Die Frist läuft langsam ab: Bis Ende Februar haben zehntausende Kundinnen und Kunden des Kabelangebots von Magenta noch Zeit, um auf eine neue Kabel-TV-Box zu wechseln. Dass damit nicht nur ein vollständiger Verlust sämtlicher Einstellungen, sondern auch ein gewisser Funktionsverlust einhergeht, sorgt für viel Ärger – DER STANDARD berichtete bereits Ende November ausführlich über das Thema. Damals versprach Magenta, dass einige der kritisierten Probleme zeitgerecht ausgeräumt werden sollen. Insofern also ein guter Zeitpunkt, um sich einmal anzusehen, was sich seitdem getan hat.

Altlasten

Doch zunächst einmal ein paar Worte zu den Hintergründen. Grund für all das ist eine Altlast aus UPC-Zeiten: Die Entertain Box 4K verwendet eine technische Infrastruktur, die Magenta nach eigenen Angaben schlicht nicht mehr weiterverwenden kann und die auch nicht mehr gewartet wird. Also soll die alte Box jetzt eingezogen und durch die neue Magenta TV Box ersetzt werden. Davon betroffen sind laut Magenta rund zehn Prozent der knapp 400.000 Kabel-TV-Kunden des Unternehmens.

Eine neue Box und ein Fokus auf Streaming: Das macht nicht alle Magenta-TV-Kunden glücklich.
Grafik: Magenta

So verständlich das aus einer technischen Sicht sein mag, für die Nutzer ist das aus mehreren Gründen unerfreulich. Da wäre zunächst, dass damit auch sämtliche Daten verlorengehen, es müssen nämlich komplett neue Profile angelegt werden, alte Aufzeichnungen sind so natürlich weg. Auch eine durchaus signifikante Zahl an Funktionen geht dabei verloren, wie das Unternehmen vor einigen Wochen in einem Schreiben ausführte. Dazu kommt, dass für den zugehörigen Streamingdienst auf neue Apps gewechselt werden muss.

Vor allem aber ist die neue Box selbst äußerst umstritten, nicht nur weil sie eine komplett andere Plattform – Googles Android TV – verwendet, sondern vor allem weil sie in der Vergangenheit durch zahlreiche Probleme aufgefallen ist. Wer all das im Detail nachlesen will, sei auf den bereits erwähnten früheren Artikel verwiesen, an dieser Stelle stattdessen ein Blick auf den Status quo.

Ein Update

Die gute Nachricht zum Start: Mittlerweile gibt es für das "neue" Magenta TV passende Apps für Fire TV, Apple TV und Android TV. Damit entfällt für all jene, die das TV-Angebot über solche Streaminggeräte beziehen, eine zentrale Hürde für den Wechsel.

Die neue Website für Magenta TV funktioniert – zumindest so halb (Anmerkung der Redaktion: Es kam dabei kein Qualitätsfilter zum Einsatz).
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Das ist übrigens jener Punkt, der für sämtliche Nutzer des Streamingdiensts Magenta TV relevant ist, müssen sie doch alle auf eine neue Website und andere Apps umsteigen. Da derzeit aber noch zwei Services – also der alte und der neue – parallel laufen, ist das nicht immer ganz einfach, insofern hier eine kleine Hilfestellung: Im Web ist die richtige Adresse fortan tv.magenta.at (statt dem veralteten magentatv.at), in den App-Stores ist der richtige Eintrag jener, bei dem ein großes "M" als Icon zu sehen ist. Die alte App soll dann mit Anfang März aus den Stores gelöscht werden.

Eine sehr, sehr schlechte App als Motivation

Auf vielen dieser Plattformen wird man aber ohnehin zum Umstieg getrieben. Hat Magenta doch etwa die alte Magenta-TV-App für Android TV vor einigen Monaten praktisch unbenutzbar gemacht. Seit einem – angesichts der aktuellen Einstellung umso verblüffenderen – Redesign werden die Nutzer dort nämlich laufend ausgeloggt. In Kombination damit, dass die App sowohl das automatische Ausfüllen der Daten als auch die Eingabe via Smartphone verhindert, wird so die Nutzung der App schnell unerträglich – und zu einem ziemlich problematischen Aufruf für schlechte Passwörter.

Dieses Problem hat die neue App – mittlerweile – nicht mehr, insofern ist das natürlich ein Gewinn. Ansonsten sollte man aber lieber nicht allzu viel erwarten: Die aktuelle Bewertung in Googles Play Store liegt nicht ganz unverdient bei 2,1 von fünf Punkten. Das ist übrigens noch einmal weniger als Ende November, wo es zumindest für 2,5 Punkte reichte.

Neue Briefe werden versendet

Bei einem Umstieg, der aufseiten der Kunden mit dermaßen viel Arbeit verbunden ist, ist es logisch, dass Magenta es nicht bei einer kurzen Information belässt. Und so werden seit kurzem neue Briefe an die Betroffenen verschickt, mit denen der Wechsel auf die neue Magenta TV Box schmackhaft gemacht werden soll. Von den zahlreichen Einschränkungen, die damit einhergehen, ist dabei zwar keine Rede mehr, zumindest gibt es aber einen QR-Code, mit dem der Wechsel vereinfacht werden soll.

Zu erwartende Frustration

Wer diesen einscannt, soll darüber unkompliziert die neue Box anfordern können. Ein Selbstversuch des STANDARD endete aber mit einem fast schon erwartbaren Ergebnis: dem Hinweis, dass nicht alle nötigen Daten vorhanden sind, und doch die Hotline telefonisch bemüht werden soll. Zumindest auf den ersten Blick erfolgreicher war da schon der Versuch, diesen Tausch manuell anzustoßen, und zwar über die Website, die Magenta dafür extra eingerichtet hat. Nach Eingabe der Kundennummer wurde dort versichert, dass nun alles in die Wege geleitet sei.

Angesichts des Datenchaos, mit dem Magenta seit der Übernahme von UPC offenbar noch immer zu kämpfen hat, sollte das Folgende ebenfalls keine Überraschung mehr darstellen: Wie sich bei einem späteren Telefonat mit Magenta herausstellte, war diese Erfolgsmeldung der Website falsch. Wer von diesem Problem geplagt ist, muss also tatsächlich die Magenta-Hotline anrufen, um nach der gewohnten Runde in der Warteschleife dann den Wechsel auf eine neue Box anzustoßen, auf die viele der Betroffenen wohl lieber verzichtet hätten. Ein gutes Gesprächsklima dürfte da garantiert sein.

Kritik an der Box

Sieht man sich in den Foren der Magenta-Community um, dürften für viele damit die Probleme aber erst beginnen. Denn auch wenn Magenta versichert, dass mittlerweile zahlreiche Probleme ausgeräumt wurden, berichten Nutzer doch noch immer über ein großes Sammelsurium an Fehlern bei der Nutzung der Magenta TV Box. So ist etwa von immer wiederkehrenden Abstürzen die Rede, auch die Aufnahmefunktion soll nicht zuverlässig funktionieren und vor allem Inhalte abschneiden. Ebenfalls nicht verstummen wollen die Stimmen, die sowohl Bildqualität als auch Performance der neuen Box kritisieren.

Reaktion

Zur Erinnerung: Das in der Mitte ist die richtige App, darüber die alte, darunter die für Deutschland.

Vom STANDARD darauf angesprochen, sieht Magenta vor allem bereits gelöste Probleme oder Defizite an anderer Stelle. So würden sich viele der erwähnten Beiträge durch eine schlechte WLAN-Verbindung erklären. Insofern verweist man auf einen Hilfsartikel, der auf potenzielle Störquellen wie Mikrowelle oder Babyphone eingeht. Üblicherweise ließen sich solche Probleme schnell bereinigen.

Zudem habe man auch die Dokumentation zur neuen Box verbessert, um die neuen Konzepte besser verständlich zu machen. So gibt es nun einen detaillierten Setup-Assistenten, der neuen Nutzern helfen soll. Ganz allgemein betont Magenta, dass die Qualität des TV-Signals besser ist, wenn das Koax-Kabel an die Box angeschlossen ist, da reines Streaming nicht nur eine größere Latenz, sondern oft auch eine reduzierte Qualität bringt – vor allem wenn das lokale Netzwerk Probleme macht.

Netflix? Bitte weiter warten

Abgesehen davon gibt es aber auch funktionelle Beschränkungen gegenüber einer "echten" Android-TV-Lösung, die Magenta selbst eingesteht. So wird etwa Netflix weiterhin nicht unterstützt – man führe "laufende Gespräche", heißt es einmal mehr. Wer diesen Streamingdienst verwenden will, braucht also erst recht wieder ein eigenes Gerät.

Von den im November versprochenen Updates ist derzeit ebenfalls noch wenig zu sehen, die Softwareversion ist seitdem unverändert geblieben. Das soll sich aber bald ändern, versichert das Unternehmen gegenüber dem STANDARD: So soll schon bald eine neue Softwareversion folgen, die eine "Zapping-Leiste" hinzufügt, über die der Zugriff auf einzelne Programme schneller möglich sein soll.

Die Magenta TV Box ist die Zukunft

Bei all dem muss daran erinnert werden, dass Magenta die Zukunft generell in dieser Box sieht. Denn auch wenn jetzt einmal nur der Wechsel für ein spezifische Gruppe von Kunden ansteht, wer einen neuen Vertrag mit dem Unternehmen abschließt, bekommt ebenfalls nur mehr diese Hardware – und auch das übrigens nur mehr auf expliziten Wunsch, will man doch lieber die Streaming-Apps und die zugehörige Website in den Vordergrund stellen.

Und auch für die restlichen Bestandskunden scheinen die Tage angezählt – nämlich bis ihre aktuelle Hardware den Geist aufgibt. Zwar betonte Magenta schon vor einigen Wochen auf Nachfrage, dass man – wenn die Kunden das gezielt anfordern – noch Restposten von älteren Boxen habe, diese werden aber auch irgendwann ausgehen. Für jene, die bisher die Entertain Box 4K hatten, ist auch dieser Weg verschlossen, hier ist lediglich der Wechsel auf die neue Magenta TV Box erlaubt.

Die nächsten Wochen werden spannend

Bleibt abzuwarten, wie Magenta in den kommenden Wochen mit der Situation umgeht. Immerhin ist derzeit gerade einmal ein Fünftel der betroffenen User auf die neue Box umgestiegen, wie Magenta auf Nachfrage zugesteht – hier gibt es also noch einiges zu tun und somit auch viel Potenzial für Beschwerden. Zumal es üblicherweise die technisch weniger versierten Nutzer sind, die bei solchen Dingen am Schluss übrig bleiben und die sich mit so einem Wechsel besonders schwertun. Die Magenta-Hotline dürfte in den kommenden Wochen also wohl einiges zu tun haben. (Andreas Proschofsky, 13.1.2023)