Der 1970 geborene Linzer folgt auf Thorsten Sadowsky.
Foto: MdMS / wildbild

Eigentlich ist Salzburg als neue Station im Lebenslauf von Harald Krejci die logische geografische Konsequenz. Der 1970 geborene Linzer studierte in München und Augsburg Kunstgeschichte, Kunstdidaktik und italienische Philologie. 2009 kam er ans Wiener Belvedere, wo er ab 2016 als Chefkurator für die drei Häuser des Bundesmuseums sowie als Leiter für die Sammlung des 20. Jahrhunderts zuständig war. Seit Beginn 2023 steht der 52-Jährige nun dem Museum der Moderne Salzburg als neuer Direktor vor und lässt sich auf halbem Weg zwischen München und Wien an der Salzach nieder.

Nachdem sein Vorgänger Thorsten Sadowsky im Sommer zum neuen Leiter der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf bestellt wurde und seinen Vertrag ein Jahr früher beendete, setzte sich Krejci mit seiner Bewerbung gegen 23 andere Kandidaten durch. Sadowsky verfolgte in seiner vierjährigen Amtszeit eine diverse Programmatik und insbesondere eine Erweiterung des westeuropäischen Kanons, wie die Personale des nigerianisch-britischen Künstlers Yinka Shonibare oder die Gruppenschau This World is White No Longer bewiesen. Wirklich große Namen oder Blockbuster waren keine darunter. Mit der erfolgreichen Ausstellung des Videokünstlers Bill Viola beendete er seine Zeit am Haus.

"Halte nichts von einer Quote"

Zuletzt wurden am Salzburger Museum, das 2023 sein 40-jähriges Bestehen feiert, verstärkt Künstlerinnen präsentiert. Auch das Programm für 2023, das noch Sadowskys Handschrift trägt, wird von weiblichen Positionen dominiert. Die diverse Strategie begrüßt sein Nachfolger und will sie durchaus fortsetzen. Krejci ist es ebenfalls ein Anliegen, mehr Sichtbarkeit für internationale Künstler zu schaffen, den europäischen Kanon zu erweitern und vergessene Positionen vorzustellen. Eine Ausgewogenheit zwischen Künstlern und Künstlerinnen im Programm sei ihm wichtig, wobei Krejci betont, dass "Gender-Awareness" in alle Richtungen gehe. "Ich halte nichts von einer Quote", so der neue Direktor, "aber viel von dem Bewusstsein einer Diversifizierung, da sie unsere Gesellschaft abbildet."

Vielversprechend klingt seine erste und einzige Ausstellung im diesjährigen Programm: Ende Juli – zur besten Zeit während der Salzburger Festspiele – eröffnet eine Retrospektive der tschechischen Bildhauerin Maria Bartuszová. Noch als Kurator am Belvedere plante Krejci die Ausstellung in Kooperation mit der Tate Modern, die in London und Wien gezeigt werden sollte. Aufgrund Covid-bedingter Verschiebungen ist sie allerdings nur in Großbritannien zu sehen (noch bis Juni). Nun bringt er das Projekt aber nach Salzburg und punktet mit internationalen Kontakten. Die Ausstellung der spät entdeckten Künstlerin, die 2022 auch auf der Venedig-Biennale vertreten war, spiegelt viele seiner Vorhaben exemplarisch wider.

Bereits während seiner Tätigkeit am Belvedere interessierte sich der Kunsthistoriker für neue Perspektiven und mitunter auch unbekannte Werke. Besonders stolz ist er auf Ausstellungen über den Wiener Kinetismus oder das Frühwerk von Friedensreich Hundertwasser. Ebenso auf das Forschungsprojekt zum Wiener Hagenbund oder die Jubiläumspräsentation 2021 von Joseph Beuys, wobei Letztere von der Kritik für weniger gelungen befunden wurde.

Gesamtticket für beide Standorte

In Salzburg plant Krejci für 2024 neben einem bunten Mix aus Ausstellungen – darunter die britische Grand Dame der Performance, Rose English, die österreichische Fotografin Elfriede Mejchar sowie der chilenische Künstler Alfredo Jaar – eine umfassende Sammlungspräsentation. Ihm sei es ein großes Anliegen, die Kollektionen verstärkt auszustellen und vor dem Hintergrund aktueller Themen zu hinterfragen. Neben den eigenen Beständen betreut das Museum der Moderne auch die Fotosammlung des Bundes (12.000 Werke) sowie die Sammlung der Generali Foundation (2.100 Werke).

Den Fotografieschwerpunkt möchte Krejci selbstverständlich weiterführen. Er sieht diesen als "wesentlichen Bestandteil der kommenden Ausstellungs- und Sammlungsstrategie" an. Verstärkt könnte der Standort Altstadt (Rupertinum) für Fotoausstellungen eingesetzt werden, da sich dieser dafür besonders eigne, sagt Krejci. Die bisherige Trennung der zwei Standorte – Mönchsberg und Altstadt – will er jedenfalls künftig aufheben. So wird es ab Februar ausschließlich ein Gesamtticket geben, mit um 13 Euro können dann beide Häuser besucht werden können, wobei der zweite Eintritt innerhalb von zwei Wochen erfolgen kann.

Konkurrenz Belvedere Salzburg?

Neben Stärkung der Digitalisierung sowie der Kunstvermittlung versprach Krejci in seiner Bewerbung eine "Steigerung der Erlebnisqualität" des Museums. "Ein Museum muss lebendig sein, es ist ein dynamisches Gebilde", befindet er. Als Beispiel aus der Vergangenheit nennt er die partizipative Franz-West-Ausstellung, die er 2016 am Belvedere 21 kuratierte. Das Publikum konnte alle damals ausgestellten Objekte benutzen und somit interaktiver Teil der Präsentation werden.

Erfahrung in Salzburg sammelte Krejci übrigens bereits als Beteiligter an der kuratorischen Planung für die dort dauerhafte Belvedere-Dependance, die 2026 in der Neuen Residenz eröffnet wird. Als Konkurrenz für das Museum der Moderne empfindet er den künftigen Ableger allerdings nicht, sondern vielmehr als eine Bereicherung. "Ein Grund mehr, um nach Salzburg zu fahren", so der Direktor. (Katharina Rustler, 15.1.2023)