Es ist ein Ruf, der Android seit seinen Anfängen begleitet – und das zugegeben mit einer gewissen Berechtigung: Android und Updates – das ist eine problematische Beziehung. Tatsächlich gab es Softwareaktualisierungen bei vielen Herstellern über viele Jahre hinweg eher sporadisch, dafür aber oft mit großer Verspätung.

Eine Kehrtwende

In den vergangenen Jahren hat sich in dieser Hinsicht aber viel getan. Viele Hersteller bieten mittlerweile die monatlichen Sicherheitsaktualisierungen recht zuverlässig, auch der Support-Zeitraum – also das Versprechen, wie lange es überhaupt Updates gibt – wurde zuletzt für viele neue Smartphones ausgedehnt.

Was als Schwäche bleibt, ist die Geschwindigkeit, mit der sich neue Android-Generationen verbreiten. Nach der Veröffentlichung des Quellcodes durch Google dauert es üblicherweise Monate, bis der erste Dritthersteller die eigene Software entsprechend angepasst hat – und danach ging es bislang meist sehr zäh weiter.

Ebenfalls bereits seit einigen Wochen auf Android 13: das Galaxy Z Flip 4 von Samsung.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Umbauten

Doch auch in dieser Hinsicht hat Google in den vergangenen Jahren viele strukturelle Verbesserungen an Android vorgenommen, um den Herstellern den Update-Prozess zu erleichtern. Parallel dazu scheint die Länge des Software-Supports endlich eine wichtigere Rolle bei der Kaufentscheidung der Konsumenten einzunehmen. Also garantiert eine wachsende Schar an OEMs mittlerweile fünf Jahre Sicherheitsaktualisierungen und drei bis vier große Versionssprünge. Noch lange nicht perfekt, aber doch deutlich besser als in früheren Jahren.

Das Ergebnis all dieser Bemühungen zeigt sich derzeit eindrucksvoll. Praktisch jeden Tag kündigt irgendein großer Hersteller Android 13 für eines seiner Smartphones an. Aktuell sind es etwa das Asus Zenfone 9, das Oneplus 10T und eine Handvoll Sony-Smartphones, die sich in diese Riege einreihen.

Beschleunigung

Wer daraus den Schluss zieht, dass sich Android 13 schneller als seine Vorgänger verbreitet, hat recht. Denn wie die aktuellen Zahlen von Statcounter zeigen, ist die Verbreitungsgeschwindigkeit nicht nur ein bisschen, sondern erheblich schneller geworden.

Die Zahlen für November klingen dabei zunächst einmal noch recht wenig aufregend. Im Vormonat kam Android 13 in Österreich auf einen Anteil von 4,12 Prozent unter allen Smartphones mit Googles Betriebssystem. Das ist absolut gesehen eine ziemlich überschaubare Zahl, in Relation zu den Vorjahren sieht das dann aber anders aus. Immerhin kamen weder Android 10 noch Android 11 oder Android 12 zum vergleichbaren Zeitpunkt überhaupt mit einem irgendwie relevanten Wert in der Statistik vor.

USA wie immer vorn

In den USA sind die Zahlen wie gewohnt etwas höher, dort lag der Novemberwert für Android bei 9,39 Prozent, im Vorjahr waren es zum Vergleich 3,92 Prozent. Noch deutlicher zeichnet sich der Trend aber ab, wenn man sich das Zwischenergebnis der noch laufenden Dezembermessung ansieht.

Derzeit gibt Statcounter für Android 13 in den USA nämlich bereits einen Wert von 18,46 Prozent aus. Da wir erst bei der Hälfte des Monats angekommen sind und die Verbreitung kontinuierlich wächst, ist davon auszugehen, dass der finale Dezemberwert deutlich über 20 Prozent liegen dürfte.

In Österreich sind die konkreten Zahlen etwas anders, die Tendenz aber die gleiche: Der Dezemberwert für Android 13 liegt derzeit bei 12,42 Prozent, im Vorjahr waren es 3,12 Prozent. Vor allem aber: Hochgerechnet würde das für den gesamten Monat einen Wert ergeben, der bei Android 12 erst im März oder gar April erreicht war. Das wäre dann also tatsächlich eine massive Beschleunigung der Verbreitungsgeschwindigkeit einer neuen Android-Generation.

Spurensuche

All das wirft natürlich die Frage auf, wieso sich plötzlich eine solch abrupte Beschleunigung der Upgrade-Geschwindigkeit zeigt. Zunächst ist dabei festzuhalten, dass die Entwicklung nicht ganz so abrupt ist, wie es im Jahresvergleich den Anschein machen mag. Denn schon Android 12 hat sich flotter als seine Vorgänger verbreitet, hatte aber den Startnachteil, dass es schlicht ein paar Wochen später im Jahr erschienen ist, sich also im Jahresvergleich später in den Zahlen niedergeschlagen hat.

Samsung macht den Unterschied

Doch selbst wenn man diesen Faktor einbezieht, ist heuer ein deutlicher Fortschritt zu bemerken. Ein Fortschritt, der vor allem einen Namen trägt: Samsung. Zwar brauchte der größte Smartphone-Hersteller noch immer zweieinhalb Monate bis es – nach der Freigabe des Quellcodes durch Google – die ersten stabilen Updates gab, seitdem geht es aber Schlag auf Schlag. In den vergangenen Wochen haben dutzende Smartphone- und Tablet-Modelle von Samsung die neue Version erhalten.

Dazu kommt: Während in den vergangenen Jahren zunächst immer nur die neueste Hardwaregeneration bedient wurde, gibt es Android 13 nun auch schon für einige Jahre ältere Geräte. So ist Samsungs auf Android 13 basierendes One UI 5 bereits für alle Modelle aus den S-, Fold-, und Flip-Reihen erhältlich – also zumindest alle, für die das Update noch versprochen war. Doch auch viele Mittelklassegeräte wurden bereits aktualisiert.

Pixel schlägt sich erstmals in den Zahlen nieder

Am Rande noch eine interessante Beobachtung: In den Verbreitungszahlen zeigt sich zum ersten Mal auch ein "Pixel-Bump" – zumindest in einzelnen Ländern wie Großbritannien und den USA. So lag Android 13 in den USA im Oktober bereits bei 3,14 Prozent. Ein Zeitpunkt, zu dem die neue Version nur für Google-Geräte verfügbar war. Daraus lässt sich schließen, dass sich die letzte Smartphone-Generation von Google – also Pixel 6 und Pixel 6a – zumindest in diesen Märkten erheblich besser als ihre Vorgänger verkauft haben muss.

Der wachsende Erfolg von Google in einzelnen Märkten zeigt sich in den Zahlen ebenfalls.
Foto: Proschofsky / STANDARD

So erfreulich die aktuelle Entwicklung ist: Trotzdem gibt es noch gehörig Luft nach oben. Gerade der Abstand zwischen der Freigabe der Pixel-Updates und jener bei anderen Herstellern könnte noch weiter schrumpfen. Immerhin werden die Hersteller schon Monate vor der Veröffentlichung einer neuen Softwaregeneration ins Betaprogramm eingebunden, können also ihre Updates bereits vorbereiten. Insofern ist zu begrüßen, dass Samsung unlängst betont hat, dass man in dieser Hinsicht noch besser werden will.

Ein iOS-Vergleich ist unsinnig

Im Vergleich zur iPhone-Welt ist das alles natürlich noch immer sehr langsam. Daran wird sich aber auch auf Sicht nichts ändern. Einfach weil die Situation nicht vergleichbar ist. Bei iOS gibt es einen einzigen Hersteller, der alles unter Kontrolle hat, unter Android eine Vielzahl unterschiedlicher Firmen, die alle selbst für Updates verantwortlich sind und auch preislich ein viel größeres Produktspektrum anbieten.

Dadurch wird bei iOS-Updates genau genommen auch etwas ganz anderes gemessen. Nämlich wie schnell die Nutzer bereits zur Verfügung stehende Updates installieren – oder umgekehrt, wie lange sie diese verschieben. Das Pendant zur iOS-Messung wäre insofern, zu schauen, wie schnell sich neue Android-Versionen unter Besitzern von Googles Pixel-Geräten verbreiten. Alles andere ist hingegen schlicht unsinnig. (Andreas Proschofsky, 18.12.2022)