Heuer legt das Christkind verstärkt selbstgemachte und günstigere Packerl unter den Baum.

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Geschenke, Feiertagsessen, Familienbesuche: Weihnachten ist für viele die stressigste Zeit im Jahr. Trotz starker Teuerung wollen viele Menschen in Österreich nicht auf Geschenke verzichten. Selbstgemachte Präsente, 2D-Christbäume und das Wichteln in der Großfamilie – heuer wird Weihnachten oft anders gefeiert, das spürt auch der Einzelhandel. Fünf Protokolle fünf verschiedener Zugänge.


"Wir feiern Weihnachten immer groß – meine Eltern, Geschwister, Großeltern, Tante, Onkel, Cousinen, Cousins sowie Nichten, Neffen und ich. Es ist immer schön, aber auch stressig – Geschenke kaufen und das Kochen sind viel Arbeit. Die Teuerung spüren wir alle sehr, besonders meine Oma und mein Opa in der Pension. Daher möchten wir heuer zurückschrauben – sodass nicht jeder vier oder fünf Geschenke kaufen muss. Oft findet man ohnehin nicht das Passende. Deswegen wichteln wir heuer.

Anfang November haben wir uns darauf geeinigt, zum ersten Mal auszulosen, wer wen beschenkt. Beim Auspacken muss dann erraten werden, von wem das Packerl ist. Wir freuen uns schon alle sehr darauf, weil es daraus ein Spiel macht.

Natürlich gibt es auch ein paar in unserer Familie, die lieber mehr Geschenke hätten. Aber wer weiß, vielleicht wird das Wichteln ja unsere eine neue Familientradition.

Anstatt viele Geschenke zu kaufen, besorgt in Patricks Familie jeder nur eines.
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Weihnachtlich dekoriert haben wir wie immer und alle Engel und Wichtel aus den Schachteln im Keller und Dachboden herausgekramt. Trotz der Teuerung war es der Familie dennoch wichtig, einen großen Christbaum zu haben. Auch beim Essen bleibt alles wie gehabt – auf das jährliche Raclette wird nicht verzichtet.

Aufgrund der starken Teuerung greifen Österreicher heuer zu Weihnachten zu Günstigerem und Selbstgemachtem."


"Am 24. Dezember feiere ich mit meinem Bruder und meiner Mama. Zu Mittag gehen wir zu den Großeltern. Gemeinsam mit zwei unserer Ponys und den Hunden holen wir mit der Laterne das Friedenslicht in der Kapelle. Das hat bei uns Tradition.

Ich komme ungern mit leeren Händen, aber es läppert sich, kauft man jedem in der Familie und allen Freunden etwas für zehn bis 15 Euro.

Heuer habe ich Apfel-Marzipan-Marmelade selbst gemacht. Zum Glück ist sie gut geworden – es war ja mein erster Versuch. Jeder bekommt ein Glas. Ich glaube, die Leute freuen sich über Selbstgemachtes genauso, vielleicht sogar mehr.

Meine Mama wollte mir auch etwas kaufen, aber ich bin mit einem gemütlichen Abend zu dritt glücklich. Zu essen gibt es Toastscheiben mit Lachs, wir decken nicht groß auf. Das hat nichts mit den Teuerungen zu tun, sondern hat sich über die Jahre so ergeben. Zum Schluss gibt es Kekse.

Der 2D-Christbaum besteht aus einem Ast einer großen Tanne.
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Wegen der hohen Preise hat mein Freund heuer einen "2D-Christbaum" gekauft. Er kostet weniger – nur rund 20 Euro – und spart auch viel Platz. Es ist ein großer Ast einer alten Tanne, und der wird in einen herkömmlichen Christbaumständer gesteckt. Lichterketten haben wir diesmal welche mit Batterien ohne Stromanschluss."


"Ich merke nicht, dass die Leute heuer lieber zu Secondhandware greifen. Seit Corona habe ich das Gefühl, dass viele auf Amazon oder Onlineseiten hängengeblieben sind. Das Weihnachtsgeschäft vor der Pandemie lief immer sehr gut. Doch im ersten Jahr ohne Lockdown wurden die Umsätze deutlich weniger.

Ich habe viele Stammkunden. Gerade kam eine Gruppe von Studierenden und kaufte Geschenke für ihre Neffen und Nichten. Sie waren hier aus Überzeugung – neue Geschenke zum vollen Preis hätten sie sich durchaus leisten können.

Immer mehr Geschenke werden per Post bestellt, das spürt auch der Einzelhandel.
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Ich höre aber auch von Bekannten, dass viele einfach keine Lust haben, in Einkaufsstraßen zu fahren. Die meisten bestellen lieber bequem von zu Hause. Es ist zäh. Vis-à-vis ist ein Holzspielzeuggeschäft, dort klingelt es auch recht selten.

Mein Geschäft habe ich seit November 2008, und ich bleibe optimistisch. Vor Corona waren meine Schaufenster im Dezember teilweise leergekauft. Meine Tagesumsätze waren so hoch wie jetzt im ganzen Monat. Es ist nicht einfach, aber es ist eine schöne Aufgabe, und ich liebe meinen Job. Leben kann ich davon nicht, denn seit der Pandemie habe ich keinen einzigen Cent privat eingenommen. Das Geschäft weiter betreiben kann ich nur durch die Unterstützung meiner Familie."


"Weihnachten feiern mein Mann, unsere drei Söhne und ich heuer bei meinen Schwiegereltern. Wir spüren die Teuerung prinzipiell, sind aber in einer guten finanziellen Lage. Wir fragen uns aber generell, warum rund um die Feiertage so viel Geld ausgegeben wird. Im Regelfall schenken wir als Eltern unseren Burschen jeweils ein Geschenk und ein Buch. So oft es geht, kaufen wir Secondhandartikel. Pro Kind, sie sind zwei, vier und sechs Jahre alt, geben wir etwa 50 Euro aus. Das hat sich bei uns mit den Geschenken etabliert. Was die Großeltern machen, ist immer eine andere Geschichte.

Wie viele Geschenke unterm Baum liegen ist von Familie zu Familie unterschiedlich – bei Nina Z. bekommt jedes Kind eines.
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Ansonsten steuern wir in der Familie auch gerne etwas bei, das gebraucht wird – etwa ein Rad oder Skier. Mein Mann und ich schenken uns untereinander nichts – wir wollen ein Haus bauen. Das Weihnachtsessen ist bei uns einfach und schnell gemacht – Hauptsache es schmeckt den Kindern. Kosten und Zeitaufwand werden immer aufgeteilt. Einen eigenen Christbaum haben wir nicht.

Wenn unsere Kinder älter sind, feiern wir vielleicht nur innerhalb unserer Familie. Ich gebe eigentlich gern viel Geld für Dekoration aus. Mit Blick auf die Kosten fürs neue Haus habe ich statt vieler Lichterketten aber lieber nur eine."


"Trotz der starken Inflation und der hohen Energiepreise kaufen und schenken die Leute zu Weihnachten meiner Erfahrung nach weiterhin gerne und viele Geschenke.

Viele greifen verstärkt bei Aktionen zu. Generell wird auffällig lieber Günstiges geschenkt. Wir verkaufen in etwa die gleiche Anzahl an Produkten wie in den vergangenen Jahren, erzielen aber insgesamt eine kleinere Bon-Summe.

Laut Spielzeughändler Sieber sind auch heuer Bücher wieder beliebte Geschenke.
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Viele Eltern wollen wie gewohnt gleich viele Geschenke unter den Baum legen. Sie sind aber nicht dazu bereit, gleich viel wie noch vor ein paar Jahren dafür auszugeben.

Produkte, die heuer wieder zuverlässig funktionieren, sind unter anderem Lego-Sets oder Brettspiele. Ich merke aber, dass viele Kundinnen und Kunden statt 200 Euro für ein Lego-Set jetzt lieber zwei für je 50 Euro kaufen.

Ob diese Weihnachten nachhaltiger konsumiert wird, ist schwer einzuschätzen. Holzspielzeug wird auf jeden Fall vermehrt nachgefragt. In meiner Buchhandlung sehe ich, dass Bücher heuer besonders gerne verschenkt werden. Allerdings sticht keine bestimmte Altersgruppe hervor.

Besonders beliebt sind derzeit Tatsachenberichte oder Biografien – also eher Kategorien für eine ältere und erwachsene Zielgruppe." (Pauline Severin, 23.12.2022)