Auch in der über zweitausendjährigen Geschichte der katholischen Kirche gibt es immer noch Neuheiten: Zum ersten Mal hielt am Donnerstag ein amtierender Papst das Requiem für einen verstorbenen Papst. Zustande kam die außergewöhnliche Situation allein deshalb, weil es eine solche Konstellation noch nie gab. Bisher war beim Tod des vorigen Papstes der Nachfolger noch nicht bestimmt. Doch nach dem Amtsverzicht von Benedikt XVI. Ende Februar 2013 kam es zur sogenannten Kohabitation, also dem gleichzeitigen Dasein zweier Päpste.

So stand Papst Franziskus seit 9.30 Uhr in der Peterskirche in Rom persönlich der Totenmesse für den am Silvestertag verstorbenen Benedikt XVI., mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, vor und hielt die Predigt. Seine letzte Ruhestätte findet er im ehemaligen Grab seines von ihm sehr geschätzten Vorgängers Papst Johannes Paul II. Schon der Weg seit Ratzingers Tod zum Requiem am Donnerstag war Neuland. (saw, mesc, mhe, 5.1.2023)

Unmittelbar nach der Trauerfeier wurde der emeritierte Papst in den Vatikanischen Grotten gebracht, wo in der weitverzweigten Krypta des Petersdoms die meisten Päpste bestattet sind. Seine letzte Ruhestätte findet Benedikt XVI., wie er es sich gewünscht hat, im ehemaligen Grab von Johannes Paul II. Die sterblichen Überreste von Karol Wojtyła waren nach seiner Heiligsprechung durch Franziskus im Jahr 2014 in eine Seitenkapelle des Petersdoms transferiert worden.

Hier sind dann nur mehr wenige Kardinäle, der Zeremoniär sowie der Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein anwesend. Ob Papst Franziskus trotz seiner Gehbehinderung ebenfalls dabei sein wird, hatte der Vatikan zunächst offengelassen. Der Sarg aus Zypressenholz, der auf dem Petersplatz zu sehen war, wird dann versiegelt und in einen Zinksarg gelegt, der ebenfalls versiegelt wird. Der Zinksarg wiederum wird in einen weiteren Holzsarg gelegt, der dann schließlich in das Grab hinabgelassen wird.

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Papst Franziskus konnte die Messe am Donnerstagvormittag am Petersplatz – wie in jüngster Zeit wegen seiner gesundheitlichen Schwierigkeiten infolge eines Knieleidens öfters geschehen – nicht selbst zelebrieren, sondern stand ihr vor.

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Kardinal Giovanni Battista Re übernahm die Zelebration am Altar. "Vater, in deine Händen übergeben wir seinen Geist", sagte Franziskus am Ende seiner Predigt für Benedikt XVI.

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Die Liste der prominenten Gäste war lang. Am Foto in der ersten Reihe zu sehen: Neben dem portugiesischen Präsidenten Marcelo Rebelo de Sousa, dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda, Litauens Präsident Gitanas Nauseda auch royale Prominenz wie Sofia von Spanien oder das belgische Königspaar Philippe und Mathilde.

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Natürlich war auch Italiens Staatsspitze vertreten: Premierministerin Georgia Meloni und Präsident Sergio Mattarella.

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Zehntausende Menschen waren insgesamt am Petersplatz. Viele Menschen kamen aus Deutschland. Rund 200 Gebirgsschützen aus 47 Kompanien aus Bayern reisten etwa mit Bussen an. Einige Pilger zeigten ein Spruchband mit der Aufschrift "Danke Benedikt" aus. Viele Fahnen waren zu sehen. Ratzinger war der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren.

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Vor dem Beginn der Trauermesse wurde der Sarg von Benedikt XVI. auf den Petersplatz getragen.

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Wenn es jemanden gibt, der den emeritierten Papst als Mensch besonders gut kennt, dann ist das Erzbischof Georg Gänswein. Er berichtet auf Vatikan News über die letzten Worte Joseph Ratzingers, die er in Anwesenheit seiner Pflegekraft gesagt haben soll. Und zwar auf Italienisch: "Signore ti amo" ("Herr, ich liebe dich").

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Bereits in der Früh sammelten sich am nebeligen Petersplatz in Rom tausende Gläubige, die den Abschiedsfeierlichkeiten für Benedikt XVI. beiwohnen wollen.

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In der Früh am Silvestertag war der emeritierte Papst um 9.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae gestorben. Von überallher kam Anteilnahme, in Kirchen auf aller Welt wurde seiner gedacht, auch im Wiener Stephansdom.

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Papst Franziskus war einer der Ersten an seinem Totenbett. Nach der abendlichen Vesper am 31. Dezember begrüßte er auch die vielen Menschen, die auf den Petersplatz gekommen waren.

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Am Wochenende wurde der Leichnam in der Kapelle von Mater Ecclesiae aufgebahrt. In dem Kloster hatte Benedikt seit seinem Rücktritt die meiste Zeit gelebt.

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Am Montagmorgen wurde er schließlich in den Petersdom überstellt, wo er bis Mittwochabend aufgebahrt war.

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Bereits am Montag bildeten sich lange Schlangen vor dem Dom. Tausende wollten sich vom ehemaligen Papst verabschieden.

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Fünf Tage lang lag der emeritierte Papst zu diesem Zweck im Petersdom aufgebahrt. Am Donnerstag findet er in der Krypta des Doms seine letzte Ruhe.

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Video zur Trauerfeier am Petersplatz

DER STANDARD