Holzofen statt Gasheizung: In manchen Wohnungen gibt es seit diesem Herbst eine neue Wärmequelle.

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Seit einigen Wochen knistert im Wohnbereich von Sarah T. ein behagliches Feuer. Sie hat sich für das ehemalige Haus ihrer Großmutter in Oberösterreich, das noch mit Öl beheizt wird, einen Kaminofen angeschafft. Weil in den Geschäften im Spätsommer viele bereits vergriffen waren, wich sie auf Willhaben aus, wo sie einen passenden Ofen um 400 Euro entdeckte. Die Verkäufer brachten ihr das Gerät sogar mit dem Auto vorbei. So weit, so unkompliziert.

Die Installation hat sich dann mehrere Wochen verzögert. Seit zwei Wochen ist der Ofen aber in Betrieb. "Ich bin gerade am Ausprobieren, ob ich die Heizung herunterdrehen kann", sagt die junge Frau. Was sie aber jetzt schon weiß: Das ganze, schlecht isolierte und freistehende Haus mit dem Ofen zu heizen, wird sich nicht ausgehen. Der Ofen sei "von der Heizleistung her nicht der beste", sagt sie. Und selbst einen Raum zu beheizen bedeute, dass sie permanent Holz nachlegen müsse, "da kann man nicht weg". Derzeit, sagt Sarah T., sei der Ofen noch "eine Spielerei".

Erlaubnis einholen

So wie Sarah T. hatten auch viele andere in den vergangenen Monaten das Gefühl, vorsorgen zu müssen – aus Angst vor einem Gas-Engpass oder der hohen Heizabrechnung. Nicht alle noch im Sommer geplanten Projekte wurden dann auch realisiert. Besonders in Mietwohnungen, in denen das Okay von Rauchfangkehrer und Vermieterin eingeholt werden muss, gestaltete sich die Sache als kompliziert.

Hedi F. hatte im heurigen Sommer zwar vor, sich einen Ofen anzuschaffen. Als ihr ihre Nachbarin aber erklärte, wie viel Aufwand dafür notwendig sei, hat sie es lieber gelassen – jetzt heizt sie weiter mit Gas.

"Es wurden etwas weniger neue Öfen eingebaut als ursprünglich erwartet", sagt Christian Plesar, Bundesinnungsmeister der Rauchfangkehrer. Allerdings würden viele Menschen auch noch auf ihre Geräte warten. Laut Plesar gibt es bei vielen Öfen, vor allem den hochwertigen, lange Lieferzeiten, sie werden teilweise erst im April geliefert.

Viel Aufwand

Auch Edith K. hat fünf Monate auf ihren Schwedenofen gewartet. Mittlerweile brennt aber jeden Tag ein Feuer im Wohnzimmer ihres Reihenhauses in Niederösterreich. Die Info ihres Gasanbieters, dass sie heuer mit Mehrkosten von 1.300 Euro rechnen müsse, habe letztlich zu der Anschaffung geführt, erzählt sie. Und sie spart tatsächlich: In den letzten Jahren hat sie pro Monat etwa 1.300 Kilowattstunden Gas verbraucht, im letzten Monat waren es nur 800. Durch das tägliche Einheizen des Schwedenofens hat es in ihrem Wohnzimmer meist um die 22 Grad. "Der Thermostat hängt im Wohnzimmer, und weil es dort so warm ist, springt die Heizung weniger oft an."

Edith K. ist mit ihrem Holzofen zufrieden, sie bereut lediglich, sich kein Modell mit Speicherfunktion zugelegt zu haben. "So muss man immer da sein und nachlegen", sagt sie. Überhaupt sei so ein Ofen ein Aufwand: Aschelade ausleeren, Tür putzen, Holz holen. Apropos: Anfangs, erzählt K., sei es fast unmöglich gewesen, an günstiges und gut getrocknetes Holz zu kommen. Letzteres war ihr wichtig, um die Schadstoffbelastung so gering wie möglich zu halten.

Auch Rauchfangkehrer Plesar betont, dass Holz vor dem Verheizen unbedingt zwei Jahre lang getrocknet werden sollte. Ganz generell, sagt Plesar, sei Brennholz für Holzöfen im ländlichen Raum noch recht gut verfügbar. Bei einem Rundruf des STANDARD bei Brennholzhändlern in und um Wien zeigt sich hingegen, dass trockenes Brennholz nach dem Run im Sommer und Herbst weiterhin kaum lieferbar ist. Erhältlich ist dafür halbtrockenes Holz, das noch ein weiteres Jahr im Freien gelagert werden muss. Ganz ausschließen wollen manche Händler nicht, dass dieses Holz trotz schlechteren Heizwerts und möglicher Schäden am Ofen bei manchen auch heuer schon im Ofen landet. Alternativen gebe es aber in Form von Briketts, die nach Engpässen wieder erhältlich sind.

Preis verdoppelt

Meinrad L. aus Wien kümmert sich lieber gleich selbst um sein Holz. Er sammelt es im Wald, nachdem er zuvor die Waldbesitzer um Erlaubnis gefragt hat. Anschließend lagert und trocknet er es auf seinem Grundstück am Land und nimmt es später mit nach Wien. Dort ist er seit diesem Jahr stolzer Besitzer eines Schwedenofens, dieser sei noch im Sommer relativ leicht zu bekommen gewesen, koste mittlerweile aber das Doppelte.

Anfangs sei der Einbau "irrsinnig kompliziert gewesen, mit vielen Bescheiden und Befunden, die man benötigt", sagt er. Mittlerweile ist es geschafft, und er heizt zweimal täglich ein. "Morgens hat es in der Wohnung oft nur 17 Grad, das ist man gar nicht mehr gewohnt mit so einer Zentralheizung, wo man es wie die Legehennen immer wohltemperiert hat. Aber mir gefällt diese Kälte am Morgen", erzählt er. Die Gaszentralheizung nutzt er in seiner Wohnung gar nicht mehr, der Holzofen heizt das Wohnzimmer, in dem er steht, auf 25, die restlichen Räume auf 21 Grad auf. "Für viele Menschen ist es vielleicht nicht das Richtige, es ist staubig, man muss die Asche wegräumen, natürlich hat man einen Aufwand. Aber ich liebe es, wenn es im Ofen schön knistert. Vor einiger Zeit hatten wir einen Tag mal kein Holz mehr. Da sind wir alle da gesessen und waren ganz traurig. Es war zwar warm, aber das war nicht dasselbe", erzählt er.

Auf die richtige Luftzufuhr achten

Meinrad L. weiß, wie man richtig einheizt. Doch das gilt nicht für alle neuen Holzofenbesitzer. Ein relativ warmer Winterbeginn, wie wir ihn heuer erleben, führe dazu, dass viele Menschen zwar ihre Holzöfen schon einheizen, die Luftzufuhr beim Ofen allerdings drosseln, sodass es nicht übermäßig warm wird im Raum. Dies führe allerdings zu einer unvollständigen Verbrennung und der Entstehung von sogenanntem Hart- und Glanzruß, wie Rauchfangkehrer Plesar erklärt. Dabei handelt es sich um glänzende, teerige Ablagerungen im Ofen. Wenn es dann draußen richtig kalt wird und die Menschen es wärmer haben wollen, öffnen sie die Luftzufuhr komplett, dadurch werden die Flammen im Ofen höher und es besteht die Gefahr, dass sich der Ruß entzündet – es kommt zu einem Kaminbrand.

Experten wie Plesar befürchten, dass mangelndes Wissen rund ums richtige Einheizen für viele neue Ofenbesitzerinnen und Ofenbesitzer zur Gefahr werden könnte. Zudem komme aus diversen Rauchfangkehrerbetrieben bereits die Rückmeldung, dass derzeit vermehrt Anlagen entdeckt werden, die nicht ordnungsgemäß angeschlossen sind, die ohne vorherige Beratung in Betrieb genommen wurden oder bei denen als Kamin einfach ein Rohr durch die Wand verlegt wurde.

Es sei dem milden Herbst geschuldet, dass noch nicht mehr passiert ist, vermutet Plesar. Dieser Meinung ist auch Armin Kaltenegger vom Kuratorium für Verkehrssicherheit, der eine Mehrzahl an Unfällen im Jänner und Februar erwartet, wenn die Winterkälte für gewöhnlich ihren Höhepunkt erreicht.

Kein Anstieg an Vorfällen

Auch bei der Wiener Berufsfeuerwehr hat man bisher noch keinen Anstieg an Vorfällen registriert. Sie hat in der Heizperiode ständig zwei Teams an sogenannten Inspektionsrauchfangkehrern im Einsatz, die bei technischen Gebrechen an Feuerungsanlagen oder bei schadhaften Rauch- bzw. Abgasanlagen beigezogen werden. Die Meldungen dieser Einheiten seien bisher unauffällig. "Das könnte aber auch daran liegen, dass viele Leute noch gar nicht heizen", sagt der Wiener Feuerwehrsprecher Christian Feiler.

Einen gefährlichen Zwischenfall anderer Art hat es kürzlich in Wien gegeben: In einer Wohnung in der Alszeile hat eine Familie ein offenes Feuer in der Wohnung entfacht, weil die Heizung ausfiel. Ein Kleinkind fiel in Ohnmacht, insgesamt mussten drei Personen mit Kohlenmonoxidvergiftung ins Krankenhaus.

Auch beim Kuratorium für Verkehrssicherheit wurden Fälle registriert, wo etwa jemand tagelang mit einem Griller die Wohnung geheizt habe. "Tendenziell gibt es diese Einzelfälle heuer vermehrt", sagt Kaltenegger. Repräsentativ sei das aber nicht, offizielle Statistiken würden erst im nächsten Sommer erscheinen – wenn die Flammen in den Wohnzimmern längst erloschen sind. (Martin Putschögl, Bernadette Redl, Franziska Zoidl, 19.12.2022)