Bild nicht mehr verfügbar.

Ein großer Christbaum, glänzend geschmückt, und darunter ein großer Haufen Geschenke. Für Kinder ist die Verlockung groß, sofort hinzulaufen und alle Packerln aufzureißen!

Foto: Getty Images/Bernd Vogel

Von wegen Nacht der Andacht! Wer Kinder hat, weiß: Der 24. Dezember läuft anders. Sie stürmen ins Zimmer, die Geschenke werden aufgerissen, Ausnahmezustand, Adrenalin! Nach zehn Minuten ist die Bescherung vorbei, zurück bleibt ein Papier-Schleifen-Haufen. Wer etwas mehr Zauber in die Bescherung bringen möchte: Hier erzählen fünf Eltern und Großeltern, wie das mit der stillen, heiligen Nacht bei ihnen besser klappt.

1. Geschenkpapier recyceln

"Unsere Oma liest uns seit Jahren zu Weihnachten eine Geschichte vor. Sie ist sehr gläubig, und ihr ist dieser Bezug zu Gott immer sehr wichtig. Wir stehen dann immer vor dem aufgeputzten Baum, die Kerzen brennen, und wir lauschen. Sogar die Kinder, die sonst sehr aufgedreht sind, hören ihr immer andächtig zu. Danach wünschen sich alle frohe Weihnachten, jeder holt sich seine Geschenke unter dem Baum. Meine Mutter legt allerdings Wert darauf, dass wir kein Papier und Schleifen verschwenden, deswegen hat sie die Regel eingeführt, dass wir die Geschenke sehr behutsam öffnen müssen. Sie verwendet das Geschenkpapier dann wieder im nächsten Jahr. Ich finde, das ist eine gute Idee, denn auf diese Weise werden die Packerln nicht einfach aufgerissen. Unsere Tochter ist jetzt sechs und respektiert ihren Wunsch total. Sie ist sehr vorsichtig!" (Sandra, 36)

2. Geschenke im Sack

"Wir feiern Weihnachten meist bei den Eltern meiner Freundin. Dort kommt der Weihnachtsmann, nicht das Christkind. Ihr Vater hat sich für seine Enkerln irgendwann eine ganz spezielle Art der Bescherung ausgedacht: Zuerst stehen wir alle vor dem Baum und singen Lieder, dann wünschen sich alle frohe Weihnachten. Die Kinder sind derweil schon ganz aufgeregt, weil sie warten, bis der Weihnachtsmann kommt. Sein Nachbar klingelt dann irgendwann an der Tür, dann rennen alle schnell zur Tür und öffnen sie vorsichtig. Davor steht ein großer Sack, in dem alle Geschenke sind. Der Opa holt den Sack herein und sagt, dass der Weihnachtsmann ihn vor die Tür gestellt hat. Dann wird ein Geschenk nach dem anderen aus dem Sack geholt und an die jeweilige Person verteilt. Natürlich müssen die Packerln vorher mit Namen beschriftet werden. Die Kinder und auch die Erwachsenen lieben diesen Brauch." (Sebastian, 28)

3. Flaschendrehen

"Mein zehnjähriger Sohn und ich haben den Heiligen Abend letztes Jahr bei einer befreundeten Familie verbracht. Die haben auch zwei Kinder in seinem Alter. Bei denen wird gemeinsam musiziert. Die Tochter der Freunde spielt Flöte, ihr Bruder hat auf dem Keyboard gespielt, die Mutter auf der Gitarre. Wir alle haben gesungen. Das war wirklich sehr schön. Danach haben die Kinder ziemlich wilde Musik aufgelegt, und wir haben Punsch mit und ohne Alkohol getrunken. Bei der Familie ist es seit Jahren Tradition, dass sie zur Bescherung Flaschendrehen spielen. Alle setzen sich im Wohnzimmer rund um den Tisch, dann wird gedreht. Die Person, auf die die Flasche zeigt, darf sich als Nächstes ein Geschenk nehmen und öffnen. Dann raten alle, wem es gehören könnte. Das war echt lustig!" (Georg, 48)

4. Geschenke würfeln

"Früher haben alle einfach ihre Geschenke aufgerissen, was ich wahnsinnig schade fand, da die ganze Beschwerung quasi in wenigen Minuten vorbei ist. Freunde von uns haben dann vom Würfelspiel erzählt. Seit zwei Jahren würfeln wir um die Geschenke. Das heißt, ein riesiger Berg von Geschenken (bei uns sind es fünf Kinder) liegt unter dem Christbaum, und wir sitzen alle gemütlich auf der Couch. Das jüngste Kind beginnt. Dann geht es im Uhrzeigersinn weiter. Die Nummern der Würfel haben folgende Bedeutung: 1. Eine Runde aussetzen; 2. Weihnachtslied singen oder Witz erzählen; 3. dem linken Sitznachbarn ein Geschenk bringen; 4. einen Weihnachtsbegriff pantomimisch darstellen, wer ihn errät, darf ein Geschenk öffnen; 5. dem linken Sitznachbarn ein Geschenk bringen; 6. ein eigenes Geschenk auspacken. Das Spiel macht wirklich Spaß und kann stundenlang gespielt werden." (Annemarie, 61)

5. Kinder moderieren lassen

"Weihnachten wird bei uns schon immer ganz genau gleich gefeiert. Uns sind der Ablauf und die Rituale sehr wichtig. Wir sind im Haus meiner Eltern in Bayern. Nach dem Abendessen gehen wir nach oben in den ersten Stock und ziehen uns etwas Gemütliches an, was ein Segen ist, wenn man so viel gegessen hat. Die Kinder bekommen meist schon ihren Pyjama. Mein Papa holt in der Zwischenzeit die Geschenke aus dem Keller und legt sie unter den Baum, er zündet die Kerzen an und spielt auf dem Xylofon. Das bedeutet für die Kinder, dass das Christkind da war. Langsam schleichen wir gemeinsam herunter, alles ist dunkel, nur die Kerzen brennen. Selbst die kleinen Kinder bleiben voller Erstaunen vor dem Christbaum stehen. Unser erster Sohn konnte, bis er drei war, noch nicht warten und wollte sofort zu den Geschenken. Deswegen legt meine Mama immer schon Quetschies oder Kekse mit Schleifen drum ganz vorn hin, damit die kleinen Kinder schon etwas haben und sich beschäftigen, während wir noch singen.

Unser Fünfjähriger nimmt dann ein Geschenk nach dem anderen unter dem Baum weg und überreicht es der jeweiligen Person. Er liebt diese Aufgabe und fühlt sich sehr wichtig dabei. Die anderen sehen voller Spannung beim Auspacken zu und freuen sich mit. Erst dann kommt der Nächste dran. Lustigerweise war das mit den Kindern nie ein Problem, die haben ganz brav gewartet, bis sie dran waren. Sie dürfen auch immer beim Auspacken helfen, dann reißen sie keine anderen Päckchen auf. Zwischendurch trinken die Erwachsenen Cocktails und naschen. Wir sitzen alle gemeinsam im Wohnzimmer und zelebrieren diese Art der Bescherung über Stunden." (Nadja, 34) (Protokolle: Nadja Kupsa, 23.12.2022)