Wer glaubt, die Reichen hätten keine Sorgen, den können wir heute eines Besseren belehren. Da wären zunächst die Heizkosten für die Schlösser, dann die hohen Spritpreise für die Yachten und, nicht zu vergessen, die leidigen Steuern, vor denen man ständig davonlaufen muss. Zumindest eine Sorge aber kann ihnen Anita G. Schwarzenberg, die sehr sympathische Inhaberin der Elite-Partnervermittlungsagentur Sympathica, nehmen, jedenfalls dann, wenn man sich in dieser einen Sache vertrauensvoll an sie wendet: dass man als reicher Topf keinen passenden Deckel findet.

Diese äußerst kultivierte Chefin mehrerer internationaler Niederlassungen, jedoch mit bodenständiger Herkunft aus dem münsterländischen Herzebrock-Clarholz, hatte immer schon ein Faible für große Herausforderungen. Und in der Liebe das passende Gegenüber zu finden, das ist keine geringe Herausforderung, zumal in Kreisen, in denen sie sich bewegt. Zwar begann sie als junge Dame noch für ein regionales Partnervermittlungsinstitut zu arbeiten, "in der es ganz bodenständige Klientel gab, was da halt so lebte". Doch gründete sie bereits 1985 ihr eigenes Institut, "und um die Einführung des Euro herum haben wir dann geschaut, für welche Klientel wir das meiste bewirken können". Seither vermittelt sie nur noch Unternehmer, Akademiker in gehobenen Positionen oder Leute, die auf der "Forbes"-Liste stehen, kurz: die oberen 2.000.

Anita G. Schwarzenberg, Verkupplerin der Elite.
Foto: Christian Fischer

Für immer

So viele sind es zurzeit nämlich, die im von Sohn Philipp digitalisierten Karteikästchen des Instituts angelegt sind, das von IT-Spezialisten gesichert wird wie der Goldschatz in Fort Knox, denn: "Stellen Sie sich vor, da käme in die Öffentlichkeit, wer über unser Institut gerade einen Partner oder eine Partnerin sucht." Da wären gewisse Chatnachrichten ein Einschlafbuch dagegen.

Warum aber, fragt man sich, geht diese Klientel, die alles hat und jeden kennt, nicht einfach hinunter in die Innenstadtbars, zeigt, was sie hat, und nimmt mit nach Hause, was sich so findet? "Na, da müssen Sie mal schauen, wer in diesen Innenstadtbars herumhängt, sag ich jetzt mal ganz lasch!", lacht die vermittelnde Dame. "Da will ich ja niemandem zu nahe treten, aber dort findet man nicht unbedingt etwas fürs Leben." Genau darum gehe es ihrer Klientel aber: "Wenn man zu uns kommt, dann sucht man ganz traditionell den Partner für immer." Und wo wir schon von Tradition reden: "Eine Dame wünscht sich auch in der heutigen Zeit einen Mann, der so ein ganz kleines bisschen über ihr steht, den sie für etwas bewundern kann. Der eine gewisse Bildung mitbringt und sich auf Augenhöhe mit ihr unterhalten kann. Und der – ganz wichtig! – keine Angst vor einer erfolgreichen, eigenständigen Frau hat." Sagt eine sehr erfolgreiche, eigenständige Frau, die es wissen muss.

Keine Hallodris

Egal nun aber, ob Dame oder Herr, ängstlich oder forsch – alle nehmen zunächst meist telefonisch mit ihrem Institut Kontakt auf. Da merkt sie schon nach den ersten Sätzen, ob das jemand ist, mit dem sie sich näher beschäftigen möchte. "Wir hören das daran, wie man sich meldet, wie man spricht und sich ausdrückt: 'Na ja, ich such ne Frau!', das geht gar nicht." Außerdem: "Jemand, der keine Ausbildung hat oder nichts mit sich anzufangen weiß, den nehmen wir auch nicht." Und den gemeinen Hallodri? "Der würde ja für Partnersuche niemals Geld ausgegeben", erklärt Sohn Philipp, der seit sechs Jahren im Unternehmen tätig ist und Mutters Partnervermittlungstalent kennt, seit sie ihn aus der Geburtsklinik mit nach Hause genommen hat: "Da hatte ich ihn immer am Arm, wenn ich telefonierte!", lacht sie, und er hörte Sätze wie: "Sie müssen beim ersten Rendezvous eine positive Emotionsspirale initiieren."

Die "Diskrepanz zwischen Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung" erkennt mittlerweile aber auch der Sohn auf den ersten Blick: "Und wenn wir die feststellen, dann weisen wir darauf hin und sagen, dass eine Vermittlung unserer Einschätzung nach nicht funktionieren wird und wir daher von einer Zusammenarbeit absehen. Punkt." Mit anderen Worten: Unten ist die Campari-Bar, und weiter drüben das Fabios. Da können Sie Ihr Glück ja gerne versuchen.

Nicht unrealistisch sein

Mit offenen Armen hingegen empfangen sie Damen ab Anfang 20 und aus so guten Elternhäusern, dass die Eltern oftmals gleich mitkommen. "Da steckt großes Vermögen dahinter, da möchte man eben genau nicht den Hallodri, der alles verjubelt." Im Gegenteil möchte man das Vermögen durch Hochzeit vielleicht sogar vermehren, darüber hinaus gehe es ums "Weiterkommen im Leben und um Erfüllung". Kommen also auch 60-jährige Herren, die ihre Erfüllung gerne mit einer 20-jährigen Dame an ihrer Seite finden möchten? "Mit denen unterhalten wir uns gar nicht, denn das ist unrealistisch", sagt der 33-jährige Sohn, der 2019 auch eine eigene Vermittlung für homosexuelle Männer ins Leben gerufen hat, energisch. Und das liege wiederum nicht selten an der verbogenen Eigenwahrnehmung: "Neulich rief ein älterer Herr an und meinte, er wäre finanziell unabhängig", ergänzt die Chefin. "Aber finanziell unabhängig ist immer so eine Sache, sag ich mal. Das war nicht das, was wir darunter verstehen."

Seit 2019 ist auch Sohn Philipp Teil der Partnervermittlung.
Foto: Christian Fischer

Besagter Herr hätte vermutlich nicht einmal den höheren vier- oder fünfstelligen Betrag aufgebracht, den man im Voraus löhnen muss, damit ein Dossier mit Foto, finanzieller Aufstellung, persönlichem Hintergrund, Kinderwunsch ja/nein usw. angelegt und ausgewertet wird, dafür brauchen sie eine Woche. Danach wird ein erster Partnervorschlag vermittelt und bei Interesse ein paar Zeitfenster für die telefonische Kontaktaufnahme vereinbart, man hat ja auch anderes zu tun. Sohn Philipp: "Da gibt es verschiedene Bereiche, innerhalb derer wir die Menschen zusammenbringen können. Es gibt die Jetsetter, die konservativ Etablierten, die Familienunternehmer in dritter Generation oder die kultivierte Mitte wie Mediziner oder Manager, die nicht an der totalen Spitze der Gesellschaft sind, aber schon sehr solide im Leben stehen, verglichen mit dem gesamtgesellschaftlichen Durchschnitt."

Diese Lebensrealitäten könne man nur bedingt miteinander bekannt machen, die blondierte Golfspielerin wird daher dem "etablierten Familienunternehmer, der die Heritage, die Bürde und Verantwortung des Namens trägt", eher nicht vorgeschlagen, weil der "einen komplett anderen Horizont" als die Golfspielerin hat. "Die eine lebt im Moment, der konservativ etablierte Herr lebt planend und vorausschauend." Und so eine Golfrunde lässt sich eben nicht planen.

Keine Reklamation

Ihr annähernd absolutes Wissen über den erfolgversprechenden Prozess der Annäherung ("Das erste Rendezvous positiv gestalten! Keine Abhakliste! Sei die beste Version deines Selbst!") führt zu jährlich unzähligen erfolgreichen Vermittlungen und einer Erfolgsquote von weit über 90 Prozent, pro Woche gehen hunderte Exposés an ein potenzielles Gegenüber. Erfolgsdruck empfinden sie dabei aber nicht, denn ihre Aufgabe ist ja alleine die Vermittlung: "Wir verstehen es, passende Paare zusammenzubringen, aber was die Paare dann daraus machen, das obliegt alleine ihnen." Reklamationen werden daher nicht entgegengenommen. Und für die wenigen, die justament nicht auf ihre Tipps hören wollen, bleiben ja immer noch die Innenstadtbars. (Manfred Rebhandl, 5.1.2023)