Zerstörung in Kiew nach einem Angriff am 31. Dezember. Viele der jüngsten Drohnen aus Russland sollen ukrainischen Angaben zufolge aber abgefangen worden sein.

Foto: AP Photo/Renata Brito

Kiew – In der Ukraine ist auch am zweiten Tag des Jahres Russlands Beschuss von Kiew und Umgebung weitergegangen. Mit unbemannten Drohnen soll so vor allem wieder die Infrastruktur angegriffen worden sein. Es kam erneut zu Stromausfällen. Viele Drohnen wurden laut Kiewer Angaben aber abgefangen.

Russland musste indes zu Neujahr selbst hohe Verluste hinnehmen und diese am Montag auch einräumen. Bei einem ukrainischen Angriff auf eine Militärunterkunft nahe der Bergbaustadt Makijiwka im Osten der Ukraine seien 63 russische Soldaten getötet worden. Die Ukraine habe mit sechs Himars-Raketen angegriffen, zwei von ihnen seien abgefangen worden. Es handelte sich um die bisher höchste von Russland selbst genannte Zahl von Toten an einem Ort. Moskau nennt sonst kaum Zahlen getöteter Soldaten in den eigenen Reihen.

Das ukrainische Verteidigungsministerium sprach sogar von bis zu hunderten toten russischen Soldaten. Es habe sich um einen ukrainischen Angriff in der Silvesternacht auf Quartiere gehandelt, in denen russische Rekruten untergebracht gewesen seien. Im Internet veröffentlichte Filmaufnahmen, die nicht verifiziert werden konnten, zeigen ein zerstörtes Gebäude. Das ukrainische Militär wurde angeblich wegen der hohen Aktivität von Datenverkehr mit Mobiltelefonen auf den Standort aufmerksam.

Vor allem einflussreiche Militärblogger kritisierten die Verluste. Igor Girkin, ein ehemaliger Offizier, der bei der Annexion der Krim 2014 aktiv war, bemängelte auf Telegram, dass eine Stationierung von derart vielen Soldaten und von Ausrüstung in Reichweite von Himars-Raketen nicht zum ersten Mal schiefgegangen sei.

Auszahlung von EU-Geldern

Unterdessen ging auch der diplomatische Austausch weiter. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat im ersten Gespräch des Jahres mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die langfristige Unterstützung der EU für die Ukraine bekräftigt. Ihr zufolge stellt die EU in diesem Winter etwa Generatoren, Glühlampen und Schulbusse zur Verfügung. Auch die Auszahlung der für 2023 vorgesehenen 18 Milliarden Euro werde bald beginnen. Zugleich wurde der EU-Gipfel mit der Ukraine angekündigt, er soll am 3. Februar in Kiew mit von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel stattfinden.

Außenminister Alexander Schallenberg empfing am Montag den indischen Außenminister Subrahmanyam Jaishankar in Wien. Er setze hohe Erwartungen in das neue G20-Vorsitzland Indien als möglichen Vermittler für Friedensverhandlungen in der Ukraine, sagte Schallenberg. Für den früheren Nato-General Hans-Lothar Domröse könnte dieser Zeitpunkt schon 2023 kommen: "Ich rechne im Frühsommer mit einem Stillstand, an dem beide Seiten sagen: Jetzt bringt es nichts mehr", sagte der Deutsche in Interviews. Die Verhandlungen dürften aber dann noch lange dauern. (mhe, 2.1.2023)