Pelé thronte noch einmal ganz oben. Sein Sarg, eingehüllt in die brasilianische Flagge und die "seines" FC Santos, lag auf dem Dach eines Feuerwehrautos, Kadetten der Militärpolizei-Akademie hielten daneben Ehrenwache – und unten auf den Straßen feierten sie ihren Helden. Tausende Fans begleiteten "O Rei", den König des Fußballs, auf seinen letzten Metern durch Santos.

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Mit einem bewegenden Trauerzug nahm Brasilien am Dienstag endgültig Abschied von Pelé, immer wieder ging es kaum im Schritttempo vorwärts, alle Kirchenglocken in Santos läuteten zu Ehren des wohl größten Fußballers der Geschichte.

Am Strand malten Fans ein riesiges Herz in den Sand, darin stand: "Pelé, du wirst ewig sein." Nur Edson Arantes do Nascimento, so sein bürgerlicher Name, wurde dreimal Weltmeister.

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"Es gibt niemanden, der mit Pelé vergleichbar ist", sagte Staatspräsident Luiz Inacio Lula da Silva. Und trotz all des Ruhms sei er stets "bescheiden" geblieben: "Ich hoffe, dass er im Himmel wieder Fußball spielt."

Nach der Prozession, die auch an dem Haus vorbeiführte, in dem seine 100 Jahre alte Mutter lebt, wurde Pelé dann im kleinen Kreis der Familie beigesetzt.

Das Memorial Necrópole Ecumênica ist laut Angaben des Guinness Buch der Rekorde das höchste Friedhof-Gebäude der Welt. Die Einrichtung im Stadtteil Marapé verfügt auf 14 Stockwerken über etwa 16.000 Grabstätten. In dem Gebäude gibt es Suiten, eine Kapelle sowie ein Restaurant und es ist 24 Stunden und 365 Tage im Jahr geöffnet. Wann der Bereich mit Pelés Gedenkstätte für die Öffentlichkeit geöffnet wird, wollte die Familie noch entscheiden.

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Tausende wollten ihrem Idol zum Abschluss der Trauerfeierlichkeiten noch einmal ganz nahe kommen, über 230.000 Fans und Wegbegleiter erwiesen Pelé alleine bei der öffentlichen Totenwache die letzte Ehre – und zogen am Sarg vorbei. So auch Staatspräsident Lula (Bild).

Der Politiker, mit einem Helikopter eingeflogen, nahm am Dienstagmorgen Abschied und zollte "seinen Respekt und seine Anerkennung". Weit über 1000 Journalisten aus 31 Ländern berichteten vor Ort über das Geschehen.

Lula, der sein Amt am Sonntag mit einer Zeremonie antrat, die mit einer Schweigeminute für Pelé begann, hielt vor dem Sarg inne, umarmte die Witwe Marcia Cibele Aoki sowie andere Familienmitglieder und sprach ein Gebet.

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Pelés einbalsamierter Leichnam war im Stadion seines ehemaligen Klubs FC Santos 24 Stunden lang aufgebahrt, die Warteschlange zog sich teilweise kilometerweit. Unter dem Applaus der Familie und von Freunden wurde der Sarg dann um 10.04 Uhr Ortszeit verschlossen, die Witwe war in Tränen aufgelöst.

Aus der aktuellen Selecao um Superstar Neymar war niemand vor Ort, allerdings spielen die meisten Profis auch in Europa. Aber auch Größen wie Ronaldo, Romario, Cafu oder Kaka erschienen nicht zur Zeremonie, aus den beiden letzten Weltmeister-Mannschaften war nur Mauro Silva anwesend – dies sorgte in Brasilien durchaus für Verwunderung und Kritik.

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Fifa-Präsident Gianni Infantino war am Montag angereist, hatte Pelé als "ewige Ikone des Fußballs" bezeichnet und erklärt, der Weltverband werde alle Mitgliedsländer auffordern, jeweils ein Stadion nach Pelé zu benennen. Wenig später sorgte Infantino mit einem Selfie bei der Totenwache für Kopfschütteln.

Dazu äußerte er sich auf Instagram: "Ich möchte klarstellen, dass ich mich sehr geehrt fühlte, als Mannschaftskameraden und Familienmitglieder des großen Pelé mich fragten, ob ich ein paar Fotos mit ihnen machen könnte. Und natürlich habe ich sofort zugesagt", schrieb der Weltverbandschef bei Instagram.

Einige von Pelés einstigen Mitspielern beim FC Santos hätten ihn am Montag unweit des offenen Sarges des verstorbenen Idols darum gebeten, "ein Selfie von uns allen zusammen zu machen, aber sie wussten nicht, wie man das macht. Um ihnen zu helfen, nahm ich das Handy von einem von ihnen und machte das Foto von uns allen für ihn", rechtfertigte sich Infantino.

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Pelé, der 1958, 1962 und 1970 Weltmeister war, starb am 29. Dezember an den Folgen einer Krebserkrankung.

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