Im Kepler-Universitätsklinikum werden aktuell viele mit Influenza infizierte Kinder und Jugendliche stationär betreut – leider auch einige mit gefährlichen Folgeerkrankungen.

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Was Fachleute vor Monaten prognostiziert haben, kennen die meisten wohl mittlerweile aus dem unmittelbaren Umfeld: Heuer kursieren besonders viele Viren, gefühlt kränkelt ständig jemand aus dem Familien- oder Bekanntenkreis. Unter anderem bei Influenza-Erkrankungen wurde heuer in Österreich ein Rekordhoch verzeichnet. Die Grippewelle hat Österreich heuer besonders früh und besonders hart getroffen.

Viele mit Influenza infizierte Kinder und Jugendliche werden aktuell im Kepler-Universitätsklinikum in Linz stationär betreut – leider auch einige mit gefährlichen Folgeerkrankungen, und auch zwei Todesfälle sind zu beklagen, heißt es vonseiten der Klinik. "All diese Kinder waren zuvor völlig gesund, litten also nicht an irgendwelchen Vorerkrankungen", berichten die Ärztinnen Ariane Biebl von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde und Gudrun Huber von der Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Ein weiteres Kind schwebe aktuell aufgrund einer Herzmuskelentzündung in akuter Lebensgefahr, weitere kleine Kinder leiden als Folge der Grippe an Gehirnentzündungen oder akut aufsteigenden Lähmungen.

Impfung schützt

Die massiven Auswirkungen der Grippewelle machen die betreuenden Medizinerinnen und Mediziner betroffen, vor allem weil eine Impfung vor solch schweren Verläufen schützen würde: "Angesichts der gefährlichen Folgen der Influenza möchten wir an alle Eltern appellieren, ihre Kinder gegen Grippe impfen zu lassen. Diese Impfung ist völlig schmerzlos, da sie als Nasenspray verabreicht wird, sie ist kostenlos und schützt vor schweren Verläufen", betonen Biebl und Huber. Der Nasenspray kann bei Kindern ab zwei Jahren verabreicht werden. Aber auch Babys ab sechs Monaten können bereits eine Schutzimpfung gegen Influenza bekommen, diese erfolgt dann in Form einer Spritze.

Monika Redlberger-Fritz, Virologin von der Med-Uni Wien, unterstreicht diese Empfehlung. Es komme jedes Jahr zu Todesfällen bei Kindern. "Es gibt ganz viele unterschiedliche Gründe, warum Kinder an den Folgen einer Influenza-Infektion versterben", sagt sie. Beispielsweise könnte die Lunge von der Infektion derartig angegriffen werden, dass es zu einer blutenden Lungenentzündung kommt oder die Lungenbläschen mit Blut gefüllt sind und dadurch kein Sauerstoffaustausch stattfinden kann: "Kinder versterben dann sehr rasch", erklärt sie. Es gebe aber auch noch eine Reihe anderer Komplikationen, die bei Kindern im Zuge einer Grippe zum Tod führen können. Eine Impfung schütze jedenfalls "sehr gut vor symptomatischer Erkrankung und noch besser vor schweren Verläufen", betont Redlberger-Fritz. Ihr seien keine Fälle von geimpften Kindern bekannt, die an den Folgen einer Influenza-Infektion verstorben sind.

Anzeichen richtig deuten

Dass dieses Jahr besonders viele Kinder in die Ambulanzen kommen, beobachtet auch Volker Strenger, Kinderarzt an der Klinischen Abteilung für allgemeine Pädiatrie der Medizinischen Universität Graz. "In den Jahren vor der Pandemie waren es ungefähr 250 Kinder pro Wochenende. Heuer zählten wir kurz vor Weihnachten um die 500. Bis zu 80 Prozent von ihnen haben die Grippe", berichtet der Kinderarzt.

Kinder, die die echte Influenza haben, fiebern häufig bis zu eine Woche lang. Solange sich die Kinder gut fühlen und ausreichend trinken, bestehe erst einmal kein Grund zur Sorge. "Aufmerksam sollten Eltern dann werden, wenn es dem Kind schon etwas besser geht und sich der Zustand doch noch einmal verschlechtert. Dann sollte der Kinderarzt aufgesucht werden", erklärt Strenger. Denn das könnte ein Anzeichen dafür sein, dass noch eine weitere Infektion, etwa durch Bakterien, dazugekommen ist, die im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden kann. Aber auch wenn Babys oder Kinder apathisch wirken und nicht mehr trinken wollen, sollte man sie schnellstmöglich untersuchen lassen. (jaa, poem, 10.1.2023)