Die Taxibranche soll ab 2025 "grün" werden. Finanzielle Anreize und innovative Ladestationen sollen die Umstellung der Flotten auf E-Autos nun anfachen.

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Im hohen Norden sind sie längst angekommen, in Österreich aber immer noch Randerscheinungen. Elektroautos werden zwar auch hierzulande zunehmend gekauft, zuhauf findet man sie aber noch nicht. So auch in der Taxibranche: Um die 6.700 Taxis sind insgesamt auf Wiens Straßen unterwegs, der Anteil an Hybrid- und E-Autos ist aber ein Mysterium – der Markt ist unübersichtlich, viele Ein-Personen-Unternehmen und An- und Abmeldungen im Wochenrhythmus machen das Erfassen der Zahlen schwer. Der STANDARD hat trotzdem einen Versuch unternommen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Und es zeigt sich: Es geht langsam, aber stetig voran.

Die Zeit drängt jedenfalls, ab 2025 sollen laut Regierungsprogramm nur noch emissionsfreie Taxis zugelassen werden. Die Unternehmungen der Taxiunternehmen, ihre Flotten klimafreundlicher zu machen, nehmen an Dynamik zu; und auch vonseiten der Politik sollen zwei Förderungsprojekte für weitere Schubkraft sorgen.

Barrieren schrecken ab

Ein gutes Beispiel der Dynamik ist die Taxivermittlung 40100. Vor acht Jahren lag der Anteil der "grünen Autos" noch im einstelligen Prozentbereich, mittlerweile fahren rund 61 Prozent der 1.600 Taxi großen Flotte in Wien mit E- oder Hybridantrieb. "Die Lenker beschäftigen sich natürlich mit den gesetzlichen Vorgaben", sagt Eveline Hruza, Pressesprecherin von Taxi 40100. Trotzdem bemerke sie Hemmungen einiger Taxifahrer, auf emissionsfreie Pkws umzusteigen. Hohe Anschaffungskosten und eine lückenhafte Ladeinfrastruktur schreckten ab.

Das macht sich auch im größeren Maßstab bemerkbar: Auf Anfrage des STANDARD schätzt die Wirtschaftskammer Wien, dass rund zwei Prozent der Wiener Taxiflotte elektrisch betrieben sind. Fortgeschrittener sieht es bei den Hybridwagen aus, diese machen etwa 50 Prozent aus. Systematische Erhebungen sind bislang noch Mangelware, ab heuer werden aber nun auch neu zugelassene E-Fahrzeuge für den Taxibetrieb gezählt, heißt es vonseiten der Fachgruppe Beförderungsgewerbe mit Personenkraftwagen.

Bei den großen Personentransportunternehmen scheinen sich die Schätzungen zu bestätigen. Uber Österreich ist mit konkreten Zahlen zurückhaltend, auf Anfrage ist aber von "rund der Hälfte" der Fahrten die Rede, die mit Hybrid- oder E-Autos durchgeführt werden. Ähnlich sieht es bei der Taxivermittlung 31300 aus – dort beläuft sich der Anteil eigenen Angaben zufolge auf 49,4 Prozent. Bei der Mobilitätsplattform Free Now sei "etwa ein Drittel" der 500 Taxis mit emissionsarmem Antrieb im Einsatz.

Auch wenn die Prozentangaben auf den ersten Blick hoffnungsfroh stimmen, liegt der Anteil der rein elektrisch betriebenen Taxis wohl noch deutlich niedriger, wie auch Hruza bestätigt. Genaue Zahlen für Taxi 40100 könne sie zwar nicht nennen, der Hybridanteil sei aber jedenfalls höher als jener der elektrisch betriebenen Fahrzeuge.

Die Lehren aus vergangenen Projekten

Erste Projekte, die Nutzung von E-Autos im Taxigewerbe anzuregen, rollten bereits vor mehr als sieben Jahren an. 2015 startete etwa das "E-Taxi-Projekt" der Wiener Stadtwerke in Kooperation mit einigen Taxiunternehmen. Ziel war es, rund 250 E-Taxis auf Wiens Straßen zu bringen. Ab März 2016 fuhren die ersten elektrisch betriebenen Taxis durch die Straßen, das Ziel aber wurde weit verfehlt.

Die Bilanz nach dem dreijährigen Projekt weist lediglich "mehr als 60 eTaxis in Wien" auf, geblieben sind "wertvolle Erkenntnisse", wie es auf der Website der Wiener Stadtwerke heißt. Die Ziele seien wohl zu ambitioniert gesteckt worden, der Markt zugleich noch nicht bereit dafür, heißt es auf Anfrage des STANDARD. Die Anstrengungen von damals verlaufen aber dennoch nicht ins Leere, stattdessen sollen die Erkenntnisse in ein neues Projekt eingearbeitet werden.

"eTaxi 2.0" nennt sich das Vorhaben der Städte Wien und Graz, die Taxiflotten zu dekarbonisieren. Partner des Projekts ist auch Taxi 40100. "Ein großes Problem ist die Stehzeit während des Aufladens", verweist Pressesprecherin Hruza auf den Kern des Projekts. Ladestationen brauchten viel Platz, zudem sei das Aufladen aufwendig.

Die mit April 2023 startende Unternehmung soll genau hier ansetzen. Innovative Ladeplatten werden im Boden bei den Taxi-Stehplätzen verbaut, die Autos müssen lediglich darauf geparkt werden. Damit werde jede Stehzeit effizient zum Aufladen genutzt, gleichzeitig aber auch Platz eingespart.

Bis zu 10.000 Euro pro E-Auto

Seit Jänner 2023 können zudem Anträge für ein weiteres Projekt der Stadt Wien eingereicht werden. Die "E-Taxi-Förderung", initiiert von Stadt Wien und Wirtschaftskammer Wien, soll als Anreiz dienen, E-Fahrzeuge anzuschaffen und möglichst intensiv zu nutzen. Dafür ist die Förderung an die mit Fahrgästen geleisteten Betriebsstunden gekoppelt.

Fünf Euro gibt es pro Stunde, in der Fahrgäste transportiert werden, gedeckelt ist die Förderung mit 10.000 Euro pro Fahrzeug. Sieben Millionen Euro macht der Fördertopf insgesamt aus, durch die Begrenzung auf 15 E-Taxis pro Antragsteller sollen möglichst viele Unternehmen davon profitieren. Anträge gab es – auch feiertagsbedingt – bislang noch wenige, allerdings sei "starkes Interesse" auszumachen, heißt es auf Anfrage bei der WK Wien. (Nicolas Dworak, 11.1.2023)