Xbox gegen Playstation: Wer gewinnt den Konsolenkrieg?

Foto: Lucy Nicholson, Reuters

Richter, Staatsanwälte und Gerichtsreporter kennen das: Wird es eng für einen Angeklagten, dann gibt er schnell ein kleines Verbrechen zu. Damit soll der Verdächtige ehrlich und so die Leugnung der schweren Tat glaubwürdiger wirken. Einer ganz ähnlichen Taktik bedienen sich gerade die beiden Tech-Riesen Microsoft und Sony. Beide sitzen auf der Anklagebank und deuten mit dem Finger auf den jeweils anderen. Sie werfen sich gegenseitig vor, die Spielerschaft des Gegenübers mit Vorsatz vom Genuss der eigenen Blockbuster auszuschließen. Jeder versucht, den anderen als den Bösewicht am Konsolenmarkt hinzustellen.

Ursache der Auseinandersetzung ist einmal mehr die von Microsoft geplante Übernahme von Activision Blizzard um die Rekordsumme von 69 Milliarden US-Dollar. Eine derartig riesige Verschmelzung rief nicht nur Kartellwächter in allen Erdteilen auf den Plan, sondern auch den Hauptkonkurrenten von Microsofts Gaming-Sparte: Sony.

Wer ist der Exklusiv-Bösewicht?

Der japanische Konzern war schnell zur Stelle, um gegen einen Zusammenschluss von Microsoft und Activision Blizzard zu protestieren. Sony befürchtete, die extrem populären "Call of Duty"-Spiele könnten exklusiv auf Microsofts Xbox oder in dessen Gamepass landen. Nutzende von Sonys Playstation könnten durch die Finger schauen. Eine Argumentation, der die US-Handelsaufsicht FTC folgte, sie legte Klage gegen den Übernahmedeal ein.

Das wiederum hat Microsoft nicht auf sich sitzen lassen und hat mit einer 37-seitigen Antwort zurückgeschossen – und diese hatte es in sich. Denn darin geben die Redmonder zu, dass potentielle Superhits wie "The Elder Scrolls VI", "Starfield" und möglicherweise ein "Indiana Jones"-Spiel exklusiv für Xbox erscheinen werden – nur um dann zu behaupten, dass man andere Spiele wie "Minecraft", "Fallout 76" oder "The Elder Scrolls: Online" ja ohnehin auch auf die Playstation gebracht habe.

Microsoft wirft Sony Marktmanipulation vor

In Wahrheit sei aber Sony der Bösewicht, so Microsoft weiter. Dessen Vorwürfe, Microsoft würde Spiele nur noch exklusiv für die eigenen Plattformen veröffentlichen, spiegle nur das Verhalten Sonys wieder, so die Argumente der Anwälte. So habe Sony Verträge mit Drittanbietern getroffen und darin vereinbart, dass wichtige Spiele nicht mehr auf der Xbox-Plattform erscheinen dürfen.

Durch dieses Vorgehen wolle sich Konkurrent Sony einen Wettbewerbsvorteil sichern. Konkret geht es laut Microsoft um das Remake von "Final Fantasy VII" sowie "Final Fantasy XVI" von Square Enix, "Bloodborne" von Fromsoft und "Silent Hill 2" von Bloober Team. Diese Spiele veröffentliche Sony nur im eigenen Ökosystem, obwohl Square Enix bereits angedeutet hatte, dass die "Final Fantasy"-Spiele auch auf der Xbox spielbar sein werden.

Wer den neuen Konsolenkrieg gewinnt, ist noch nicht absehbar. Eines ist aber schon fix: Spielende, die nicht in beide Systeme investieren wollen, sind schon jetzt die Verlierer. (Peter Zellinger, 27.12.2022)