Paul Albert Leitner mit seinem Bildband über Nordamerika.
Foto: Privat

Leitner wuchs in Jenbach auf, als es dort – heute unvorstellbar! – noch keine Inntalautobahn gab. Die wurde erst später auch auf die Grundstücke seiner Eltern betoniert, der Vater besaß eine 200 Jahre alte Fleischhauerei mit kleiner Landwirtschaft. Für den kleinen Paul Albert war aber nicht die Wurst, sondern der Bildband Die Welt von A–Z von Dr. Richard Bamberger in der Ausgabe von 1952 "das Fenster zu den Welten", die außerhalb des Inntals lagen.

Abenteuerliche Bildbände

"Da waren Bildtafeln darin, die habe ich noch so stark in Erinnerung: die höchsten Berge, die längsten Flüsse und eine Bildtafel über Rassen." Heute auch unvorstellbar. Dann, schon als Fotografielehrling in Innsbruck, widmete er sich verstärkt "dem Lesevergnügen mit Erkenntnisgewinn und Verstehen der Zusammenhänge". Es fielen ihm Henry Millers Wendekreis-Bücher in die Hände, viel wichtiger aber war: Goldrausch in Kalifornien – John Sutter, ein abenteuer liches Leben von Rainer M. Schröder.

Ab da drängte es ihn: "Go West!" Zuerst aber durchquerte er 25-jährig noch Südamerika durch "ocho países" von Barranquilla in Kolumbien bis nach Ushuaia in Argentinien, irgendwo dazwischen stieß er auf Ernesto Sábatos Über Helden und Gräber, ein weiteres Lieblingsbuch.

Roadtrips durch Nordamerika

In Nordamerika absolvierte er schließlich insgesamt "vier Roadtrips", den fetten Reiseführer Traumziel USA, eine Art Coffeetablebook, hatte er auch im zurückliegenden April/Mai wieder mit dabei, als er 21 analoge Filme entlang der Route 66 verschoss. In diesem Buch las er auch wieder über den Schweizer Eroberer Sutter: "Er kam 1839 nach Kalifornien und träumte von herrschaftlichen Ländereien. Er gründete New Helvetia, 1848 wurde dort Gold gefunden, das löste den Goldrausch aus. Er selbst verarmte."

Es sind solche "Banalitäten", die er in den hunderten Reiseführern, die er besitzt, am meisten liebt. Und die Karten, die er immer noch gerne ausbreitet auf Motorhauben amerikanischer Buicks und Thunderbirds oder im Wüstensand, anstatt auf Maps im Handy zu starren und den neuen Schürfern freiwillig Datengold zu liefern. (Manfred Rebhandl, 14.1.2023)