Vor ein paar Jahren stand nur das Bauschild am Pass Thurn. Mittlerweile sind die Bauarbeiten im Gange – die Kritik an dem Luxusresort reißt jedoch nicht ab.

Foto: Karin Dollinger

Die Debatte über die Verbauung von Flächen für Tourismusprojekte in Salzburg schwellt nicht ab. Geplante Luxuschalets und Appartementhäuser haben keinen guten Ruf mehr im Bundesland. Das kommt nun auch in den Gemeinderatsstuben an, und es wird vorsichtshalber gegen neue Tourismusprojekte gestimmt.

In St. Martin bei Lofer werden die Pläne für ein Thermen-Chaletdorf nicht mehr weiterverfolgt. Ein Investor wollte mehr als 70 Millionen Euro in mehrere Appartementhäuser mit Buy-to-let-Modell an einer Heilwasserquelle auf sechs Hektar Fläche investieren. Mitte Dezember hat sich der Gemeinderat knapp dagegen ausgesprochen. Sieben von 13 Gemeindevertretern stimmten dagegen.

Und auch in Mauterndorf stimmte die Gemeinde Ende November gegen ein geplantes 350-Betten Chaletdorf auf Grünland. Auch das zum Hüttendorf geplante Seilbahnprojekt wurde abgelehnt. SPÖ-Landwirtschaftssprecherin Karin Dollinger forderte Agrarlandesrat Josef Schwaiger (ÖVP) auf, diesen Grünlandkauf rückabzuwickeln, weil eine entsprechende touristische Nutzung im Räumlichen Entwicklungskonzept fehlte und dieser somit grundverkehrsgesetzwidrig zustande kam.

Kritik des Rechnungshofs

Für großes Aufsehen sorgte von Beginn an das Chaletdorf Six Senses am Pass Thurn in Mittersill. 45 Luxusappartments und 15 Chalets entstehen dort gerade zur Nutzung als Zweitwohnsitze. Zuletzt äußerte sich der Rechnungshof kritisch zu dem Grundstücksdeal.

Der Betreiber erwarb das Grundstück neben dem geschützten Wasenmoos von den Bundesforsten. 43.502 Quadratmeter wurden um 2,45 Millionen Euro, also zu einem Quadratmeterpreis von 56,36 Euro, verkauft. Dabei ist laut Rechnungshof entgegen den internen Vorschriften "weder eine öffentliche Ausbietung des Verkaufs noch ein Gutachten" vorgelegt worden. Die Grundstücke seien viel zu günstig verkauft worden, zum Schaden der Bundesforste und damit des Bundes sowie aller Steuerzahler. Die Bundesforste verteidigten den Deal, der Preis sei angemessen gewesen.

Aber auch weitere Grundstücke, Projekte oder Baurechte seien im Land Salzburg "freihändig" und "unter Marktpreis" vergeben worden. In Zell am See sei das Baurecht für eine 3.366 Quadratmeter große Liegenschaft ohne "Konzept für die zukünftige Nutzung der Liegenschaft" vergeben worden. In St. Johann hätten die Bundesforste für die touristische Nutzung der Liechtensteinklamm die Erträge des Betreibers nicht als Grundlage für die Berechnung des Nutzungsentgelts herangezogen, sondern nur den Wert der Felsflächen, kritisierte der Rechnungshof. Für 4.000 Euro Nutzungsentgelt im Jahr hätten 210.000 Besucher alleine 2016 zwischen fünf und elf Euro Eintritt bezahlt. (Stefanie Ruep, 20.12.2022)