Viele der gut bezahlten Branchen und Berufsgruppen sind Männer-dominiert. So auch bei den Führungskräften, wo der Frauenanteil bei gerade einmal 36 Prozent liegt.

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61.389 Euro jährlich verdienen Beamtinnen und Beamte im Schnitt. Damit liegt das Jahresgehalt fast doppelt so hoch wie das mittlere Bruttojahreseinkommen (Median) aller unselbstständig Erwerbstätigen in Österreich. Das zeigt der aktuelle Einkommensbericht des Rechnungshofs Österreich. Was er auch zeigt, sind einmal mehr gravierende Unterschiede bei den Einkommen zwischen Männern und Frauen.

Besonders groß fällt der Gender-Pay-Gap bei den Arbeiterinnen und Arbeitern aus. 13.434 Euro verdienen Arbeiterinnen im Schnitt, bei Männern liegt das mittlere Jahreseinkommen hingegen bei knapp über 30.000 Euro. Diese Unterschiede ziehen sich durch fast alle Bereiche hindurch, so verdienen männliche Angestellte rund 84 Prozent und männliche Vertragsbedienstete knapp 29 Prozent mehr. Lediglich bei den Beamtinnen und Beamten, die das Einkommensranking mit deutlichem Abstand anführen, sind die Einkommen zwischen den Geschlechtern annähernd gleich.

Viele Frauen in der Teilzeitfalle

Allgemein sind die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern stark von Teilzeitbeschäftigungen und nicht ganzjährigen Beschäftigungen geprägt. So gab es 2021 etwas über zwei Millionen ganzjährig Vollzeitbeschäftigte in Österreich – nur ein Drittel davon waren jedoch Frauen. Bei den knapp über eine Million Teilzeitbeschäftigten liegt der Frauenanteil hingegen bei 81 Prozent. Besonders hoch ist der Teilzeitanteil der Frauen in der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen, was sich auch in einem besonders niedrigen Einkommen widerspiegelt.

Vergleicht man nur die ganzjährig Vollzeitbeschäftigten miteinander, ergibt sich ein besseres, wenngleich immer noch unausgeglichenes Bild. So liegt der Median des Bruttojahreseinkommens der Frauen bei 41.617 Euro und damit bei 87 Prozent des Jahreseinkommens der Männer.

Gehalt eine Frage der Branche

Doch nicht nur die Teilzeitbeschäftigungen sorgen für die hohen Gehaltsunterschiede. Auch die Branche, in der jemand arbeitet, spielt den Erwerbstätigen in die Karten – oder eben nicht. Die Branchen mit den höchsten Bruttojahreseinkommen waren demnach die Energieversorgung, der Finanz- und Versicherungssektor sowie die Bereiche Information und Kommunikation.

Besonders niedrig fällt das mittlere Einkommen hingegen bei Unternehmen in den Bereichen Kunst, Unterhaltung und Erholung aus. Schlusslicht ist aber – mit Abstand – der Wirtschaftsbereich Beherbergung und Gastronomie. Zurückzuführen ist das auch, aber nicht nur auf den hohen Anteil an Teilzeit- und Saisonbeschäftigungen.

Führungskräfte verdienen das Vierfache

Die größten Unterschiede machen sich aber im Vergleich der einzelnen Berufsgruppen bemerkbar. So liegt das Medianeinkommen der Führungskräfte bei 70.000 Euro – und ist damit fast viermal so hoch wie jenes der Hilfsarbeitskräfte. Der Frauenanteil bei den Führungskräften liegt bei gerade einmal 36 Prozent und zeigt damit eine weitere Ursache der Ungleichverteilung auf: Frauen arbeiten vermehrt in Berufen mit geringerem Einkommen, in den besser bezahlten Berufsgruppen überwiegt hingegen zumeist der Männeranteil.

Besonders kritisch ist der Umstand, dass sich die Einkommensdefizite während des Berufslebens auf die Pension auswirken. Pensionistinnen verdienen im Mittel 18.638 Euro, bei den Pensionisten hingegen liegt das mittlere Bruttojahreseinkommen bei knapp 30.000 Euro.

Der einzige Weg zu einem überdurchschnittlichen Einkommen für Frauen scheint wohl ein Hochschulabschluss zu sein – doch selbst dann ist das Einkommen deutlich geringer als bei den männlichen Kollegen. (Nicolas Dworak, 20.12.2022)