Auch von einer unheilbaren Krebserkrankung ließ sich Zach Sobiech nicht unterkriegen.

Foto: Youtube/Clouds by Zach Sobiech

Für viele Menschen ist Musik ein wichtiger Begleiter durch die Höhen und Tiefen des Lebens. Sie kann Feststimmung und Lebensfreude untermalen, aber auch in traurigen Stunden helfen, in denen wir mit Verlust und Schmerz konfrontiert sind.

Manchmal strahlt sie aber auch Inspirationskraft aus, die nicht nur uns selbst durchdringt, sondern auch andere Menschen mitreißt.

Der tanzende Celtics-Fan

So wie einst bei einem Basketballspiel der Boston Celtics. In einer längst legendär gewordenen Aufnahme der Stadionkamera sieht man einen jungen Herrn, der sich vom Bon-Jovi-Evergreen "Living on a Prayer" packen lässt.

Und so tanzt der Celtics-Fan Jeremy Fry, der nach eigener Angabe als Siebenjähriger erstmals einem Match des Teams beiwohnte, den Treppengang hinab. Dabei steckt er nicht nur die Leute um sich mit seiner guten Laune an, sondern auch das ganze Stadion und später Millionen Menschen, als er zur Internetsensation wurde. Die Aufnahme aus der NBA-Saison 2008/09 taucht seitdem immer wieder auf – aber Freude ist ja auch ein zeitloses Gefühl.

Starr Cards

Schicksalsgeprüfte Schottin als Casting-Sensation

Auch das Programmfernsehen schreibt hin und wieder noch schöne Geschichten. So auch hier bei einem Fernseh-Casting. Nicht viel schien für die damals 47-jährige Schottin Susan Boyle zu sprechen, als sie 2009 zur Teilnahme an "Britain's Got Talent" erstmals ins Studio marschierte.

Sowohl die Jury als auch das Publikum begegnete der damals arbeitslosen Frau aus Blackburn, die auch nicht in, wenn auch problematische, jedoch kanonisierte gesellschaftliche Schönheitsideale passte, spürbar skeptisch. Diese Skepsis löste sich nach dem Beginn der Musik aber in Luft auf. In einem denkwürdigen Auftritt verschaffte Boyle sich mit "I Dreamed a Dream" aus dem Musical "Les Misérables" Luft – und Aufmerksamkeit.

Für Publikum und Juroren wurde es zu einer Lektion, Menschen nicht nach Äußerlichkeiten vorzuverurteilen. Für Boyle selbst wurde es zu einem Befreiungsschlag. Sie hatte zugunsten der Pflege ihrer 2007 verstorbenen Mutter einst ihre Gesangsambitionen aufgegeben. Der ihr gewidmete Auftritt sollte ihr letztlich eine zweite Chance bescheren. Die schicksalsgeprüfte Schottin belegte im Finale der Castingshow den zweiten Platz und hat seitdem acht Alben veröffentlicht.

Britain's Got Talent

Ein Lied, stärker als der Tod

Mit Schicksal kennt man sich auch in der Familie Sobiech aus. Sohn Zach war gerade einmal 14 Jahre alt, als bei ihm 2009 ein Osteosarkom, ein bösartiger Knochentumor, entdeckt wurde. Die Diagnose stellte das Leben des Teenagers mit dem fröhlichen Gemüt und sängerischen Ambitionen auf den Kopf. Zeit, die eigentlich für Sport und Spaß dienen sollte, musste er nun für Untersuchungen und Chemotherapie in Krankenhäusern verbringen.

Drei Jahre kämpfte er gegen den Krebs, ehe seine Ärzte den Kampf 2012 medizinisch verloren gaben. Ein Jahr dürfte ihm noch bleiben, schätzten sie damals. Was manche Betroffene wohl in bittere Resignation treiben würde, davon ließ Zach Sobiech sich nicht unterkriegen. Unterstützt von Freunden und Familie setzte er nicht nur seinen als Abschied gedachten Song "Clouds" um. Sondern gründete auch eine Stiftung, die der Unterstützung der Erforschung von Osteosarkomen gewidmet ist.

Zach Sobiech bei einem Liveauftritt mit "Clouds" im Februar 2013.
Hot Head Productions

Sein öffentlicher Umgang mit seiner Erkrankung machte ihn weltweit bekannt. Als der junge Sänger im Mai 2013 verstarb, schnellte "Clouds" an die Spitze von Apples iTunes-Charts. Die Erlöse aus den Einnahmen werden der Stiftung zugeführt. Mittlerweile sind mehrere Millionen Dollar zusammengekommen, die 16 wissenschaftliche Entdeckungen und eine klinische Studie mit einem neuen Medikament ermöglicht haben (Stand 2020).

Zachs Story wurde mehrfach aufgearbeitet. Er wurde im Rahmen der Videoreihe "My Last Days" begleitet, und Disney verfilmte die Geschichte seiner letzten Lebensjahre mit der Produktion "Clouds".

Er selbst wird von seiner Schwester zitiert mit den Worten: "Ich will als der Junge bekannt sein, der mit fliegenden Fahnen untergegangen ist, ohne wirklich zu verlieren." Man darf wohl mit Fug und Recht sagen, dass ihm das gelungen ist. (gpi, 28.12.22)