Kunst-und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer, der designierte Burgtheater-Direktor Stefan Bachmann und Christian Kircher (Geschäftsführer Bundestheater-Holding) anl. der Pressekonferenz zur 'Bekanntgabe der neuen Burgtheater-Direktion ab Saison 2024/25.

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Stefan Bachmann, habe seiner Tochter die Schuhe gebunden, als er von einer Consultingfirma am Telefon zu einer Bewerbung als Burgtheaterdirektor animiert wurde. Nach kurzer Bedenkzeit habe er sich dann dazu entschlossen. Am Mittwoch stellte sich der nun designierte Burgtheaterdirektor (ab 2024/25) bei einer Pressekonferenz der Kulturstadträtin Andrea Mayer (Grüne) der Presse vor. Der aktuell noch am Schauspiel Köln verpflichtete Regisseur ist damit der erste Schweizer in dieser Funktion.

Die Debatte um die Neuernennung der Burgtheaterdirektion sei ein Gradmesser und Beweis dafür, wie sehr Österreich eine Kulturnation sei, sagte Mayer eingangs. Spannungsgeladen vollzogen sich die letzten Wochen der Entscheidungsfindung, zumal die früh schon nach Außen gedrungene Option einer Nichtverlängerung Martin Kušejs als unüblich erschien.

Der Vertrag des amtierenden Direktors geht nun aber nach nur einer Periode zu Ende. Mayer dankte der aktuellen Direktion. Man konnte aber unschwer erkennen, dass die Staatssekretärin einen entschieden anderen Führungsstil bevorzugt, einen mit mehr Teamgeist, mehr Begeisterungsfähigkeit und Offenheit.

Bachmann wolle "ohne beliebig zu werden ein großes Panorama aufspannen".
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Mehrmals betonte sie das "herausragende Bewerbungsgespräch" mit Stefan Bachmann, dessen Fähigkeit zu Selbstreflexion und Selbstkritik sie ebenso hervorstrich wie seine "uneingeschränkt positive Energie und Freude, mit der er an die Sachen herangeht".

Mit dieser Haltung könne der Funke auf das Publikum wieder überspringen. Bachmann habe ein gutes Gespür für die Lage der Theaterwelt heute, er stehe für flache Hierarchien und Teamarbeit. Genau diese Kompetenzen seien für neue Führungsstrukturen am Theater heute unabdingbar, so Mayer. Bachmann sei "für diese Phase der richtige Mann am Burgtheater".

Der Gelobte bewies sich sogleich als dialogfähig und dabei keineswegs als glatter Redner, wiewohl gut gecoacht. "Jetzt habe ich oft ,Ich‘ gesagt", führt er selbstkritisch an. In der Form werde es dieses große Ich am Schluss gar nicht geben, räumte er ein.

Der 56-Jährige zeigte sich voller Respekt für den amtierenden Direktor Kušej, dessen noch bis 2024 dauernde Amtszeit er mit dem Verkünden etwaiger Pläne nicht überdecken wolle. "Ich will jetzt noch nix leaken". Die Burg sei "absolut einzigartig", Tradition und Erneuerung müsse man zusammendenken, dem Ensemble, auf das er offen zugehen möchte, streute er sprichwörtlich Rosen.

Weiterbildung in Führungskultur

Aus den 2018 erhobenen Vorwürfen von "toxischem Arbeitsklima" an seinem Theaterhaus in Köln habe er viel gelernt, so Bachmann. Er habe die Kritik sehr ernst genommen und gehandelt – mit Mediation für alle und Weiterbildung seinerseits in puncto Führungskultur, kein schlechtes Asset heutzutage.

Die Ausschreibung sei völlig ergebnisoffen erfolgt, betonte Bundestheater-Holding-Chef Christian Kircher und dankte der Findungskommission, bestehend aus Kurt Reissnegger (Ö1), Iris Laufenberg (Schauspielhaus Graz), Theresia Niedermüller seitens des Bundes, Schauspieler Philipp Hauß sowie Kircher selbst.

Es habe 15 Bewerbungen von insgesamt 18 Personen gegeben, d.h. auch Bewerbungen in Teams, sechs Frauen und zwölf Männer, auf die teilweise auch aktiv zugegangen wurde. Fünf Bewerbungen stammten aus Österreich. Mit elf Personen wurden Gespräche geführt, sagte Kircher, sechs davon schließlich zu Hearings geladen.

Eine Inszenierung pro Saison

Bachmann werde als regieführender Direktor bestellt mit einer im Vertrag inkludierten Inszenierung pro Spielzeit; weitere eigene Inszenierungen seien genehmigungspflichtig, so Kircher. Die von Kušej im Vorfeld ins Treffen geführten hohen Kosten einer Neubestellung (er nannte die Zahl von einer Million Euro) seien keineswegs derart "astronomisch", konstatierte der Holdingchef und fügte an, dass Neuausschreibungen nun einmal gesetzlich vorgeschrieben seien.

Bachmann werde seine erste Amtszeit am Burgtheater pendelnd zwischen Köln und Wien vorbereiten, ab Sommer 2024 aber fix in Wien arbeiten. Erste konkrete Pläne wolle er erst bei seiner ersten Spielplanpräsentation bekanntgeben. (Margarete Affenzeller, 21.12.2022)