Yes, we can! Startenor Juan Diego Flórez singt nur eine Minirolle im "Rosenkavalier" an der Wiener Staatsoper.

Foto: Gregor Hohenberg / SONY Classical

Es ist fast schon eine verschwenderische Geste, einen Weltklassekünstler wie Startenor Juan Diego Flórez für die Minirolle des italienischen Sängers in Richard Strauss' Rosenkavalier einzusetzen. Ein wenig so, als wollte die Wiener Staatsoper damit sagen: Yes, we can! Dass aus seinem wie immer brillanten Auftritt kaum hervorging, dass dem Komponisten hier eine verächtliche Parodie vorschwebte: Sei’s drum.

Otto Schenks unverwüstliche Inszenierung aus dem Jahr 1968, die seither nun bereits zum 393. Mal gezeigt wurde, kann man museal finden, aber sie funktioniert und erlaubt tiefgehende emotionale Momente – zumal mit einer tollen Besetzung praktisch jeder noch so kleinen Partie. Adrian Eröd als Faninal ist der Idealfall eines Routiniers, der sich dabei so markant und präsent ins Zeug wirft, als wäre es eben keine Routine.

Tolle Besetzung

Auch bei den Hauptrollen gab es zu loben: Als Sophie zeigte Vera-Lotte Boecker schwerelose Leichtigkeit, den Octavian gab Kate Lindsey mit jugendlichem Wohlklang und Wärme. Krassimira Stoyanova war eine souveräne, abgeklärte und emotionalisierende Marschallin; Günther Groissböck ein fantastischer Ochs: Bei all seiner Derbheit kam die Figur wesentlich sympathischer und glaubwürdiger als gewohnt rüber. Auch stimmlich vermittelte Groissböck den Ochs nicht nur grob polternd, sondern mit geradezu lyrischen Qualitäten und vielen Zwischentönen. Philippe Jordan, dem das Publikum nach der Nichtverlängerung seines Vertrags als Musikdirektor des Hauses wieder geradezu demonstrativ zujubelte, bot ein fulminantes Dirigat mit kämpferischer Verve und sehr wienerischen Walzerrhythmen. (Daniel Ender, 20.12.2022)