In Leonding konnte der mutmaßliche Täter letztlich überwältigt werden.

Foto: fotokerschi.at

Linz – Der Notruf geht bei der Linzer Polizei Montagfrüh gegen 6.45 Uhr ein. Am Telefon ist eine 42-jährige Rumänin. Sie sei in der gemeinsamen Wohnung von ihrem 41-jährigen Lebensgefährten im Linzer Stadtteil Kleinmünchen mit einem Messer niedergestochen worden. Die Einsatzkräfte rasen zum Tatort – und finden dort die schwerverletzte Frau vor. Die 42-Jährige wird mit einem Bauchstich ins Kepler-Uniklinikum eingeliefert.

Zwei Beamte schwer verletzt

Doch die Frau soll an diesem trüben Vormittag nicht das letzte mutmaßliche Opfer des Irakers sein. Der Mann rast nach der Bluttat in der Wohnung zur Arbeitsstelle der Frau – und bedroht dort einen vermeintlichen Nebenbuhler massiv. Danach steigt der 42-Jährige erneut in sein Auto und flüchtet. Zu diesem Zeitpunkt läuft im Großraum Linz bereits die Alarmfahndung nach dem Mann.

Dem Mann gelang es, der Polizei ein Sturmgewehr zu entwenden.
Foto: fotokerschi.at

Stadtauswärts drückt der mutmaßliche Täter in weiterer Folge in Untergaumberg beim Anblick einer Polizeisperre das Gaspedal durch und fährt zwei Beamte nieder. Die 21-jährige Polizistin und der 26-jährige Polizist werden dabei schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Mordversuch.

Doch der Iraker setzt seinen Amoklauf unbeirrt fort: Er entwendet einem der verletzten Beamten ein Sturmgewehr und zwingt damit einen Autofahrer, ihm den Wagen zu überlassen. Die verletzte Polizistin gibt noch einen Schuss ab, doch der Verdächtige rast davon.

Schusswechsel mit Polizei

Auf der sogenannten Meixnerkreuzung unmittelbar vor dem Hotel Kremstalerhof in Leonding verursacht der Flüchtige erneut einen Unfall und versucht dann den Fahrer aus einem involvierten Kastenwagen zu zerren. Dabei soll er einen Schuss abgegeben haben. Polizisten gelingt es dann aber, den Mann festzunehmen. Auch die Beamte geben fünf bis sechs Schüsse ab. Verletzt wird dabei niemand.

VIDEO: Aufnahmen der dramatischen Festnahme nach der Messerattacke in Linz
DER STANDARD|APA/bes

Ermittlungen laufen

Zur Attacke auf die Frau hieß es vonseiten der oberösterreichischen Polizei: "Es dürfte sich um eine Beziehungstat handeln." Die Staatsanwaltschaft teilte mit, vermutlich werde man auch im Fall dieses Messerangriffs wegen Mordversuchs Ermittlungen einleiten.

In einer ersten, kurzen Einvernahme habe der Mann "jegliche Tathandlung von sich gewiesen", meinte Staatsanwaltschaftssprecherin Ulrike Breiteneder. Für die Justiz ist der Verdächtige kein Unbekannter. Er habe laut Staatsanwaltschaft bereits eine teilbedingte Haftstrafe verbüßt. Aktuell lebt er nicht mehr in der Wohnung bei seiner Frau, da eine Wegweisung bestehe.

Berichte, wonach sich Montagmorgen während der Attacke ein elfjähriges Mädchen, wahrscheinlich die Tochter der 42-jährigen Rumänin, in der Wohnung aufgehalten habe, konnte Breiteneder weder bestätigen noch dementieren.

"Die Polizistinnen und Polizisten haben rasch, konsequent und hochprofessionell gehandelt. Dadurch konnte nicht nur der brutale Straftäter festgenommen, sondern auch eine Gefahr für die in Linz lebenden Menschen abgewendet werden", reagierte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) auf die Tat. (Markus Rohrhofer, red, APA, 9.1.2023)