Einer der über 30 Weihnachtskäferarten Australiens: Anoplognathus porosus.

Foto: Australian Museum

Der Weihnachtskäfer ist in Australien untrennbar mit der festlichen Zeit rund um den Jahreswechsel verbunden. Sein Auftauchen läutet traditionell den Sommeranfang und damit auch den Countdown bis Weihnachten ein – zumindest war das einmal so. Denn während der beige bis gelb oder grün schillernde Käfer früher ein alltäglicher Anblick war, ist er heute selten geworden. Warum das so ist, dafür kursieren unterschiedliche Erklärungen.

Genau genommen handelt es sich beim Weihnachtskäfer nicht um eine einzelne Art, sondern eine Käfergattung aus der Familie der Blatthornkäfer, der insgesamt mehr als 30 Spezies angehören. Am bekanntesten ist der bis zu zwei Zentimeter große Anoplognathus pallidicollis. "Wir haben in Australien dieses wirklich einzigartige biologische Ereignis, bei dem Weihnachten mit der Ankunft dieser wunderschönen, glitzernden, freundlichen Käfer in Verbindung gebracht wird", sagte Tanya Latty von der University of Sydney gegenüber BBC News. Doch das habe sich mittlerweile geändert.

Wo sind sie geblieben?

"Es gibt viele Menschen, die sich daran erinnern, wie dieser Käfer vor zehn, zwanzig Jahren in großer Zahl vorkam", so die Entomologin. Berichte aus den 1920er-Jahren schildern Bäume, deren Äste sich unter dem Gewicht tausender Weihnachtskäfer bogen. Heute könne davon keine Rede mehr sein.

Drei weitere Weihnachtskäferarten (v. li.): Anoplognathus viridiaeneus, Anoplognathus hirsutus und Anoplognathus brunnipennis.
Foto: Australian Museum

Forschende vermuten, dass dies auf die Zerstörung von Lebensräumen zurückzuführen ist. Aber auch der Klimawandel könnte eine Rolle spielen, denn um sich nach der Verwandlung von der Larve zum ausgewachsenen Tier an die Oberfläche zu wühlen, muss der harte, trockene Boden durch Regenfälle aufgeweicht sein. Bei längeren Trockenperioden kann es passieren, dass die Käfer unter der Erde gefangen sind und dort sterben.

Belüfter und Leckerbissen

Die harmlosen Käfer, die weitschichtig mit unseren Mai- und Junikäfern verwandt sind, ernähren sich von den Blättern der Eukalyptusbäume, ihre Larven fressen Graswurzeln. Dabei nehmen sie im Ökosystem einen wichtigen Platz ein: Die Larven sorgen für die Belüftung des Bodens, die adulten Tiere stellen für Vögel und Reptilien eine wichtige Nahrungsquelle dar.

Video: das Christmas Beetle Count Project.
The University of Sydney

Um sich ein klares Bild davon zu machen, wie es um die Weihnachtskäfer tatsächlich steht, hat ein Forschungsteam um Latty eine entsprechende Kampagne ins Leben gerufen: Beim Christmas Beetle Count Project sollen die Australier bei Begegnungen mit einem Weihnachtskäfer ein Foto schießen und dieses mithilfe der App iNaturalist hochladen. Auf Grundlage der so gesammelten Daten hoffen die Wissenschafterinnen und Wissenschafter auf Hinweise darauf, wo die Insekten noch vorkommen, ob der Rückgang alle Weihnachtskäferarten betrifft und vor allem was zu ihrem offensichtlichen Schwund geführt haben könnte.

Wichtige Daten aus dem Citizen-Science-Projekt

"Ohne solche Zahlen können wir die Naturschutzprobleme hier nicht einmal ansatzweise angehen", sagte Latty. Citizen-Science-Projekte wie dieses lieferten wertvolle Informationen, die sonst kaum verfügbar seien. "Meist haben wir nicht die Ressourcen, um derartig umfangreiche Bestandsaufnahmen durchzuführen. Aber so können wir vielleicht viele Bürger überall im Land dazu bringen, diese Daten für uns zu sammeln", sagte sie. "Das gibt den Menschen auch eine Gelegenheit, zum Schutz der Biodiversität beizutragen." (tberg, 23.12.2022)