Laut Paul Krugman kann Tesla – im Gegensatz zu Apple und Microsoft – keine Netzwerkeffekte nutzen.

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Nicht nur die Kryptowährung Bitcoin, auch die Aktie des von Elon Musk geführten Autobauers Tesla hat schon einmal bessere Zeiten gesehen. Von Anfang 2020 bis zum Peak im November 2021 war es für das Wertpapier stetig bergauf gegangenen, dann kam der Crash: Von einst 1,2 Billionen Dollar Marktkapitalisierung sank diese Kennzahl bis zum Jahresende 2022 auf knapp 389 Milliarden Dollar.

Dies veranlasst Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman, in seiner Kolumne der New York Times die Frage zu stellen, ob Teslas Erfolgsgeschichte überhaupt jemals Sinn gemacht habe – oder ob der Höhenflug, ähnlich wie bei Kryptowährungen, vor allem auf Hype und Hoffnungen beruht habe.

Keine Netzwerkeffekte

Denn Tesla fehlt etwas, das einen Großteil des Erfolgs anderer Tech-Konzerne ausmacht, so der Ökonom: Netzwerkeffekte. So verfügt Apple etwa über ein Netzwerke aus Geräten, Apps und Dienstleistungen, das für die Kundinnen und Kunden ein schlüssiges Gesamtbild ergibt und das zu Verlassen entsprechende Unannehmlichkeiten mit sich bringt. Ähnlich verhält es sich bei Microsoft: Word und Excel sind die vorherrschenden Office-Programme und somit die erste Wahl für Unternehmen, wenn sie ihre Firmenrechner einrichten.

Tesla hat nichts dergleichen und tut sich somit schwer, sich von der wachsenden Konkurrenz etablierter Autokonzerne auf dem Feld der E-Mobilität zu behaupten, so Krugman. Es sei somit fraglich, wie Tesla den Markt beherrschen will, wenn die Begeisterung für die Produkte nachlässt.

Lichtfigur Elon Musk

Und diese Begeisterung dürfte gezwungenermaßen nachlassen – nicht zuletzt, weil Teslas Kultstatus auf dem Image Elon Musks beruht, ein unorthodoxer Visionär zu sein. Dieser Effekt kehrte zuletzt ins Gegenteil, allem voran aufgrund von Musks chaotischer Twitter-Übernahme.

Die dortigen Zustände veranlassen Krugman, auch an Musk selbst kein gutes Haar zu lassen: "Basierend auf dem, was wir von Musks Verhalten gesehen haben, würde ich ihn noch nicht mal meine Katze füttern lassen, ganz zu schweigen von der Führung eines Konzerns", schreibt der Nobelpreisträger.

Investoren sind pessimistisch

Diese Ansicht dürften auch Musks Geldgeber im Rahmen des Twitter-Deals teilen: Fidelity, einer der Co-Investoren, hat die Bewertung des eigenen Twitter-Anteils jüngst um 56 Prozent gekürzt. Die Ursache dafür liegt zwar auch in makroökonomischen Trends, zu einem guten Teil sind aber interne Gründe dafür verantwortlich.

So kämpft das Netzwerk zunehmend mit technischen Problemen, ebenso wie mit wirtschaftlichen. Twitter muss für den eigenen Schuldenberg in den kommenden sieben bis acht Jahren rund neun Milliarden Dollar an Zinsen zahlen, während das Anzeigengeschäft unter den chaotischen Zuständen leidet: Rund die Hälfte der einstigen Top-100-Werbekunden hat dem Netzwerk mit dem blauen Vogel inzwischen den Rücken zugewandt. (stm, 1.1.2023)