Im März 2021 verkündete Elon Musk, umtriebiger Gründer und CEO der privaten Raumfahrtfirma Space X, ein hochfliegendes Projekt: Noch vor 2030 wolle er den ersten Menschen auf die Oberfläche des Mars bringen. Im Mai des vergangenen Jahres bekräftigte das Unternehmen, dass eine bemannte Landung auf dem Nachbarplaneten bis zum Ende der Dekade zu schaffen sei. Damit wäre er gute zehn Jahre früher dran als die US-Raumfahrtbehörde Nasa, die ihre erste bemannte Marsmission um 2040 anpeilt.

Selbst wenn sich die reichlich optimistischen Zeitpläne so nicht umsetzen lassen, der erste Raumfahrer, der den Mars einst betreten wird, könnte durchaus schon leben. Möglicherweise weilt auch schon der erste Mensch unter uns, der auf dem Roten Planeten sterben wird.

Drei Tote im All

In der Geschichte der Raumfahrt sind erst drei Menschen im Weltraum gestorben: Am 29. Juni 1971 kam es im Rahmen der sowjetischen Sojus-11-Mission in der Rückkehrkapsel zu einem dramatischen Druckabfall. Die drei Kosmonauten Georgi Dobrowolski, Wiktor Pazajew und Wladislaw Wolkow erstickten in einer Höhe von rund 170 Kilometern über dem Meeresspiegel. Technisch gesehen waren sie damit noch im Weltraum, als das Unglück geschah.

Der Weltraum ist ein gefährlicher Arbeitsplatz – und doch gibt es kein offizielles Protokoll dafür, wenn dort jemand stirbt.
Foto: Nasa

Dass es in Zukunft zu weiteren tödlichen Zwischenfällen im All kommen könnte, ist nicht unwahrscheinlich, immerhin ist der lange Weg zum Mars von zahlreichen Gefahren für Leib und Leben gepflastert. Nicht nur der Hinflug, auch der Aufenthalt auf der lebensfeindlichen Marsoberfläche ist riskant. Was aber geschieht mit dem Körper eines verstorbenen Astronauten auf dem Mars?

Kein Protokoll, nur Simulationen

Erstaunlicherweise existiert kein festgeschriebenes Protokoll dazu, was nach einem Todesfall im All mit dem Leichnam passieren soll. Laut der offiziellen Politik der Nasa soll eine entsprechende Entscheidung im Fall der Fälle in Zusammenarbeit mit den internationalen Partnern und den beteiligten Raumfahrern im All getroffen werden. Laut Chris Hadfield, kanadischer Astronaut und ehemaliger Kommandant der Internationalen Raumstation (ISS), führt die US-Raumfahrtbehörde jedoch "Todessimulationen" mit Astronauten durch, um diese Szenarien zu untersuchen.

"Wenn jemand während eines Weltraumspaziergangs stirbt, würde ich ihn zuerst in die Luftschleuse bringen", schildert Hadfield gegenüber "Popular Science" das Ergebnis einer solchen Simulation. "Ich würde die Leiche dann wahrscheinlich im Druckanzug behalten und sie an einem kalten Ort auf der Station aufbewahren." An Bord der ISS könnte das Problem also vergleichsweise leicht gelöst werden. Aber bei längeren Missionen – etwa zum Mars – wären freilich andere Lösungen erforderlich.

Kein Weltraumbegräbnis

Den Leichnam bei einem Weltraumbegräbnis à la "Star Trek" ins All entschweben zu lassen, ist jedenfalls keine Option: Ein solches Unterfangen verstößt gegen ein UN-Abkommen zur Eindämmung von Weltraummüll und könnte die Astronautenverabschiedung in einen internationalen Zwischenfall verwandeln.

Eine Alternative, die von einem von der Nasa beauftragten Forschungsteam entwickelt wurde, bestünde darin, den Körper in einer Art Beutel an der Außenseite des Raumschiffs zu befestigen. Der Leichnam würde dabei vollständig gefrieren und in kleine Stücke zerbrechen. Das Wasser könnte durch eine Entlüftungsöffnung aus dem Beutel entweichen, sodass das Raumschiff die auf rund 25 Kilogramm reduzierten menschlichen Überreste wieder mit zur Erde nehmen könnte.

Vielleicht weilt der erste Mensch, der auf dem Mars sterben wird, bereits unter uns.
Illustr.: Nasa

Eher verbrennen

Stirbt jemand auf der Marsoberfläche, sieht die Sache etwas anders aus. Eine offizielle Vorgehensweise gibt es (noch) nicht, wahrscheinlich würde ein solches Szenario auf eine Diskussion zwischen den Astronauten der Mission und dem Team auf der Erde hinauslaufen. Da die Nasa sehr darauf bedacht ist, den Mars nicht zu kontaminieren, würde sie es vorziehen, den Leichnam einzuäschern, um alle Mikroben von der Erde abzutöten. Kommt dieses Vorgehen nicht infrage, müsste man den Leichnam auf der Marsoberfläche zurücklassen, wo er wohl für sehr lange Zeit erhalten bleiben würde.

Zunächst würden Bakterien zwar mit dem normalen Abbauprozess des Körpers beginnen, sobald jedoch der Leichnam gefrieren würde, käme die Verwesung zum Stillstand. Der Körper würde völlig vertrocknen und schließlich als Mumie den Elementen ausgesetzt. Letztlich dürfte wohl die ionisierende Strahlung aus dem All dafür sorgen, dass sich der Körper langsam zersetzt. Bis nur mehr die Gebeine übrig sind, könnten Jahrmillionen vergehen – genug Zeit jedenfalls, um den Pionier von der Erde vielleicht doch noch heimzuholen. (tberg, 15.1.2023)