Die Probleme werden nicht weniger, aber immerhin ist im Kunsthistorischen Museum wieder etwas los.

KHM

Wer zuletzt eines der großen Wiener Bundesmuseen besuchte, erlebte an der Kassa eine Überraschung. So erhöhte das Obere Belvedere zuletzt im Sommer 2022 die Preise und staffelt sie nun je nach Saison – wobei Ostern, Juli, August und Weihnachten zu den Hauptzeiten zählen und zwölf Wochen des Jahres ausmachen. Direkt vor Ort muss man fürs Belvedere in der Hauptsaison 19,50 Euro berappen, online kosten die Tickets 16,90. Die Albertina hob ihre regulären Eintritte 2022 bereits zweimal an: im Februar auf 17,90 Euro und im September auf 18,90 Euro.

Im Kunsthistorischen Museum hingegen wurden die Ticketpreise bereits 2021 gesteigert: Aktuell kostet dort ein regulärer Eintritt nicht mehr 16, sondern 18 Euro. Für die Sonderausstellung von Georg Baselitz wird der Preis für die Laufzeit von Anfang März bis Ende Juni 2023 sogar auf 21 Euro angehoben. Andere Bundesmuseen wie Mak, Mumok oder Technisches Museum erhöhten ihre Preise dagegen auf maximal 15 bzw. 16 Euro.

Teurer als der Louvre

Ein Vergleich der Eintrittspreise bestätigt: Österreichs große Museumstanker zählen zu den teuersten europaweit. Andere Großeinrichtungen wie der Pariser Louvre (17 Euro), die Alte Nationalgalerie in Berlin (14 Euro), die Vatikanischen Museen in Rom (17 Euro) oder das Madrider Prado (15 Euro) verlangen für reguläre Eintritte deutlich weniger als so manche Wiener Institution. Museen in der Schweiz oder den Niederlanden sind hingegen teurer, etwa das Rijksmuseum in Amsterdam (20 Euro). Und auch in britischen Staatsmuseen kosten Tickets für Sonderausstellungen zwar bis zu ca. 25 Euro, die Dauerpräsentationen sind dafür seit 2001 gänzlich kostenlos.

Ein solches Modell steht in Österreich aktuell nicht zur Diskussion, wie das Bundesministerium für Kunst, Kultur und Sport auf Anfrage bestätigt. Die dadurch entstehenden Einnahmeverluste könnten die Museen in der aktuell ökonomisch schwierigen Lage nicht ausgleichen. Die staatliche Basissubvention müsste ansonsten deutlich höher ausfallen. Das Kulturbudget für 2023 wurde mit 620,2 Millionen Euro um 11,3 Prozent gesteigert, wobei auch die Basisabgeltung für die Bundesmuseen um elf Millionen Euro erhöht wurde. Wie dieses zusätzliche Budget auf die Häuser verteilt wird, wird noch verhandelt.

Explodierende Energiepreise

Aus dem Büro von Staatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) heißt es dazu: "Vor diesem Hintergrund sind wir an die Direktorinnen und Direktoren mit der Vorgabe herangetreten, dass Preiserhöhungen im großen Stil jedenfalls nicht im Sinne des Eigentümers sind." Fördererhöhungen sollen einen weiteren Beitrag zur Bekämpfung der Inflation leisten. 2022 erhielten die Einrichtungen auch einen Sonderzuschuss zur Abfederung von Einnahmeausfällen und Kostensteigerung.

Bei den Bundesmuseen scheint dennoch Gegenteiliges zu passieren: Auch jene, die in den letzten Jahren noch keine Preiserhöhung vorgenommen haben, steigern die Eintritte mit Jahresbeginn 2023. Erneute Anhebungen aufgrund der explodierenden Energiepreise (sie haben sich verdoppelt und könnten sich vervierfachen) sind auch danach nicht auszuschließen. Eine Mehrkostenschätzung im September seitens der Bundesmuseen kommt auf etwa elf Millionen Euro. Von der Albertina heißt es: Es sei die logische Konsequenz, die Preise nochmals zu erhöhen, wobei ab einem gewissen Punkt die Schraube nicht mehr weitergedreht werden könne.

Noch nicht Vor-Corona-Niveau

Dass vor allem internationales Publikum nicht vor hohen Preisen zurückschreckt, beweisen aktuell lange Menschenschlangen vor den Museen. Sind also die Besucher und Besucherinnen, die Theater oder Kino fehlen, in die Museen zurückgekehrt? Noch nicht ganz, wie Zahlen zeigen: Die Bundesmuseen zeichnen auf Anfrage ein optimistisches Bild, vor allem im Oktober und November konnten viele einen Besucheranstieg verbuchen. Zwar sind die Zahlen noch nicht annähernd auf dem Vor-Corona-Niveau. Man nähert sich aber Schritt für Schritt an und hofft, die positive Tendenz trotz steigender Kosten und Rezession halten zu können, so der Tenor.

Das Belvedere erwartet etwa im Jahresschnitt 2022 nur 75 Prozent der Publikumszahlen von 2019, der Herbst liegt aber darüber: Im Oktober wurden etwa 128.885 Eintritte verbucht, im Vergleichszeitraum drei Jahre zuvor waren es 140.522. Bei anderen großen Bundesmuseen sind die Jahresbilanzen ähnlich, teils fallen sie niedriger aus, da vor allem Touristen aus Asien fehlen. Auch der KHM-Verband leidet: 2022 kamen bisher lediglich 1,2 Millionen Besucher, 2019 waren es 1,7. Die Publikumszahlen der Häuser, die im Vergleich weniger stark frequentiert sind als Mumok oder Mak, sind noch starken monatlichen Schwankungen unterworfen. Ob leichter Steigerungen auch des touristischen Anteils blickt man aber optimistisch auf das kommende Jahr.

Während man in den Lockdowns noch das regionale Publikum enger an sich binden wollte, scheint das Vorhaben an großen Häusern mittlerweile vergessen zu sein. Und auch vom Wunsch nach Niederschwelligkeit entfernt man sich dort mit der Preisentwicklung eigentlich zunehmend. (Katharina Rustler, 19.12.2022)