Harald Lesch (links) und Thomas Schwartz in "Lesch sieht Schwartz".

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Für das ZDF ist Harald Lesch so etwas wie der Peter Filzmaier der Wissenschaft. Der Astrophysiker und Alltagsphilosoph schafft es, komplexe Vorgänge so zu erklären, dass man sie versteht und sich obendrein noch gut unterhält. Dass es sich mit dem Religionsphilosophen Thomas Schwartz überdies vortrefflich streiten lässt, zeigt die Reihe Lesch sieht Schwartz, aktuell in der ZDF-Mediathek etwa zur Frage "Was ist gerecht?". Großes Thema.

Als Naturwissenschafter habe er dazu keine Meinung, windet sich Lesch beim Flanieren durch die Hallen des Neuen Schlosses Schleißheim bei München. "Das ist stimmt doch gar nicht! Es gibt nichts Ungerechteres als die Natur", erdreistet sich der Theologe. Das Lamm werde natürlich Angst haben, wenn es vom Wolf gerissen werde, räumt Lesch ein. Aber Gerechtigkeit sei ein Ordnung schaffendes Prinzip, "das wir Menschen in die Natur setzen". Touché.

Erkenntnisgewinn kommt mit dem Gehen

Wie die alten Griechen streifen die zwei Gelehrten durch die Gänge und betrachten den Gesprächsgegenstand von allen Seiten. Der Erkenntnisgewinn kommt mit dem Gehen durch die Räume. Und wie bei Lesch gewohnt, bleibt der Wissenstransfer nicht im luftleeren Raum, sondern dockt immer wieder an den realen Verhältnissen an, bei Fragen von Klimawandel, Rassismus, Generationengerechtigkeit, Kinderbetreuung. Und schließlich: Was sagt eigentlich die Kirche dazu? Da fliegen dann buchstäblich die Fetzen. Zwischendurch setzt sich Lesch an die Orgel und haut in die Tasten. Knapp eine Viertelstunde geht das so hin und her. Am Ende spielen sie Boccia im Schlossgarten, und das ist einfach Unterhaltung vom Besten. (Doris Priesching, 9.1.2023)