Insbesondere im Suchmaschinengeschäft könnte die KI-Software Investor Microsoft einen entscheidenden Schub verschaffen.

Foto: Imago/Zuma Press

Einer der größten Player der Tech-Branche will sich endgültig in aussichtsreiche KI-Software einkaufen. Wie die Website Semafor berichtet, plant Software-Gigant Microsoft zehn Milliarden Dollar in OpenAI zu investieren. OpenAI macht derzeit Schlagzeilen mit der potenziell revolutionären, aber auch umstrittenen Chatbot-Software ChatGPT sowie der Bild-KI Dall-E. Dier Idee dahinter scheint offensichtlich: Microsoft möchte die Software in einem ersten Schritt in eigene Angebote wie Bing und Office integrieren.

Microsoft und OpenAI wollen ein mögliches Investment zwar noch nicht kommentieren. Der ChatGPT-Macher und KI-Spezialist befinde sich aber derzeit in einer weiteren Finanzierungsrunde, und Microsoft wird dabei als wichtigster Geldgeber gehandelt. Insider berichten, dass die Investition von zehn Milliarden Dollar über einen Zeitraum von mehreren Jahren Teil eines komplizierten Deals wäre, wonach Microsoft offenbar so lange 75 Prozent der Gewinne von OpenAI erhalten würde, bis das Unternehmen das Investment wieder hereingespielt habe. Danach würde sich Microsoft 49 Prozent der Anteile an OpenAI sichern.

Dass Microsoft Interesse an OpenAI zeigt, ist schon länger ein offenes Geheimnis. Die kolportierte Investition ist die logische Konsequenz jahrelanger Geschäftsbeziehungen. Bereits 2019 investierte man eine Milliarde Dollar und machte sich mit Azure zum exklusiven Partner des KI-Spezialisten, um die Konkurrenz fernzuhalten. OpenAI sorgt derzeit besonders mit ChatGPT für Furore: Dahinter steckt eine (noch) kostenlose Software, die natürliche Gespräche mit einem virtuellen Gegenüber simuliert, aber auch auf Kommando und unter Angabe stilistischer Vorgaben eigene Texte erstellen oder Codes programmieren kann.

ChatGPT bald in Bing, Office und Co

Unabhängig von finanziellen Vorteilen könnte Microsoft allein schon dadurch maßgeblich von der Beteiligung profitieren, dass man ChatGPT in eigene Dienste integriert. In Redmond überprüfe man mehreren Medienberichten zufolge bereits die Integration in Bing und in Office-Anwendungen. Insbesondere im Suchmaschinengeschäft könnte die KI-Software einen entscheidenden Schub verschaffen, um Branchenprimus Google langfristig wieder auf Augenhöhe begegnen zu können.

Auch wenn Google selbst schon lange an einer KI namens LaMDA für seine Suchmaschine arbeitet, soll ChatGPT in Mountain View einen "Code Red" ausgelöst haben, wie die "New York Times" berichtet hat. Dort sehe man die Software als existenzielle Bedrohung des eigenen Geschäftsmodells an. Zwar ist ChatGPT in der frühen Entwicklungsphase natürlich noch fehleranfällig – man benötigt aber nicht viel Fantasie, um einen Blick in die Zukunft werfen zu können, in der Nutzer auf eine simple Frage an eine KI perfekt formulierte Suchergebnisse erhalten. (bbr, 10.1.2023)