, stimmt zu: "Da Österreichs Filmversicherungen bis dato keinen Schutz im Falle von Corona-Ausfällen anbieten und aus ihrer Sicht offenbar die Epidemie keineswegs zu Ende ist, ist es für den gesamten Standort entscheidend, dass der Comeback-Fonds für das Jahr 2023 verlängert wird. Die Filmbranche braucht eine entsprechende Absicherung im Corona-Fall, um drehen und produzieren zu können."

Alternative Filmanreizmodell

Danach sieht es zumindest vorerst nicht aus. Das Wirtschaftsministerium verweist auf STANDARD-Anfrage auf das neue Filmanreizmodell, das für Impulse in der heimischen Filmwirtschaft sorgen soll: "Anträge zum Comeback-Zuschuss können noch bis 31.12.2022 gestellt werden. Die Vorgehensweise beim Comeback-Zuschuss erfolgt im Einklang mit anderen Covid-Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung. Durch das neue Filmfördermodell präsentiert sich Österreich als attraktiver Filmstandort international."

Die Filmförderungen Fisa+ und Öfi+ sowie der Exzellenzbonus treten mit 1. Jänner 2023 in Kraft. Darin enthalten ist ein nicht rückzahlbarer Zuschuss von 30 Prozent pro in Österreich realisiertem Projekt, der um weitere fünf Prozentpunkte steigen kann, wenn ökologische Kriterien erfüllt werden. Das gesamte Fördervolumen des Systems wird an sich künftig nicht gedeckelt sein, um das vorzeitige Ausschöpfen von Fördertöpfen im Lauf eines Jahres zu verhindern. Pro Film liegt der Maximalzuschuss allerdings bei fünf Millionen Euro, pro Serie bei 7,5 Millionen Euro. Das Anreizmodell soll bis zu 80 Millionen Euro jährlich zusätzlich an Bundesmitteln ausschütten.

Prüfung bei neuer Covid-Welle

Abwartende Zurückhaltung signalisiert die grüne Mediensprecherin Eva Blimlinger: "Sollte es aus irgendwelchen Gründen – eine neuerliche Covid-Welle, die auch zu anderen Unterstützungsmaßnahmen führen würde – erforderlich werden, wäre dies jedenfalls zu prüfen."

Relativ gelassen sieht das der slowakische Großproduzent Jan Mojto: "Die Corona-Beihilfen waren notwendig, andernfalls hätten gute Firmen nicht überleben können. Wenn dieser Zustand jetzt aufhört, müssen wir damit leben." Auch Mojto sieht im neuen Anreizmodell eine Alternative. Dieses hält er für "sehr, sehr gut und hochwirksam". (Doris Priesching, 21.12.2021)