Wo sind die Stromfresser im Haus?

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Welche elektrischen Geräte sind die größten Stromfresser im Haushalt? Und was kann man tun, um deren Stromverbrauch zu mindern und somit Geld zu sparen? DER STANDARD ist bereits im vergangenen September mit dem Messgerät ausgerückt, um Übeltäter wie Spielekonsole, Gaming-PC und Fernseher zu ermitteln, eine Auswertung des "Guardian" sieht den größten Verbrauch eher bei Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen und Backöfen.

Einen guten Überblick über dieses Thema bietet nun außerdem die Website energiebiene.com, über deren Haushaltsrechner der zu erwartende Stromverbrauch pro Gerät und Zimmer auch in Relation zur Haushaltsgröße gezeigt wird. Entwickelt wurde der Rechner von der Plattform für Digitale Initiativen in Dornbirn. DER STANDARD listet auf Basis dieses Tools die größten Stromverbraucher auf – und zeigt, wie man Strom sparen kann.

Als aktueller Richtwert wurde dabei der "Optima Entspannt"-Tarif der Wien Energie herangezogen, mit Kosten von 43,4864 Cent pro kWh. Der Einfachheit halber beschränken wir uns bei der Vegleichsrechnung auf die variablen Kosten, hinzuzurechnen wäre jeweils noch der Grundpreis von 20,8584 Euro pro Jahr bei zwölfmonatiger Bindung.

Stromkosten in einem Basishaushalt mit zwei Personen

Auf der Website wird vorgerechnet, dass ein Haushalt mit zwei Personen und einer gewissen Basisausstattung 1.331 kWh pro Jahr verbraucht, was variablen Stromkosten von 578,87 Euro pro Jahr entspricht – dabei sind stromfressende Luxusgüter wie eine Gefriertruhe oder eine Spielekonsole aber noch ausgeklammert.

Mit einer solchen Ausstattung würde das elektrische Kochfeld mit jährlich 238 kWh / 103,70 Euro den größten Kostenblock darstellen, gefolgt vom Kühlschrank mit jährlich 189 kWh / 82,05 Euro und einem Fernseher mit üppigen 85 Zoll: Dieser würde jährlich auf 183 kWh / 79,36 Euro kommen. Auf Platz 4 folgt mit dem Internetrouter ein Gerät, das man eher nicht unter den Top-Stromverbrauchern vermuten würde: Er kommt jährlich auf 140 kWh beziehungsweise 60,95 Euro. Die Waschmaschine – Platz 5 der Übeltäter – kommt auf jährlich 134 kWh beziehungsweise 58,46 Euro bei 13 Waschgängen pro Monat.

Alle Stromfresser in einem Zwei-Personen-Haushalt

Wird der Zwei-Personen-Haushalt aber mit allerlei technischem Schnickschnack ausgestattet, so steigen Verbrauch und Kosten massiv an. Dem elektrischen Kochfeld wird dann der Rang abgelaufen durch Energievampire wie Warmwassserboiler, Infrarot-Heizstrahler, Highend-Gamingcomputer und Klimaanlage.

Konkret berechnet die Website die folgenden jährlichen Stromkosten für die jeweiligen Geräte in einem Zwei-Personen-Haushalt:

Küche

  • Elektrisches Kochfeld (15 Minuten Kochen an 20 Tagen im Monat): 103,70 Euro
  • Gefriertruhe (bei ganzjähriger Nutzung): 83,81 Euro
  • Kühlschrank (bei ganzjähriger Nutzung): 82,05 Euro
  • Älterer Geschirrspüler (aus dem Jahr 2010): 80,00 Euro
  • Aktueller Geschirrspüler (aus dem Jahr 2022 mit Klasse A): 36,30 Euro
  • Beleuchtung Decke (30 Watt, 4 Stunden täglich): 19,05 Euro
  • Beleuchtung Arbeitsfläche (30 Watt, 4 Stunden täglich): 19,05 Euro
  • Dunstabzug: 14,81 Euro
  • Backofen (bei 30 Minuten Verwendung pro Woche): 14,39 Euro
  • Kaffeemaschine (Nespresso, ca. 1 Tasse Kaffee täglich): 13,76 Euro
  • Mikrowelle (nur Standby): 5,71 Euro

Wohnzimmer

  • Fernseher 85 Zoll (2 Stunden tägliche Nutzung): 79,36 Euro
  • Xbox Series X oder Playstation 5 (jeweils 2 Stunden täglich Gaming): 67,30 Euro
  • Xbox Series S (2 Stunden täglich Gaming): 31,75 Euro
  • Beleuchtung (30 Watt, 4 Stunden täglich): 19,05 Euro
  • Stereoanlage (2 Stunden Verwendung täglich): 17,78 Euro

Arbeitszimmer

  • Highend Gaming-Computer (2 Stunden täglich Gaming, Nvidia RTX 3080ti): 182,22 Euro
  • Internetrouter (Kabelmodem, 12 Stunden aktiv, 12 Stunden Standby): 60,95 Euro
  • Computer (bei 5 Stunden Verwendung pro Woche): 15,03 Euro
  • Beleuchtung (10 Watt, 4 Stunden täglich): 6,35 Euro

Bad/WC

  • Warmwasser-Boiler (40 Liter pro Person): 450,78 Euro
  • Waschmaschine (bei 13 Waschgängen pro Monat): 58,46 Euro
  • Haartrockner (bei 15 Minuten Verwendung pro Woche): 11,64 Euro
  • Beleuchtung (10 Watt, eine Stunde täglich): 1,59 Euro
  • WC Abluftventilator: 1,06 Euro
  • Elektrische Zahnbürste: 1,06 Euro

Gang

  • Beleuchtung (40 Watt, 3 Stunden täglich): 19,05 Euro

Allgemein

  • Mobile Monoblock-Klimaanlage (1.000 Watt, 6 Stunden täglich im Juli und August): 158,73 Euro
  • E-Bike-Aufladung (6 Aufladungen pro Monat, 500 Wattstunden Akku): 15,87 Euro
  • Staubsauger 2.000 Watt (bei 20 Minuten Verwendung pro Woche): 14,07 Euro
  • Staubsauger 700 Watt (bei 20 Minuten Verwendung pro Woche): 4,93 Euro
  • Staubsaugerroboter (nur Standby): 3,81 Euro
  • Handy (2 Geräte täglich aufladen): 6,35 Euro

Außenbereich

  • Infrarot-Heizstrahler (2500 Watt, eine Stunde täglich): 396,81 Euro

Stromkosten in einem Haushalt mit vier Personen

Und wie ändern sich diese Werte, wenn nicht zwei, sondern vier Personen in einem Haushalt leben, also zum Beispiel bei einer Familie mit zwei Kindern? Hier werden in der Berechnung bei einer Basisausstattung statt 578,87 Euro jährliche Kosten in Höhe von 775,42 Euro angesetzt. Unter anderem weil Fernseher, Geschirrspüler und Waschmaschine von mehr Personen verwendet werden und daher öfter eingeschaltet werden – sie verdrängen den Internetrouter aus den Top 5 der größten Stromfresser.

In der Küche leben regelrechte Energievampire.(Dieses Bild wurde von der Bilder-KI Stable Diffusion generiert. Der Prompt lautete: "painting of an electric oven, a fridge, a pc, a dishwasher, an airconditioner, standing in flames, with evil grinning faces, in the style of roy liechtenstein").
Foto: Stable Diffusion/Stefan Mey

So wird davon ausgegangen, dass ein Fernseher bei einer Familie mit zwei Kindern drei Stunden täglich läuft und somit jährliche Stromkosten in Höhe von 118,09 Euro generiert. Das elektrische Kochfeld wird hier täglich angeworfen und verursacht daher 146,03 Euro an Stromkosten pro Jahr.

Sowohl im Zwei-Personen- als auch im Vier-Personen-Haushalt entfallen rund 50 Prozent des Stromverbrauchs auf die Kühlung und Zubereitung von Essen, Multimediageräte machen jeweils etwa ein Viertel des Stromverbrauchs aus, Beleuchtung nimmt mit zehn bis 15 Prozent den dritten Platz im Ranking der größten Stromfresser ein.

Tipps für die Reduktion des Stromverbrauchs

Nun sind die hier angeführten Zahlen freilich allesamt Richtwerte, die in der Praxis stark variieren dürften: Manche Haushalte lassen das Licht den ganzen Tag brennen, manche essen und kochen auswärts, und während in den einen Haushalten der Fernseher den ganzen Tag läuft, schalten andere ihn nur bei Bedarf ein. Die folgenden Tipps dürften dennoch universell gelten und dabei helfen, den Stromverbrauch zu reduzieren:

  • Beleuchtung: In der hier angeführten Berechnung wurden teilweise Glühbirnen mit 30 Watt angeführt. Das muss nicht sein. LED-Birnen verbrauchen nur einen Bruchteil des Stroms und halten deutlich länger als herkömmliche Glühbirnen. Und: Auf Wunsch sind diese auch smart, lassen sich also per Smartphone oder Sprachbefehl steuern.
  • Energielabel: Die größten Stromfresser finden sich nicht im Entertainmentbereich, sondern in der Küche – und hier verbrauchen ältere Geräte meist mehr Strom als neue in einer entsprechenden Energieklasse. Dies sollte bei der Anschaffung eines neuen Herds, Backofens oder Kühlschranks mitbedacht werden.
  • Konsole und Gaming-PC: Die schwächere Xbox Series S ist nicht nur in der Anschaffung günstiger als ihr großer Bruder, sie verbraucht auch weniger Strom als Xbox Series X und Playstation 5. Beide wiederum sind sparsamer als ein leistungsstarker Gaming-PC. Auch dies sollte bei der Nutzung bedacht werden. In jedem Fall sollte es unterlassen werden, über die energiehungrige Konsole Filme und Serien zu streamen.
  • Teurer Luxus: Geahnt hatten wird es sowieso schon, nun haben wir es schwarz auf weiß – Heizstrahler im Winter und Klimaanlagen im Sommer sind regelrechte Energievampire, welche die Stromrechnung entsprechend in die Höhe schießen lassen. Und auf die verzichtet werden sollte, wenn man das Geld an anderer Stelle braucht oder der Umwelt etwas Gutes tun will.

Die gute Nachricht ist letztlich, dass manche Geräte das Leben zwar angenehmer machen, aber so gut wie keine Stromkosten verursachen. Dazu gehört etwa die elektrische Zahnbürste, aber auch die regelmäßige Aufladung eines E-Bike-Akkus – und natürlich das Wichtigste: Der Lebenssaft für unseren täglichen Begleiter, das Smartphone. (Stefan Mey, 19.1.2023)