Wer es jemals gewagt hat, im STANDARD-Forum das Wort "lecker" zu benutzen, und dafür rote Stricherln und Belehrungen kassiert hat, kennt das Phänomen: Selbst wenn man eine gemeinsame Sprache hat, gibt es so manchen Begriff, dessen Anwendung für Irritationen sorgen kann. Zahlreiche Wörter, die bei unseren deutschen Nachbarn zum alltäglichen Sprachschatz gehören, ernten in Österreich, wo man zumindest auf dem Papier dieselbe Sprache spricht, böse Blicke und hämische Kommentare. Stammt die Person, die diese verwendet, zumindest aus Deutschland, kann hier nach Ansicht einiger noch der Grundsatz "Gnade vor Recht" zur Anwendung kommen.

"Host du grod wirklich 'lecker' gsogt?"
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Wenn Deutsch nicht gleich Deutsch ist

Erzählt jedoch jemand, der es nach Ansicht der Beanstandenden eigentlich besser wissen müsste, von einem Jungen, der auf dem Bürgersteig mit einer Tüte, einer Stulle und einer Weißweinschorle angetroffen wurde und sich um ein Haar eine Backpfeife eingefangen hätte, rüttelt er damit nach Ansicht mancher gehörig am Watschenbaum. Wer derlei Begriffe benutzt, wird rasch als "Piefke" und "g'spritzt" abqualifiziert und hat es in manchen Kreisen schwer, noch ernst genommen zu werden. Auch eine umgehende Richtigstellung mit den Worten "Des haaßt ned X, des haaßt Y!" muss man sich oft gefallen lassen.

Gerne und viel wird darüber diskutiert, wie es zu diesem "Verfall der Sprache" überhaupt kommen konnte und warum das Österreichische gefühlt zunehmend vom Bundesdeutschen verdrängt wird. Nicht wenige sehen die Schuldigkeit für dieses Phänomen darin, dass bereits die aktuelle Generation an Kindern und Jugendlichen in den vielen Stunden, die sie auf Youtube, Netflix und Co verbringt, dort kaum noch ein heimisches Idiom zu hören bekommt. Schon Hörbücher, die von den ganz Kleinen konsumiert werden, strotzen vor bundesdeutschen Ausdrücken, die so schon früh Eingang in die Alltagssprache finden. Doch was auch die Gründe sein mögen, Szenen wie diese prägen nicht nur in Wien den Alltag:

Deutsch statt Österreichisch: Stört Sie das?

Welche bundesdeutschen Wörter irritieren Sie? Können Sie erklären, was Sie daran so sehr stört? Und wie reagieren Sie, wenn Menschen diese in Ihrer Gegenwart benutzen? Oder können Sie die ganze Aufregung nicht verstehen und verwenden selbst gern Begriffe wie "lecker"? Diskutieren Sie im Forum! (Daniela Herger, 10.1.2023)