Amazon sucht nach neuen Einnahmequellen für die Luftfrachtsparte.

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Amazon hat ein Problem, das der Handelsriese nun auf ungewöhnliche Weise zu lösen versucht. Im Zuge der Corona-Pandemie blieben die Menschen zu Hause und kauften verstärkt online ein, was Platzhirsch Amazon Rekordumsätze bescherte. Doch mit dem Abflauen der Pandemie wird die Nachfrage geringer. Das führt dazu, dass die Ladeflächen der rund 100 Frachtflugzeuge von Amazon oft nicht vollbeladen in der Luft sind und zahlreiche Leerflüge entstehen. Deshalb hat das Unternehmen eigens Experten für den Verkauf von Transportkapazitäten angestellt, wie Bloomberg unter Berufung auf zwei Insider berichtet.

Diese sollen Möglichkeiten ausloten, wie die Flieger doch noch voll werden und teure Leerflüge vermieden werden. So sollen Flugzeuge auf dem Rückweg von Hawaii mit den dort angebauten Ananas beladen werden. Bei Flügen von Alaska soll das Hauptexportgut des nördlichsten US-Bundesstaates zugeladen werden: frischer Lachs.

Der Druck, mehr Umsatz mit den Frachtflugzeugen zu generieren, sei in Zeiten reduzierten Wachstums groß, so der nicht namentlich genannte Amazon-Mitarbeiter. Amazon Air wurde im Jahr 2016 gegründet, was umgehend zu Spekulationen führte, dass das Unternehmen intensiv an einer Zustellung noch am selben Tag arbeite. Die Nachfrage nach Luftfracht ist im Jahr 2022 zurückgegangen. So geht der Fachverband IATA davon aus, dass die Verkäufe im kommenden Jahr auf 149,4 Milliarden Dollar sinken dürften – um 52 Milliarden weniger als heuer.

Amazon ist zuversichtlich für 2023

Die angespannte Lage am Markt für Luftfracht dürfte aber das geringste Problem von Amazon sein. Das Unternehmen hat im heurigen Jahr ungefähr die Hälfte seines Aktienwerts eingebüßt, wie "Business Insider" berichtet. Dennoch geht man im Firmenhauptquartier in Seattle davon aus, dass das Jahr 2023 nicht so schlimm wird, wie gemeinhin befürchtet – zumindest aus wirtschaftlicher Sicht. Die Ökonomen gehen davon aus, dass Amazon seine Preise angesichts der Inflation nur um etwa drei Prozent wird steigern müssen, was einem relativ hohen, aber letztlich üblichen Wert entspricht.

Außerdem stamme die große Kundenbasis von Amazon aus Schichten mit höherem Einkommen, und diese Kundschaft könne steigende Preise oder eine Rezession besser verkraften als Menschen mit niedrigerem Einkommen. Sprich: Wohlbestelltere Kundinnen und Kunden können sich den Einkauf bei Amazon weiter leisten, so das Urteil der Analysten. (pez, 27.12.2022)