Rund 1,2 Millionen Tonnen Müll sammelt die MA 48 im Schnitt pro Jahr in der Bundeshauptstadt. Von den 775.800 Tonnen Restmüll kommt der Großteil – nämlich 516.000 Tonnen – aus dem Hausmüll. Weitere 350.000 Tonnen Müll werden in den Containern für Altpapier, Altglas, Biomüll und der gelben Tonne gesammelt und entweder recycelt oder – so wie der Restmüll – thermisch verwertet. Das bedeutet: Er kommt in eine der drei Müllverbrennungsanlagen in Wien, diese nutzen ihn zur Energieerzeugung. Damit produzieren sie rund ein Drittel der Wiener Fernwärme.

Österreich liegt mit einer Recyclingquote von knapp 30 Prozent unter dem EU-Schnitt. Der Rest landet im Restmüll.
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Recycelt wird dabei allerdings im EU-Vergleich relativ wenig. So liegt die Recyclingquote für Kunststoff in Österreich bei knapp 30 Prozent – und damit unter dem EU-Durchschnitt von rund 40 Prozent. Österreich muss, so will es eine EU-Verordnung, aufholen: Bis 2025 müssen 50 Prozent der Plastikverpackungen wiederverwertet werden.

Dieses Ziel hat das Klima- und Umweltministerium auch in der neuen Kreislaufwirtschaftsstrategie verankert, die es im Dezember veröffentlicht hat. Auf dem Weg in Richtung einer Kreislaufwirtschaft – also einem System, in dem möglichst viele Materialien wiederverwendet werden – erfolgt jetzt ein kleiner Schritt bei der Entsorgung von Plastik: Österreichweit landen seit 1. Jänner sämtliche Kunststoffe und alle Verpackungen in der gelben Tonne. Damit bleibt immer weniger Plastik im Restmüll – ein größerer Teil soll recycelt werden. Das soll helfen, dem Recyclingziel für Kunststoff näherzukommen.

Hartnäckiges Gerücht um Plastik

Was bedeutet es aber für die Müllverbrennungsanlagen, wie die in der Spittelau, wenn weniger Plastik im Restmüll landet? Kunststoff, der hauptsächlich aus Erdöl hergestellt wird, brennt bekanntlich gut. Fehlt er bei der Müllverbrennung?

Dass der Kunststoff nun bei der Müllverbrennung fehle, sei das wohl hartnäckigste Gerücht in der Abfallwirtschaft, sagt Alexander Kirchner, Leiter der Erzeugungsanlagen bei Wien Energie. Es sei eine der Fragen, die auf Besichtigungstouren von Besucherinnen und Besuchern am häufigsten gestellt werden. "Der Heizwert von Restmüll entspricht in etwa dem von Braunkohle. Zwar sinkt der Heizwert, wenn weniger Kunststoff enthalten ist, aber die neue Regelung zur Kunststoffsammlung macht keinen großen Unterschied." Das gelte nicht zuletzt, weil Wiens Kunststoffabfälle im Vergleich zum gesamten Restmüll relativ gering seien.

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Während heute noch gut die Hälfte der Wiener Fernwärme mit Erdgas erzeugt wird, soll dieser Teil bis 2040 mit Großwärmepumpen und Geothermie ersetzt und damit klimaneutral werden, plant Wien Energie.

Müllvolumen steigt im Dezember

Mit dem Restmüll werden dieser Tage auch Christbäume in Wien verbrannt: Bäume, die bei den 576 Christbaumsammelstellen oder bei den Wiener Mistplätzen abgegeben werden, kommen in die Müllverbrennungsanlage Pfaffenau in Simmering, um dort energetisch verwertet zu werden. Die produzierte Energie reicht aus, um einen Monat lang etwa 1.300 Haushalte mit Strom und rund 2.500 Haushalte mit Fernwärme zu versorgen. Die Sammelstellen haben bis 15. Jänner geöffnet.

Gerade rund um Weihnachten sind es aber nicht nur die vielen Christbäume, die irgendwann im Müll landen. "In der Weihnachtszeit sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer besonders gefordert. Das Müllvolumen steigt zu dieser Zeit um zehn Prozent", sagt eine Sprecherin der MA 48.

Trotz Strategien und Plänen, das Abfallaufkommen insgesamt zu reduzieren, steigt dessen Volumen immer weiter. Denn zwar sinke der Pro-Kopf-Verbrauch, sagt Kirchner. Doch das Bevölkerungswachstum der Stadt mache die Einsparungen wett. Gleichzeitig steige in Wien aber auch der Anteil der "getrennt erfassten" Abfälle, also jener Teile, die recycelt werden, heißt es von der MA 48. Und das geschieht auf viele Arten. Mit den Inhalten aus der Biotonne wird "ein hochwertiger Kompost produziert", sagt eine Sprecherin. Die Biotonne in Wien ist übrigens Veganerin, heißt: Es werden nur Pflanzen darin gesammelt. Knochen und Ähnliches dürfen nicht hinein. Den Kompost daraus können sich die Wienerinnen und Wiener am Mistplatz kostenlos abholen.

Modernisierung der Mistplätze

Dort wird aber generell weniger abgeholt, viel mehr abgegeben. Darum sollen die Mistplätze in Zukunft mehr auf die Anforderungen der Wegwerfenden zugeschnitten werden. Von den 13 Wiener Mistplätzen sind aktuell acht "modernisierte" beziehungsweise neu gebaute – mit versenkten Mulden. Durch tiefer gelegene Müllmulden müssen die Abfälle auf den neuen Mistplätzen nicht mehr über eine Treppe in den Container geworfen werden. Der Abtransport der gefüllten Container erfolgt getrennt vom Kundenbereich auf einer tieferliegenden Ebene. Dadurch werde "die Sicherheit auf dem Platz erhöht und eine gegenseitige Störung vermieden", heißt es bei der MA 48.

Das Mistplatzkonzept der Stadt Wien sieht weitere solche "Super-Mistplätze" vor. In Planung befindet sich etwa einer für die Seestadt in der Donaustadt. Außerdem wird derzeit an einer Lösung für die Situation in der Innenstadt gearbeitet. "Wir wissen, dass wir in diesem Bereich einen Mistplatz brauchen", heißt es von der MA 48. Der ehemalige Mistplatz im zweiten Bezirk wurde während der Corona-Pandemie geschlossen. Aber nicht nur die Covid-Krise war verantwortlich, es habe auch verkehrstechnische und Sicherheitsbedenken gegeben: Die Einfahrtssituation sei nicht optimal gewesen. Auch wegen des Radwegs sei es immer wieder zu einem Rückstau auf der Dresdner Straße gekommen.

Auf den neuen Mistplätzen soll aber nicht nur durch Recycling das Klima geschützt werden. Wo möglich, wurden Dächer und Fassaden begrünt und die Standorte mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, um die Energie vor Ort nutzen zu können. (Oona Kroisleitner, Alicia Prager, 11.1.2023)