Mit ihrer Produktionsfirma Archewell Productions verfügen Harry und Meghan über millionenschwere Deals, die für Medienpräsenz sorgen sollen.

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Wirtschaftskrise, Streiks, ein katastrophales Gesundheitswesen, aber Großbritanniens Öffentlichkeit kennt nach wie vor nur ein Thema: das der abtrünnigen Royals Harry und Meghan. Nach dem alten Sprichwort "Besser eine miese Schlagzeile als gar keine" bleibt das derzeit meistdiskutierte Ehepaar der Welt im Gespräch. Mit dem am Dienstag erscheinenden und in wesentlichen Details vorab bereits weidlich ausgewalzten Buch ist zusätzlich zur Netflix-Serie Anfang Dezember für weiteren Diskussionsstoff gesorgt.

Der wird auch dringend benötigt, schließlich geht es um eine Selbstvermarktungsmaschinerie, die nicht nur maximale Aufmerksamkeit generieren soll, sondern die auch aus ökonomischen Gründen auf Hochtouren laufen muss. Mit ihrer Produktionsfirma Archewell Productions verfügen die beiden über millionenschwere Deals, die für Medienpräsenz sorgen sollen.

  • "Live to Lead": Die siebenteilige Porträtserie über herausragende Persönlichkeiten wie die US-Juristin Ruth Bader-Ginsburg, Klimaaktivistin Greta Thunberg, die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern und die Feministin Gloria Steinem ist auf Netflix bereits abrufbar. "Es geht um Menschen, die mutige Entscheidungen getroffen haben ...", sagt Harry darin, und Meghan ergänzt: "... um für Wandel zu kämpfen und Anführer zu werden." Jede der insgesamt sieben Folgen dauert 25 Minuten.
  • "Heart of Invictus": Im Werden ist eine Doku über den von Harry gegründeten Sportwettbewerb mit kriegsversehrten Soldaten und Soldatinnen.
  • Podcast: Wer noch mehr braucht: Auf Spotify kann man Meghan Markle in der Podcast-Reihe "Archetypes" hören. Über die App "Better Up" gibt der Königssohn Coachingtipps.

Der Netflix-Deal soll den beiden mehr als 110 Millionen Dollar eingebracht haben. Laut Netflix-Angaben wurde die Doku in den ersten zwei Wochen bisher in 33 Millionen Haushalten weltweit angesehen. Der Vertrag mit Spotify wird auf 18 Millionen Dollar geschätzt. Einen direkten Draht hat die Schauspielerin Markle zur Talkshow-Milliardärin Oprah Winfrey im Zusammenhang mit einer veganen Lebensmittelmarke. Für das Buch "Spare" soll Harry einen Vorschuss von 20 Millionen US-Dollar erhalten haben.

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DER STANDARD

Es geht um viel

Für Harry und Meghan geht es um Publicity und Vermögensvermehrung. Für Netflix geht es ums reine Geschäft, und dieses wird nicht leichter: Jüngste Zahlen von Analysten prognostizieren insbesondere dem britischen Markt schwierige Zeiten. So wird erwartet, dass die Abonnentenzahlen von Netflix im Vereinigten Königreich 2023 zum zweiten Mal sinken werden, weil die Lebenshaltungskostenkrise ihren Tribut fordert und der neue, billigere, werbegestützte Dienst des Streaming-Riesen Zeit braucht, um die Nutzer zu überzeugen.

Der weltgrößte Streaming-Dienst soll im Jahr 2022 rund 500.000 Abonnenten allein in Großbritannien verloren haben. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil, Branchenanalysten rechnen mit weiteren 200.000 Abonnenten weniger, weil der Druck der Teuerung nicht nachlässt. Das Sparprogramm des Onlinestreamers bekamen in der Folge auch Harry und Meghan zu spüren: Pläne für eine Kinderserie, bei der Markle als Produzentin vorgesehen war, wurden nicht weiterverfolgt.

"What's next?", fragen infolgedessen britische Medien. Laut Geschäftsmodell haben die beiden nur sich selbst als Produkt. Ein Umstand, den sie mit Netflix gemein haben und der sie anfälliger gegenüber Marktschwankungen macht. So wie Netflix keine Abo-Zahlen bekanntgibt und Erfolg am Buzzlevel in sozialen Medien misst, muss auch bei "H&M" das Aufregerpendel ausschlagen. Sinken die Abo-Zahlen, sinkt der Marktwert von Netflix, sinkt das Interesse an Harry und Meghan, sinkt deren Marktwert. Nachschub muss her. Die nächste Enthüllungsstory kommt bestimmt. (Doris Priesching, 10.1.2023)