Laut Anwalt wird sich Teichtmeister vor Gericht schuldig bekennen. Seine Karriere dürfte vor dem Aus stehen.

Foto: APA/FLORIAN WIESER

Florian Teichtmeister, der derzeit als Kaiser Franz Joseph in Marie Kreutzers Spielfilm Corsage im Kino reüssiert, gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Schauspielern Österreichs. Nun muss er sich für Teile seines Lebens abseits der Bühnen und Kameras im Februar vor Gericht verantworten: konkret für die mutmaßliche Beschaffung und den Besitz kinderpornografischen Materials im Umfang von etwa 58.000 Mediendaten, die laut Staatsanwaltschaft auf 22 Datenträgern sichergestellt worden sein sollen, wie Heute und das Ö1-Mittagsjournal am Freitag berichteten.

Seinem Anwalt Michael Rami zufolge werde sich Teichtmeister beim Prozess schuldig bekennen und damit "die volle Verantwortung für die gegen ihn erhobenen Vorwürfe" übernehmen. Zeitgleich betonte Rami, dass dem Schauspieler "ein rein 'digitales' Delikt vorzuwerfen" sei und er "keinerlei strafbare Handlungen gegen Menschen gesetzt" habe.

Psychologische Behandlung

Weiters befinde sich der 1979 in Wien geborene Schauspieler seit zwei Jahren in psychologischer Behandlung, "mit deren Hilfe es ihm gelungen ist, seine seelischen Probleme aufzuarbeiten, die ihn zum Besitz der besagten Dateien gebracht" hätten. Rami vertritt Teichtmeister medienrechtlich, strafrechtlich ist sein Verteidiger der Anwalt Philipp Wolm.

Wie die seit eineinhalb Jahren laufenden Ermittlungen ergaben, soll Teichtmeister das einschlägige Fotomaterial im Laufe von 13 Jahren, genauer zwischen Februar 2008 und August 2021, aus dem Darknet bezogen haben. Die Illegalität habe ihm einen Kick gegeben, zitierte Ö1 aus den Ermittlungsakten. Spuren einer Weitergabe des kinderpornografischen Materials hätten sich nicht gefunden.

Fotos an Drehorten

Jedoch habe Teichtmeister an Drehorten minderjährige Darsteller fotografiert und daraus Collagen angefertigt: samt Sprechblasen mit pornografischen Inhalten. Laut Ö1 habe seine Lebensgefährtin ein solches Bild entdeckt und daraufhin die Polizei informiert.

Das Burgtheater meldete sich am Freitag in einer Aussendung zu Wort: "Mit großem Entsetzen haben wir durch die Medien von den Ermittlungsergebnissen und dem anstehenden Strafverfahren gegen Florian Teichtmeister erfahren. Die Presseerklärungen seiner Anwälte sprechen von 'geständig' und 'schuldig bekennen', es besteht für uns daher kein Zweifel, dass wir mit sofortiger Wirkung Florian Teichtmeister entlassen", heißt es darin seitens des künstlerischen Direktors des Theaters Martin Kušej und des kaufmännischen Direktors Robert Beutler. Im Nachsatz wird in der Aussendung festgehalten: "In der Zwischenzeit hat Florian Teichtmeister sein Arbeitsverhältnis mit dem Burgtheater mit sofortiger Wirkung beendet. Bis zum heutigen Tag lagen uns keine Grundlagen für eine arbeitsrechtliche Konsequenz vor, es gilt in Österreich die Unschuldsvermutung."

Auch für den internationalen Höhenflug von Kreutzers Historiendrama Corsage, das es zuletzt auf die Shortlist von insgesamt fünfzehn Kandidaten in der Kategorie International Feature Film der Oscars schaffte, wird das Bekanntwerden der Causa wenig förderlich sein. In dem Film spielt Teichtmeister neben Vicky Krieps als Kaiserin Elisabeth die männliche Hauptrolle, also den Kaiser, Aaron Friesz spielt Kronprinz Rudolf.

Johanna Scherz und Alexander Glehr von der Film AG sagten zum STANDARD, sie hätten "heute erstmals von den Anklagepunkten gegen Florian Teichtmeister erfahren" und seien "als Filmhersteller und Eltern zutiefst schockiert. Florian Teichtmeister hat als Nebendarsteller bei den zwischen April und Anfang Juli 2021 stattfindenden Dreharbeiten zum Film "Corsage" mitgewirkt. Wir werden über das Wochenende gemeinsam mit der Regisseurin des Films, Marie Kreutzer, entscheiden, was das für den Film bedeutet und darüber rechtzeitig informieren."

Steile Karriere

Teichtmeisters Karriere begann steil. Nach seinem Studium am renommierten Reinhardt-Seminar reüssierte er schon 2001 in Igor Bauersimas Erfolgsstück norway.today am Volkstheater, wofür er mit dem Karl-Skraup-Preis ausgezeichnet wurde. Ab 2005 war er dann Ensemblemitglied des Theaters an der Josefstadt. 2013 gewann Teichtmeister den Publikumspreis beim Nestroy-Theaterpreis und war 2016 als bester Schauspieler nominiert. Am Burgtheater war er zuletzt in Hauptrollen in Daniel Kehlmanns Nebenan und Oscar Wildes Bunbury zu sehen, außerdem stand er in Shakespeares Der Sturm auf der Bühne.

Das Fernsehpublikum kennt den Schauspieler vor allem aus dem Krimi-Genre durch Rollen in Kommissar Rex, Tatort und Soko Kitzbühel und seit 2016 als Major Peter Palfinger in Die Toten von Salzburg.

ORF stoppt Ausstrahlung

Der ORF kündigte an, "bis zur gerichtlichen Klärung Abstand von Herstellung und Ausstrahlung von Produktionen" mit dem Schauspieler zu nehmen.

Auf den Besitz pornografischer Darstellungen von minderjährigen Personen steht laut Strafgesetzbuch (Paragraf 207a) bis zu ein Jahr Gefängnis als Strafe, handelt es sich um die Darstellung unmündiger Personen (unter 14 Jahren) erhöht sich die mögliche Strafe auf bis zu zwei Jahre Haft. Der Straftatbestand ist auch schon erfüllt, wenn jemand im Internet wissentlich auf pornografische Darstellungen Minderjähriger zugreift. Herstellung und Weitergabe werden wesentlich härter bestraft. Kommt es auch zu Gewaltanwendungen, drohen bis zu zehn Jahre Haft. (Olga Kronsteiner, Colette M. Schmidt, 13.1.2023)