Volksfeststimmung vor und nach dem Abschwingen von Odermatt in Adelboden.

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Zu gut für die Konkurrenz: Odermatt.

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Für ein Winterwunderland fehlt in Adelboden noch reichlich Schnee.

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Adelboden – Marco Odermatt hat wieder einmal eindrucksvoll geliefert und damit das recht zahlreich erschienene Publikum in Adelboden regelrecht verzückt. Der Schweizer gewann den Riesentorlaufklassiker am Chuenisbärgli vor knapp 35.000 euphorisierten Zuschauerinnen und Zuschauern nach zwei Laufbestzeiten in 2:30,68 Minuten und distanzierte einen im zweiten Lauf furios attackierenden Norweger Henrik Kristoffersen um 0,73 Sekunden. Der drittplatzierte Loic Meillard lag bereits 1,66 Sekunden hinter dem nunmehr sechsfachen Saisonsieger. Die Zuschauer feierten ihren Liebling mit "Odi, Odi, Odi,..."-Sprechchören.

Gut schlugen sich zwei Österreicher: Manuel Feller fasste zwar einen Rückstand von 2,27 Sekunden aus, wurde damit aber starker Vierter. Marco Schwarz (2,56) fuhr auf Platz sieben. Punkte sammelten mit Stefan Brennsteiner (13.), Raphael Haaser (14.) und Patrick Feurstein (18.) drei weitere ÖSV-Läufer.

Feller hatte zuletzt immer wieder mit Rückenproblemen zu kämpfen, wie er verriet, und konnte nicht nach Wunsch trainieren. "Es geht nicht mehr momentan im Riesen. Für das, glaube ich, habe ich es ganz gut gemeistert", sagte er im ORF. "Odi und Henrik sind zu weit weg. Ohne Training – so realistisch müssen wir sein, und Wunder kann ich auch keins bewirken – war das eine solide Leistung. Ich habe sicher ein gutes Rennen abgeliefert."

Schwarz sagte, dass er sich momentan "sehr wohl im Riesentorlauf" fühle. Mit Ausnahme von Sölden, wo sich der Kärntner mit dem 13. Rang begnügen hatte müssen, war er nun viermal in Folge in den Top Ten. "Das Material funktioniert gut. Ich habe sehr hart gearbeitet über den Sommer", ergänzte er. Am Sonntag (10.30 und 13.30 Uhr/live ORF 1) bestreitet er wie Feller auch den Slalom am Chuenisbärgli.

Der entscheidende Lauf war auf Grund eines Sturzes von Victor Muffat-Jeandet lange unterbrochen. Der Franzose wurde im oberen Teil nach einer Welle abgeworfen und landete im Sicherheitsnetz.

Vier von fünf Rennen gewonnen

Für Odermatt, der vor zwölf Monaten eine 14 Jahre dauernde Durststrecke ohne Schweizer Sieg in Adelboden beendet hatte, war es der vierte Sieg im fünften Riesentorlauf der Saison. Der 25-Jährige landete in den jüngsten 14 Rennen in dieser Disziplin – inklusive dem Olympiasieg im Februar – immer unter den top drei. Mit seinem 17. Karriereerfolg baut er den Vorsprung im Gesamtweltcup auf den Norweger Aleksander Aamodt Kilde auf 400 Punkte aus und steuert auf den zweiten Gewinn der großen Kristallkugel en suite zu. Kilde präsentierte sich als Neunter überraschend stark in einem Riesentorlauf. Bester Österreicher in der Gesamtwertung hinter dem drittplatzierten Kristoffersen ist Vincent Kriechmayr als Vierter. Im Nationencup liegt die Schweiz auf Platz eins bereits 958 Punkte vor Österreich.

"Ich habe gewusst, Henrik kann ich nicht gewinnen lassen", erklärte der Nidwalder nach seinem wilden Ritt. "Marco ist in einer eigenen Liga, wenn es so schnell und gerade ist wie oben im zweiten Lauf", sagte der angesprochene Kristoffersen. "Bis zum letzten Steilhang habe ich keine Ahnung, wie ich schneller als er fahren kann." Die Veranstalter hatten davor ganze Arbeit geleistet, um trotz der hohen Temperaturen in den vergangenen Tagen eine kompakte Piste hinzuzaubern.

Nur einmal, beim ersten von zwei Riesentorläufen in Alta Badia, musste sich Odermatt diese Saison in seiner Paradedisziplin als Dritter den Norwegern Lucas Braathen und Kristoffersen geschlagen geben. Braathen schied am Samstag im ersten Lauf aus. 2021 hatte er sich in Adelboden bei einem Sturz nach der Zieldurchfahrt einen Seitenbandriss zugezogen und musste die Saison beenden. 2022 schwang er ebendort vor dem sehr steilen Zielhang ab, weil er es mit der Angst zu tun bekam, als er feststellte, dass er nicht stabil auf dem Ski stand. Zudem bremste ihn die Erinnerung an das Malheur von 2021. (honz, APA, 7.1.2023)

Weltcup-Riesentorlauf der alpinen Ski-Männer am Samstag in Adelboden

Endstand:

1. Marco Odermatt (SUI) 2:30,68
2. Henrik Kristoffersen (NOR) 2:31,41 +0,73
3. Loic Meillard (SUI) 2:32,34 +1,66
4. Manuel Feller (AUT) 2:32,95 +2,27
5. Zan Kranjec (SLO) 2:33,08 +2,40
6. Alexis Pinturault (FRA) 2:33,18 +2,50
7. Marco Schwarz (AUT) 2:33,24 +2,56
8. Gino Caviezel (SUI) 2:33,45 +2,77
9. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 2:33,67 +2,99
10. Filip Zubcic (CRO) 2:34,01 +3,33
11. Filippo della Vite (ITA) 2:34,04 +3,36
12. Rasmus Windingstad (NOR) 2:34,30 +3,62
13. Stefan Brennsteiner (AUT) 2:34,35 +3,67
14. Raphael Haaser (AUT) 2:34,59 +3,91

15. Erik Read (CAN) 2:34,63 +3,95
16. Leo Anguenot (FRA) 2:34,88 +4,20
17. Trevor Philp (CAN) 2:35,02 +4,34
18. Patrick Feurstein (AUT) 2:35,04 +4,36
19. Thomas Tumler (SUI) 2:35,26 +4,58
20. Stefan Luitz (GER) 2:35,37 +4,69
21. Luca de Aliprandini (ITA) 2:35,51 +4,83
22. River Radamus (USA) 2:35,68 +5,00
23. Daniele Sette (SUI) 2:35,93 +5,25
24. Samu Torsti (FIN) 2:35,97 +5,29
25. Anton Grammel (GER) 2:36,17 +5,49
26. Fadri Janutin (SUI) 2:36,35 +5,67
27. Tommy Ford (USA) 2:36,48 +5,80

2. Durchgang:

1. Marco Odermatt (SUI) 1:13,99
2. Trevor Philp (CAN) 1:14,25 +0,26
3. Zan Kranjec (SLO) 1:14,36 +0,37
4. Henrik Kristoffersen (NOR) 1:14,40 +0,41
5. Marco Schwarz (AUT) 1:14,48 +0,49
6. Erik Read (CAN) 1:14,63 +0,64
7. Leo Anguenot (FRA) 1:14,65 +0,66
8. Filippo della Vite (ITA) 1:14,81 +0,82
9. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 1:14,93 +0,94
10. Manuel Feller (AUT) 1:14,95 +0,96
11. Filip Zubcic (CRO) 1:15,05 +1,06
12. Raphael Haaser (AUT) 1:15,07 +1,08
13. Patrick Feurstein (AUT) 1:15,13 +1,14

14. Loic Meillard (SUI) 1:15,16 +1,17
15. Gino Caviezel (SUI) 1:15,18 +1,19
weiter:
22. Stefan Brennsteiner (AUT) 1:15,53 +1,54

Ausgeschieden im 2. Durchgang: Victor Muffat-Jeandet, Mathieu Faivre (beide FRA), Hannes Zingerle (ITA)

1. Durchgang:

1. Marco Odermatt (SUI) 1:16,69
2. Henrik Kristoffersen (NOR) 1:17,01 +0,32
3. Loic Meillard (SUI) 1:17,18 +0,49
4. Alexis Pinturault (FRA) 1:17,88 +1,19
5. Manuel Feller (AUT) 1:18,00 +1,31
6. Gino Caviezel (SUI) 1:18,27 +1,58
7. Victor Muffat-Jeandet (FRA) 1:18,47 +1,78
8. Zan Kranjec (SLO) 1:18,72 +2,03
9. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 1:18,74 +2,05
10. Marco Schwarz (AUT) 1:18,76 +2,07
11. Stefan Brennsteiner (AUT) 1:18,82 +2,13

12. Rasmus Windingstad (NOR) 1:18,89 +2,20
13. Filip Zubcic (CRO) 1:18,96 +2,27
14. Filippo della Vite (ITA) 1:19,23 +2,54
15. Luca de Aliprandini (ITA) 1:19,30 +2,61
weiter:
18. Raphael Haaser (AUT) 1:19,52 +2,83
19. Patrick Feurstein (AUT) 1:19,91 +3,22

Nicht für 2. Durchgang qualifiziert:
40. Lukas Feurstein (AUT) 1:21,61 +4,92
42. Fabio Gstrein (AUT) 1:21,75 +5,06
46. Dominik Raschner (AUT) 1:22,72 +6,03

Ausgeschieden im 1. Durchgang u.a.: Lucas Braathen, Atle Lie McGrath, Leif Kristian Nestvold-Haugen, Alexander Steen Olsen (alle NOR), Justin Murisier (SUI)

Gesamtwertung (nach 16 Rennen):

1. Marco Odermatt (SUI) 1046
2. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 646
3. Henrik Kristoffersen (NOR) 565
4. Vincent Kriechmayr (AUT) 432
5. Alexis Pinturault (FRA) 375
6. Manuel Feller (AUT) 370
7. Lucas Braathen (NOR) 365
8. Loic Meillard (SUI) 348
9. James Crawford (CAN) 317
10. Zan Kranjec (SLO) 290

Riesentorlauf Männer (5):

1. Marco Odermatt (SUI) 460
2. Henrik Kristoffersen (NOR) 345
3. Zan Kranjec (SLO) 290
4. Loic Meillard (SUI) 196
5. Lucas Braathen (NOR) 179
6. Manuel Feller (AUT) 165
7. Alexis Pinturault (FRA) 165
8. Marco Schwarz (AUT) 164
9. Alexander Schmid (GER) 149
10. Filip Zubcic (CRO) 106

Mannschaft Männer (16):

1. Schweiz 2606
2. Österreich 2135
3. Norwegen 2054
4. Frankreich 1186
5. Deutschland 761

Nationencup (33):

1. Schweiz 4832
2. Österreich 3874
3. Norwegen 2863
4. Italien 2464
5. USA 1979