Foto: EPA/SERGEY FADEICHEV/KREMLIN

Wladimir Putin hustete viel und versprach noch mehr. Bei seiner live im Fernsehen übertragenen Rede vor etlichen Vertretern des russischen Verteidigungsministeriums gab sich der Präsident siegessicher. Nach einer Schweigeminute für die im Krieg – in Putins Duktus weiterhin: in der "Spezialoperation" – Gefallenen, gab er sich überzeugt, "Schritt für Schritt alle Ziele zu erreichen".

Um den Sieg zu erringen, werde es "keine Beschränkungen bei der Finanzierung der Armee" geben. "Alles, worum die Armee bittet, wird sie bekommen", versprach Putin großmundig in einer russischen Version von "Koste es, was es wolle!". Besonders im Bereich der Drohnen, ob in der Luft oder unter Wasser, aber auch bei den nuklearen Gefechtsköpfen plant der Machthaber im Kreml nachzurüsten, zu modernisieren und das Tempo hochzufahren. Schon bald werde etwa die als Satan II bekannte Hyperschallrakete RS-28 "Sarmat" einsatzbereit sein. Und weil Wunschzettel rund um Weihnachten im Trend liegen, sprach Putin auch noch davon, dass man all diese Rüstungsbemühungen schaffen werde, ohne die bereits taumelnde russische Wirtschaft allzu sehr zu belasten.

Erst gegen Ende seiner Rede besann sich Putin offenbar, dass eine solche Rüstungsspirale für Moskau schon einmal schlecht endete, nämlich mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Wirtschaftskrise in den 1990ern, als er sagte: "Wir werden nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen, als wir die Wirtschaft zerstörten, um unsere Verteidigungsfähigkeit zu erhöhen." Wie dieser Satz in der Realität mit dem Rest seiner Rede zusammenpasst, ließ Putin offen.

Mehr Soldaten für Putin

Verteidigungsminister Sergei Schoigu kündigte indes mit Zustimmung Putins an, die russischen Streitkräfte zahlenmäßig mittelfristig deutlich auf 1,5 Millionen aufzustocken. Das wäre ein Plus von 350.000 Soldaten. Vor allem die Zahl der Zeitsoldaten solle sich deutlich erhöhen, aber auch die Altersgrenze für die Wehrpflicht soll auf 30 Jahre angehoben werden. Derzeit können Russen im Alter von 18 bis 27 Jahren einberufen werden.

Diesmal nicht zu Putin, sehr wohl aber zu Gesprächen nach Moskau ist am Mittwoch auch der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, gereist. Bei den Gesprächen soll es um den abermaligen Versuch zur Errichtung einer Sicherheitszone rund um das AKW Saporischschja gehen. Bisherige Anläufe, sogar Gespräche Grossis mit dem russischen und ukrainischen Präsidenten waren ergebnislos geblieben. Diesmal suchte der Argentinier das Gespräch mit Diplomaten, Expertinnen und Militärs. (Fabian Sommavilla, 21.12.2022)