Ein Blackout hätte zur Folge, dass das Leben, wie wir es kennen, für einige Zeit weitgehend zum Erliegen käme.

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Stromausfälle in kleinerem Ausmaß kennt in Österreich wohl jeder. Kaum Erfahrung hat die Bevölkerung hierzulande mit Blackouts. Das theoretische Szenario ist spätestens seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wieder in aller Munde. Stromausfälle, die mehrere Tage andauern und weite Teile des Landes betreffen, hätten zur Folge, dass das Leben, wie wir es kennen, weitgehend zum Erliegen käme.

Ein gewisses Maß an Vorsorge ist deshalb unerlässlich, um in einem solchen Szenario nicht völlig hilflos dazustehen. "Planen Sie wie für einen vierzehntägigen Campingurlaub in den eigenen vier Wänden", lautet die Empfehlung von offizieller Seite. Einer im Vorjahr präsentierten Umfrage des Spectra-Instituts zufolge machen sich zwar 43 Prozent der Befragten Gedanken über notwendige Vorkehrungen für einen Blackout – doch wirklich für den Ernstfall vorgesorgt haben nur 16 Prozent.

Auch die Politik beschäftigt sich in letzter Zeit verstärkt mit dem Thema. Im sicherheitspolitischen Bericht "Risikolandschaft 2022" des Verteidigungsministeriums wird ein Blackout als eine der zentralen sicherheitspolitischen Herausforderungen definiert und als wahrscheinlich beurteilt. Kurz vor dem Jahreswechsel sagte auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) in einem Interview mit der deutschen Tageszeitung Welt, dass sie bald mit großflächigen Stromausfällen in Europa rechne. "Die Frage ist nicht, ob er kommt, sondern wann er kommt", sagte sie. Bis zum Jahr 2025 sollen deshalb 100 autarke Kasernen entstehen. Zwölf davon sollen zu Sicherheitsinseln ausgebaut werden, die auch Anlaufstellen für Einsatzorganisationen wie Polizei, Rettung und Feuerwehr sein sollen. Allein für die Zivilbevölkerung zugänglich sind diese nicht.

"Nicht mit Angstthematik spielen"

"Viele glauben, der Staat oder Einsatzorganisationen versorgen die Bevölkerung im Falle eines Blackouts. Das macht aber niemand", sagt Oberst Rupert Koller im Gespräch mit dem STANDARD. "Bis auf Informationskampagnen, wie Menschen für einen Blackout vorsorgen können, gibt es seitens der Politik nichts", bemängelt der seit drei Jahrzehnten im Verteidigungsministerium tätige Koller. Gemeinsam mit Major Markus Pernitsch, einem karenzierten Kommandanten der Militärpolizei Steiermark, hat er vor wenigen Wochen das Unternehmen Brain and Nuts gegründet. Das Unternehmen, das im Juli dieses Jahres in den Vollbetrieb gehen soll, hat sich dem Ziel verschrieben, die Bevölkerung im Falle eines Blackouts rundum versorgen zu können. Koller, der seit September des Vorjahres im Verteidigungsressort in der Generaldirektion für Sicherheitspolitik tätig ist, spricht von "Blackout-Gesamtlösungssystemen". Zuvor war er zwei Jahre lang in Zypern als einer von drei österreichischen UN-Blauhelmen im Einsatz. In dieser Zeit sei auch die Idee für das Unternehmen entstanden.

Wichtig ist dem Steirer, der während der türkis-blauen Regierung im Kabinett des Verteidigungsministers Mario Kunasek (FPÖ) tätig war und von 2015 bis 2020 für die Freiheitlichen im Gemeinderat in Fürstenfeld saß, zu betonen, dass es ihm nicht darum gehe, "mit der Angstthematik zu spielen". Niemand brauche vor einem Blackout Angst zu haben, "wenn er die richtige Vorsorge trifft". Er und Pernitsch, der bis Dezember des Vorjahres Bezirksobmann der FPÖ St. Peter in Graz war, wollen das Thema "auf einem absolut seriösen Fundament bedienen". Koller, der der Politik laut eigenen Angaben mittlerweile den Rücken gekehrt hat, lässt an dieser kein gutes Haar: Es werde bereits "auf der untersten politischen Stufe politisches Kleingeld auf niedrigstem Niveau gewechselt – zum Nachteil der Bürger", sagt er. Damit könne er nichts anfangen. Als Gemeinderat habe er aber auch etwas gelernt, "nämlich wie Gemeindeabläufe funktionieren". Diese Erfahrung wolle er sich nun für sein Unternehmen zunutze machen.

Kooperationen mit Gemeinden

Denn auch in Sachen Blackout-Vorsorge ist die Gemeinde sein erster Ansprechpartner. Im Gegensatz zu Bund und Ländern seien Kooperationen mit Gemeinden "einfacher zu bewerkstelligen, dafür reicht ein Gemeinderatsbeschluss", sagt Koller. Erste Kooperationen auf Gemeindeebene seien auch schon unter Dach und Fach gebracht worden – mit welchen Gemeinden konkret, will Koller nicht preisgeben. Er sagt lediglich: "Es gibt sehr innovative Bürgermeister in Österreich, die willig sind, für die Bevölkerung Vorsorge zu treffen." Zudem hätten "die meisten Gemeinden Geld" und seien "eigentlich auch in der Pflicht, für die Bevölkerung Vorsorge zu treffen".

In der Praxis soll die Sache so funktionieren: Den Gemeinden wird alles, was Bürgerinnen und Bürger im Falle eines Blackouts benötigen, zur Verfügung gestellt. Mittels vollautomatisierter Containersysteme sollen die Produkte flächendeckend in ganz Österreich gelagert werden. Anders könne die Bevölkerung nicht versorgt werden: "Am Tag X kann man nicht sagen, ich fahre jetzt von A nach B und liefere Lebensmittel, Wasser, Heizsysteme, Akkus und vieles mehr aus", sagt Koller.

Darüber hinaus werden Privatpersonen auch über einen Webshop die Möglichkeit haben, unterschiedlichste Blackout-Pakete zu bestellen. "Erwirbt jemand etwa das Basispaket, hat die Person alles, was sie zum Überleben braucht", sagt Koller. Den Fokus will er aber auf Kooperationen mit Bund, Land und Gemeinden legen, um den Staat in die Lage zu versetzen, dass dieser die Bevölkerung im Krisenfall versorgen kann. (Sandra Schieder, 13.1.2023)