Die ersten Modelle des Weihnachtspullovers tauchten in den 1950ern in den USA auf.

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Wer einen Christmas-Sweater trägt, beweist Sinn für Humor. Mal zieren ihn pinkelnde Nikoläuse, ein anderes Mal Rentiere. Immer aber sprengt er die Grenzen des guten Geschmacks – das ist sein Erfolgsgeheimnis: Sogar die Generation Tiktok hat ihn liebgewonnen. Die Begeisterung für die Pullover mit den LED-Lämpchen, den Tieren und den Sprüchen war allerdings nicht immer so verbreitet. Im Gegenteil. Anfang der 2000er-Jahre sorgte Colin Firth im Rentierpullover im Filmhit "Das Tagebuch der Bridget Jones" noch für Stirnrunzeln. Für die breite Masse war der Pulli einfach zu früh dran, dabei wurde schon 2001 im kanadischen Vancouver die erste verbriefte "Ugly Christmas Sweater Party" gefeiert.

Der Christmas-Sweater ist allerdings keine Erfindung der Nuller-Jahre. Die ersten Modelle tauchten in den 1950ern in den USA auf, damals wurde das Weihnachtsgeschäft zunehmend kommerzialisiert. Der Witz gesellte sich erst in den 1980ern dazu, als auf der britischen Insel TV-Moderatoren den überdrehten Auftritt in lustigen Pullovern zelebrierten. Der Strickboom tat sein Übriges: Zu Weihnachten lagen damals viele skurrile, selbst gefertigte Strickmonster unter den Bäumen.

Schräge Stücke mainstreamtauglich

Mit dem Siegeszug der Social-Media-Netzwerke wurden die schrägen Stücke dann mainstreamtauglich: 2011 gründeten die Kalifornier Evan Mendelsohn und Nick Morton das auf Weihnachts-Sweater spezialisierte Label Tipsy Elves, außerdem erschien das erste der "Ugly Christmas Sweater Party" gewidmete Buch, die Kinderrechtsorganisation Save the Children rief in England den "Christmas Jumper Day" ins Leben. Dem Weihnachtspullover entkamen seither nicht einmal die Blaublüter: 2016 steckte Madame Tussauds die royale Familie in skurrile Sweater.

Aber ob die umweltbewusste junge Generation sich weiterhin für den Sweater begeistern wird? Die meisten Pullis sind schließlich billige Eintagsfliegen aus Acryl. 2019 stellte die Umweltorganisation Hubbub fest, dass 95 Prozent der Weihnachtspullis zumindest teilweise aus Kunststoff bestehen, zwei Fünftel der Kundschaft würden den Sweater nur einmal um des Gags willen tragen. Verständlich, so manch lustiger Spruch aus den Zehnerjahren sieht heute alt aus. Doch selbst die Mission Christmas Jumper ließe sich nachhaltig angehen: In Vintage-Shops wie Beyond Retro oder Vinokilo hoffen einige aussortierte Weihnachtspullover auf ein zweites Leben. Zeit wird’s, dass ihnen geholfen wird! (Anne Feldkamp, 16.12.2022)