So sah die Erde 1972 beim Apollo-17-Flug aus. Seitdem hat sich die Atmosphäre der Erde stark verändert. Unter anderem sind Ozonlöcher angewachsen, die sich auch je nach meteorologischen Bedingungen verändern.
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Ozon – gut in der Höhe, schlecht in der Nähe. So könnte man den Spruch übersetzen, der im Englischen mit "good up high, bad nearby" prägnant ein lebenswichtiges Phänomen veranschaulicht. Denn Ozon – die Verbindung aus drei Sauerstoffatomen – bildet in 15 bis 30 Kilometern über der Erdoberfläche eine Schutzschicht, die für uns und andere Lebewesen essenziell ist, weil sie uns vor energiereichen UV-Sonnenstrahlen und damit einem großen Mutationsrisiko abschirmt. In unmittelbarer Nähe kann Ozon allerdings die Gesundheit beeinträchtigen und unter anderem die Atemwege reizen.

In den 1980er-Jahren führten auch Aktivitäten an der Erdoberfläche dazu, dass die Ozonschicht in der Atmosphäre beschädigt wurde. Chemikalien, die etwa in Sprühdosen und in Kühlschränken zum Einsatz kamen, gingen unter ihrem Kürzel FCKW (für Fluorchlorkohlenwasserstoffe) durch die Medien: Sie rissen ein Loch in die schützende Schicht.

Ozonloch durch FCKW

Doch die Anstrengungen im Zuge des Montreal-Protokolls der Vereinten Nationen ab 1987 haben sich ausgezahlt. Wie ein UN-Gremium nun mitteilte, dürfte sich die Ozonschicht innerhalb der kommenden 40 Jahre quasi vollständig erholen. Wenn der aktuelle Pfad beibehalten wird, regeneriert sich die Atmosphärenschicht bis hin zum Stand von 1980, bevor FCKW eingesetzt wurden, zeigt der Bericht. Das große Ozonloch über der Antarktis, dessen Größe sich wetterbedingt im Laufe eines Jahres verändert, soll sich bis 2066 zurückentwickeln. In der Arktis soll der Vor-FCKW-Stand schon 2045 erreicht werden, 2040 im Rest der Welt.

Im Vergleich zum Jahr 1979 (links) hat sich das Ozonloch über der Antarktis (in Blautönen) bis zum Jahr 2009 (rechts) stark vergrößert.
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Jene Staaten, die damals das Montreal-Protokoll unterschrieben, erklärten sich bereit, FCKW zum Schutz der Ozonschicht schrittweise nicht mehr zu verwenden. Vor sieben Jahren wurde ergänzend im Kigali-Beschluss das Ende der HFKW – der teilfluorierten Kohlenwasserstoffe – vereinbart, die als Alternative zu FCKW genutzt werden. Wie bei anderen Chemikalien stellten sich die Ersatzstoffe für die problematischen Mittel ebenfalls als schädlich heraus, ein Muster, das mit dem Begriff "regrettable substitutions", also "bedauerliche Ersatzmittel", bezeichnet wird. Bis die Schädlichkeit festgestellt und gegen die Alternativstoffe vorgegangen wurde, vergingen Jahrzehnte.

Treibhauseffekt

Die Erweiterung des Montreal-Übereinkommens könne allerdings dafür sorgen, dass die globale Erwärmung bis zum Ende dieses Jahrhunderts um 0,3 bis 0,5 Grad zurückgehalten wird, wie es im Bericht heißt. Das FCKW-Verbot dürfte älteren Berechnungen zufolge sogar eine Erwärmung um 2,5 Grad verhindert haben. Der Rückgang der Ozonschicht zählt nicht zu den größten Ursachen des Klimawandels, doch weil einige der Chemikalien auch als Treibhausgase wirken, hatten die Schutzmaßnahmen auch in diesem Bereich einen positiven Effekt.

Für das Erreichen der Klimaziele ist jedes "eingesparte" Zehntel Grad wichtig, da dies einen massiven Einfluss darauf hat, Extremwetterereignisse und andere Klimafolgen abzufedern. Zusammen mit beiden Beschlüssen sei der Einsatz von 99 Prozent jener Substanzen, die die Ozonschicht angreifen, ausgelaufen, teilte die Weltwetterorganisation WMO mit.

Präzedenzfall für Klimaschutz

Die Erholung der Ozonschicht sei nicht garantiert, warnt der Bericht trotz aller guten Neuigkeiten. Radikale technische Klimaschutzmaßnahmen können Nachteile mit sich bringen, etwa wenn Schwefeldioxid in großem Stil in die Stratosphäre geschossen werden sollte, um die globale Erwärmung einzudämmen. Dies dürfte die Rückbildung des Ozons wahrscheinlich stark beeinträchtigen. Außerdem gibt es noch viel zu erforschen – etwa in Bezug auf die ausgedünnte Ozonschicht über Äquatorregionen, über die ein Forschungsteam im vergangenen Jahr berichtete.

Dennoch freuen sich Fachleute über die positive Nachricht. "Ozonmaßnahmen schaffen einen Präzedenzfall für Klimaschutzmaßnahmen", sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. "Unser Erfolg beim Ausstieg aus ozonfressenden Chemikalien zeigt uns, was dringend getan werden kann und muss, um von fossilen Brennstoffen wegzukommen, Treibhausgase zu reduzieren und so den Temperaturanstieg zu begrenzen." (sic, 10.1.2023)