Die Umweltschützerin Greta Thunberg zerlegte auf Twitter einen umstrittenen Influencer, nachdem er versucht hatte, sie zu provozieren.

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Das ist wohl gehörig nach hinten losgegangen: In einem Tweet prahlte der frühere Kickboxer Andrew Tate mit seinen 33 Luxus-Sportwägen und richtete sich dabei direkt an die Klimaschützerin Greta Thunberg. Sie möge ihm eine E-Mail-Adresse für eine komplette Auflistung der Sammlung und die enormen Klimaemissionen schicken. Eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten: "Kläre mich bitte auf und maile mir an kleinerpenisenergie@hastdunichtsbessereszutun.com", ließ Thunberg ihn wissen.

Für genügend Aufmerksamkeit hat Tate mit seinem Fehdehandschuh jedenfalls wieder gesorgt, der Tweet wurde mehr als 112 Millionen Mal angezeigt und bekam mehr als 187.000 Likes. Der Konter, mit dem Thunberg gekonnt auf die Provokation reagiert hat, fand mit 2,7 Millionen Likes jedoch deutlich mehr Anklang.

Doch auch über die bloßen Likes hinaus sprechen die Reaktionen im Internet eine klare Sprache: Den Schlagabtausch dürfte Greta Thunberg ganz klar für sich entschieden haben.

Am Donnerstagabend berichteten rumänische Medien dann, Tate und sein Bruder Tristan seien wegen Verdachts auf Menschenhandel festgenommen worden. Die Justiz war dem mutmaßlichen Vergewaltiger und Bandenkriminellen auf die Schliche gekommen, weil er ein Hassvideo verbreitet hatte, auf dem eine Pizzaschachtel mit rumänischer Aufschrift zu sehen war.

Es habe auch eine Razzia in der Wohnung der beiden in Bukarest gegeben. Die Ermittlungen gegen die beiden Brüder liefen bereits seit April. Insgesamt gebe es vier Verdächtige. Ihnen werde vorgeworfen, eine kriminelle Bande gebildet zu haben mit dem Ziel, "Frauen zu rekrutieren, unterzubringen und auszubeuten, indem sie dazu gezwungen werden, pornografische Inhalte für die Verwendung auf einschlägigen kostenpflichtigen Websites zu produzieren". Man habe sechs Frauen ausfindig machen können, die von den Verdächtigen ausgebeutet worden seien.

Letzte Bastion Twitter

Frauenfeindlichkeit, Gewaltverherrlichung und Verschwörungstheorien: Neben dubiosen Geschäften ist vor allem die Provokation das Geschäftsmodell von Andrew Tate. Ein Modell, das dem Ex-Kickboxer und Reality-TV-Schauspieler nach der Reihe Sperren auf den Social-Media-Plattformen Facebook, Instagram, Youtube und Tiktok eingebracht hat. Das Twitter-Konto von Tate war auch gesperrt, bis Elon Musk die Sperre am 19. November wieder aufheben ließ.

Tate wurde auf Twitter wegen rassistischer und homophober Aussagen gesperrt, nachdem er bei "Big Brother" rausgeflogen war, weil ein Video auftauchte, in dem er eine Frau mit einem Gürtel geschlagen haben soll. Laut "Spiegel" soll sich der britisch-amerikanische Doppelstaatsbürger nach wie vor in Rumänien aufhalten, wo gegen ihn Ermittlungen wegen Menschenhandels und Vergewaltigung laufen.

Seit der Aufhebung der Sperre treibt Tate auf Twitter wieder sein misogynes Unwesen, retweetet Videos von Wladimir Putin oder postet eigenartige Videos von "seinem Schloss" in Rumänien. Seiner Gefolgschaft scheint dies keinen Abbruch zu tun, er hat nach wie vor 3,4 Millionen Follower.

Peinliche Antwort von Tate

Die Antwort von Greta Thunberg und die hämischen Reaktionen dürften Tate jedenfalls geärgert haben. In einem zweiminütigen Video versucht der umstrittene Influencer den Spieß noch einmal umzudrehen und interpretiert die Antwort von Thunberg so, als würde sich die von ihr getätigte Aussage auf sie selbst beziehen. "Danke, dass du über deine E-Mail-Adresse bestätigt hast, dass du einen kleinen Penis hast", so Tate im Tweet. Damit erspart er der Klima-Ikone jedenfalls eine Antwort: Mit diesem Video hat er sich bereits selbst bloßgestellt. (bbr, APA, 29.12.2022)