In Afghanistan werden die Frauen völlig aus der Öffentlichkeit verbannt, gegen sie werden Berufs- und Bildungsverbote verhängt.

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Es gibt drei Staaten auf der Welt, deren politische Systeme gemeinhin als "islamisch" kategorisiert würden. Die Gesellschaft hat sich religiösen Regeln unterzuordnen. Angesichts der Verbrechen, die soeben von Staats wegen an den Iranern und Iranerinnen verübt werden, fällt einem heute zuerst die Islamische Republik Iran ein. Danach kommt das "Emirat" Afghanistan unter der zweiten Herrschaft der Taliban, die immer brutaler werden. Als drittes Land – vielleicht früher als erstes – würde man die absolute Monarchie Saudi-Arabien nennen, jahrzehntelang Exporteur eines salafistischen Islam, wo offiziell der Koran die Verfassung ersetzt.

Völlige Verbannung aus der Öffentlichkeit

In Afghanistan werden die Frauen völlig aus der Öffentlichkeit verbannt, gegen sie werden Berufs- und Bildungsverbote verhängt. Das iranische Regime, dessen Ideologen unverhülltes weibliches Haar nicht verkraften – was eine feministische Protestbewegung ausgelöst hat –, bietet nun den Afghaninnen Online-Studien an und versucht damit zu vermitteln, dass es ganz anders tickt als die paschtunischen Hinterweltler nebenan. Und in Saudi-Arabien, wo ein großer gesellschaftlicher Umbruch im Gange ist, gilt ab jetzt für Studentinnen ein Verbot, bei Prüfungen Abaya, Ganzkörperverhüllung, zu tragen.

Unter dem Banner des Islam

Drei unterschiedliche Zwangssysteme: Gleich ist ihnen, dass über Kleidung und Körper der Frau die Gesellschaftsordnungen ausgefochten werden. Auch in Saudi-Arabien werden Frauen dazu benützt, um etwas sichtbar zu machen: in diesem Fall die soziale Modernität, in die der Kronprinz das Land führt, um jenen internationalen Imagewandel herbeizuführen, den er für seine Projekte braucht. Aber die politische Repression bleibt bestehen – und ein Teil der Opposition wird sich ausgerechnet wieder unter dem Banner des Islam sammeln. Wie seinerzeit unter dem Schah im Iran und bis 2021 unter der vom Westen abhängigen Regierung in Afghanistan. (Gudrun Harrer, 26.12.2022)