Klopapier als Beschäftigung? Wenn Mama und Papa krank sind, dürfen auch mal die Regeln gebrochen werden.

Foto: istockphoto.com

Hallo, gibt es hier noch Kinder, die gerade nicht husten, schnupfen oder fiebern? Die Erkältungswelle überrollt unser Land und trifft vor allem Eltern hart. Sind die Kinder zu krank für den Kindergarten, müssen sie zu Hause beschäftigt werden. Oft während ihre Eltern nebenbei im Homeoffice arbeiten. Dank Corona haben viele darin immerhin Übung. Doch was, wenn Mama oder Papa auch krank werden? Auf der Couch liegen, Tee trinken? Geht nicht. Den Kleinen ist es nämlich egal, wenn Mamas Schädel brummt und Papa sich die Seele aus dem Leib hustet.

Melitta Barth (62) ist seit vielen Jahren Tagesmutter in Wien. Sie betreut täglich fünf Kinder zwischen einem und drei Jahren. "In diesem Alter können die Kinder noch nicht allein spielen oder basteln, aber man kann ihnen Dinge anbieten, mit denen sie sich eine Weile selber beschäftigen", sagt sie. "Idealerweise sind es Spielutensilien, die man schon zu Hause hat, die keinen Schmutz und Lärm machen und keine Anleitung brauchen." Hier verrät sie ihre besten Ideen für Kleinkinder:

Brieftasche ausräumen

Kinder beschäftigen sich vor allem dann ausgiebig mit etwas, wenn es ansonsten nicht erlaubt ist. Ein gutes Beispiel ist die Geldtasche. Einmal erwischt, räumen sie akribisch alle Rechnungen, Karten und Münzen aus. Warum also nicht eine ausrangierte Geldtasche mit Spielgeld oder Zetteln und alten Karten füllen und dem Kind geben? Auf Münzen lieber verzichten, die Verschluckungsgefahr ist zu groß.

Sticker und Stempel

Ein Stempelset und ein paar Sticker sind günstiger als das meiste Spielzeug – und die Kinder interessiert es meist mehr. Es ist also etwas, das sich Eltern unbedingt zulegen sollten und es im Bedarf gleich parat haben. Kinder spielen sehr lange mit Stickern. Es erfordert auch keine Begleitung und ist eine gute motorische Übung: Die Sticker ablösen, sie von den Fingern auf das Papier bekommen, das alles erfordert höchste Konzentration. Einige Kinder entwickeln dabei einen regelrechten Ehrgeiz!

Klopapierrollen

In der Kinderbetreuung sind Klopapierrollen aus Hygienegründen zum Spielen nicht gestattet. Für Eltern zuhause empfehle ich sie aber absolut. Mit Klopapier kann man so viel machen. Die Kinder können mit den Rollen Türme bauen, sie mit einem Ball wieder umschießen. Sie können ein Stück nach dem anderen abreißen, zerknüllen, die Lagen abtrennen. Sie können das Klopapier durch die Luft wirbeln oder sich selbst damit einwickeln. Meine Kinder haben das Klopapier immer in leere Schüsseln gestopft oder es im Kreis aufgelegt. Auch hier: Das Klopapier ist besonders spannend, weil im Alltag das Spielen damit nicht erlaubt ist. Wenn sie es dann als Spielmaterial bekommen, sind sie so glücklich, dass sie alles um sich herum vergessen. Sie können sich damit nicht verletzten, es ist total ungefährlich, und hinterher dauert es nicht lange, das Klopapierchaos wieder einzusammeln. Um keine Ressourcen zu verschwenden, kann man das Klopapier dann einfach in einem Eimer im Klo hinstellen und verbrauchen.

Salzteig

Als Tagesmutter biete ich den Kindern eigentlich jeden Tag Knete an. Die stelle ich ganz einfach selbst her mit Mehl, Salz, Zitronensäure, Öl und Lebensmittelfarbe. Damit ist die Knete auch völlig ungefährlich, falls einmal etwas im Mund landet. Keksformen, Holzmesser und Bretter dazu, schon sind die Kinder lange beschäftigt. Manchmal sitzen die Kinder einfach nur da und zerpflücken die Knete in kleine Teile, das hat was total Meditatives.

Reißverschlüsse und Knöpfe

Meist sind die Sachen von Mama und Papa spannender als die eigenen. Gewand mit Knöpfen und Reißverschluss herauslegen. Der Reißverschluss kann ruhig offen sein, und sie versuchen es einzufädeln. Das ist auch eine Sache, die Kinder oft selber machen wollen, aber es ist im Alltag keine Zeit dafür, weshalb es die Eltern machen. Jetzt haben die Kinder die Gelegenheit, es selber zu probieren.

Taschenlampe

Kinder lieben es, das Licht ein- und auszuschalten. Eine Taschenlampe eignet sich perfekt für eine lange Beschäftigung. Licht aus und Kind herumgeistern lassen, während man im Bett liegt.

Fernbedienungen

Knöpfchen zu drücken ist auch ein Sache, die jedes kleine Kind mag. Eine alte Fernbedienung wird bei uns in der Gruppe gerne zum Tippseln und Telefonieren verwendet. Die Kinder imitieren dann oft richtige Gespräche.

Plopp-Spielzeug

Anfangs habe ich mich total gegen dieses Trendspielzeug gewehrt, weil es Plastik ist und nicht hochwertig wirkt. Dann habe ich mich aber näher damit beschäftigt und es ausprobiert. Es wirkt auf viele Kinder total entspannend, eines meiner Kinder könnte stundenlang damit spielen. Manche Kinder wollen damit sogar zählen lernen oder die Farben üben.

Luftballons

Kissenhüllen mit Zipps sind vielseitig einsetzbar. Kinder können den Polster rausholen, dann wieder reinstopfen. Allein damit beschäftigen sie sich relativ lange. Oder man bietet ihnen Luftballons an, die nur wenig aufgeblasen werden, damit sie nicht platzen können. Nun dürfen sie die Luftballons in die Hülle stecken.

Schränke

Jeder hat zu Hause eine Lade, wo Socken oder kleinteiliges Gewand drinnen ist. Kinder räumen allgemein sehr gerne Laden aus. Wäsche eignet sich da super, weil nichts daran gefährlich ist. In der Gruppe biete ich den Kindern immer eine Box mit zusammengelegten Geschirrtüchern an. Die dürfen sie zuerst ausräumen, dann wird damit gespielt, und am Ende falten sie die Tücher und legen sie wieder hinein.

Putzutensilien

Die Kinder lieben es, Erwachsene nachzuahmen. Sie wollen das tun, was auch wir Erwachsenen tun, aber meist dürfen sie es nicht. Dem Kind einfach mal den Putzkübel mit Schwämmen, Bürsten oder Staubwedel hinstellen und putzen lassen. Man kann dem Kind schon früh erklären, warum das heute erlaubt ist.

Badewanne

Wer zu Hause eine Badewanne hat: Nutzt sie. Für kleine Kinder muss sie auch nicht ganz voll sein. Schöpfer, Becher und andere Schüttgefäße rein. Wasser und Schüttspiele sind etwas, das immer funktioniert. Mama und Papa können daneben sitzen und den Dampf einatmen, auch hilfreich, wenn man krank ist. Auf keinen Fall sollten die Kinder in der Badewanne unbeaufsichtigt sein. (Protokoll: Nadja Kupsa, 7.12.2023)