WhatsApp will Zensur austricksen

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Wie es ein Land mit der Freiheit des Internets hält, zeigt sich spätestens, wenn es einmal größere Proteste gibt. Wenn sich Demonstrierende online organisieren, tendieren gerade autoritäre Staaten schnell dazu, das Internet zu beschränken oder auch vorübergehend ganz zu deaktivieren. Gut zu sehen ist das derzeit im Iran, das Muster wiederholt sich aber immer wieder – und einige Länder filtern ja ohnehin weite Teile des Netzes die ganze Zeit.

Meta reagiert

Genau das will nun einer der größten Techkonzerne unserer Zeit erschweren. Meta/Facebook hat ein neues Feature für WhatsApp angekündigt, mit dem staatliche Zensur umschifft werden soll. Dabei können die Nutzer ihre Messenger-Konversationen über Proxy-Server von unabhängigen Organisationen und Freiwilligen umleiten und so Internetsperren austricksen.

Die Idee dahinter ist nicht ganz neu, bietet doch der kleinere Konkurrent Signal dieses Feature schon länger an. Mit der Einführung bei WhatsApp steht diese Anti-Zensur-Funktion nun aber einer erheblich größeren Zahl an Nutzern zur Verfügung.

Reaktion?

Abzuwarten bleibt, wie die staatlichen Behörden solcher Länder auf diese Entwicklung reagieren. Wollen sie die Kommunikation zwischen Protestierenden unterbinden, müssten sie also entweder auch alle Proxy-Server sperren – was in der Vielfalt nur schwer vollständig umzusetzen ist – oder gleich den gesamten Internetzugang blockieren. Zugriff auf die Inhalte der Diskussionen haben sie ja ohnehin nicht, dafür sorgt die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung vieler moderner Messenger – zu denen auch WhatsApp gehört.

Die Ankündigung von WhatsApp geht übrigens mit einem Wunsch einher: Nämlich, dass solche Maßnahmen in Zukunft nicht mehr notwendig sind, einfach weil die Staaten endlich damit aufhören, entsprechende Blockaden vorzunehmen. (apo, 6.1.2023)