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Elon Musks Anweisungen waren klar: Schaltet das Datenzentrum ab. Am Weihnachtsabend bestiegen laut einem Bericht der "New York Times" ("NYT") mehrere Twitter-Angestellte ein Flugzeug nach Sacramento, wo sich eines von drei Hauptdatenzentren der Plattform befindet. Die Mission: den Stecker ziehen.

Die Bedenken mancher Mitarbeiter, der Kurznachrichtendienst würde nicht mehr richtig funktionieren, wurden ignoriert: Geld sparen war das von Musk vorgegebene Ziel, wie die "NYT" unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet.

Angestellte sollen Mietverträge nachverhandeln

Die Abschaltung des Rechenzentrums war aber nur einer von mehreren drastischen Schritten, die auf Musks Anordnung hin geschahen, um Kosten zu sparen. Seit Wochen wird die Miete für das Hauptquartier in San Francisco und anderen Büros nicht mehr bezahlt. Laut Musk sollten seine Angestellten die bestehenden Verträge neu verhandeln oder sie einfach beenden.

Laut dem Bericht steht das Twitter-Hauptquartier bald vor der Zwangsräumung. Der Reinigungsdienst wurde drastisch gekürzt, ebenso wurde die Zahl der Sicherheitsmitarbeiter durch Musk drastisch reduziert. Manche Mitarbeiter bringen ihr eigenes Toilettenpapier zur Arbeit mit.

Bekanntlich hat Musk das Social Medium im Oktober um 44 Milliarden US-Dollar gekauft und dafür auch Schulden gemacht. Die Zinszahlungen dürften sich auf etwas mehr als eine Milliarde Dollar pro Jahr belaufen. Während einer Debatte via Twitter Space verglich Musk die finanzielle Lage von Twitter mit einem "Flugzeug, das mit hoher Geschwindigkeit auf den Boden zusteuert, während die Motoren brennen und die Steuerung nicht funktioniert".

Remo Uherek

Verlust von drei Milliarden Dollar im Jahr

Demnach dürfte der Verlust von Twitter im Jahr 2023 rund drei Milliarden Dollar betragen. Eine "negative Cashflowsituation", wie Musk es nennt. Ganz unschuldig ist der Milliardär daran freilich nicht: Twitter muss die Schulden Musks aus der Unternehmenskasse begleichen, und noch dazu wurden durch dessen eigenwilligen Führungsstil und Änderungen an der Plattform die Werbekunden in Massen verscheucht. "Deshalb habe ich wie ein Verrückter die Kosten gesenkt", gab Musk zu Protokoll.

Mittlerweile kommen die drastischen Sparmaßnahmen auch bei den Usern an. Am Mittwoch berichteten Twitter-User aus aller Welt von Ausfällen der Plattform. Der Grund dafür ist unbekannt, könnte aber sehr wohl mit der Abschaltung des Rechenzentrums in Sacramento zu tun haben. Musk leugnete, dass es zu Ausfällen kam: "Bei mir funktioniert es", twitterte er.

Laut einem internen Dokument, das der "New York Times" vorliegt, hat Musk seit Anfang November versucht, etwa 500 Millionen US-Dollar an Nicht-Lohnkosten einzusparen. Außerdem hat er seit Abschluss des Kaufs fast 75 Prozent der Belegschaft des Unternehmens entlassen oder gekündigt. (red, 30.12.2022)