Mehr auf die körperliche Fitness zu achten, ist ein beliebter Neujahrsvorsatz.
Foto: WEA / REPORTS/Lukasz Gagulski

Pro:

Der Vorsatz an sich hat schon etwas grob Entwürdigendes, impliziert er doch, im jetzigen Zustand stimme etwas nicht. Nehmen wir den an Silvesterabenden besonders beliebten Plan, im neuen Jahr von gesundheitsschädlichen Substanzen aller Art Abstand zu nehmen. Nie wieder, ganz bestimmt! In sektseliger Selbstoptimierungslaune gefasst, halten diese Entschlüsse meistens genau einen Tag – nämlich an dem darauffolgenden, weil der Schädel brummt und es den Magen aushebt. Sobald der Körper sein Klumpert wieder halbwegs beisammen hat, fällt der Vorsatz, davon kannst du ausgehen.

Warum das Jahr also mit einer Niederlage beginnen? Drehen wir doch gleich den Spieß um. Vorsätze sind dazu da, um gebrochen zu werden! Das verheißt doppeltes Vergnügen: Genuss und gleichzeitig nicht das Gefühl, unterlegen zu sein. Pfeifen wir bewusst auf fromme Vorgaben, Verhaltensänderung ist sowieso überbewertet, das Glas immer halbvoll. Prosit, es wird ein gutes Jahr!
(Doris Priesching)

Kontra:

Und? Feiert so jung im Jahr Ihr innerer oder auch äußerer Schweinehund schon wieder fröhliche Urständ? Wenn nein, können Sie als echtes Motivationstier gleich aufhören zu lesen. Wenn ja, dann nicht verzagen, beißen! Noch ist nichts verloren.

Gute Vorsätze, das wussten schon die alten Griechen, sind Richtwerte, Latten, die man sich bewusst hoch legt, um ihnen zumindest ansatzweise nahezukommen. Die durchtrainierten Adoniskörper und schönen Proportionen, die uns die antike Kunst vor die Nase hält? Sie waren schon damals kein Abbild der Realität, sondern bloße Idealvorstellung.

Der Weg ist das Ziel? Ja, sowieso. Sinnvoll aber sind Etappensiege: Beginnen Sie, womit auch immer, klein, und steigern Sie sich über viele angestrebte Zwischenerfolge langsam, aber stetig. Beim Abnehmen und anderen Verzichtsübungen gilt das natürlich umgekehrt. Und bei alldem bedenken Sie: Viel schlimmer, als Ziele (noch) nicht zu erreichen, ist, sie sich gar nicht erst zu setzen.(RONDO, Stefan Weiss, 19.1.2023)