Vorbereitungen auf einen digitalen Euro laufen im Hintergrund. Große Eile hat man damit aber nach wie vor nicht.

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Das in Österreich beliebte Bargeld dürfte nur sehr langfristig gesehen gegen ein Ablaufdatum kämpfen. Die Digitalisierung macht zwar auch vor Geld nicht halt und zeigt dabei schon seit Jahren unterschiedliche Ausprägungen. Während es sich bei digitalen Bezahlsystemen oder auch digitalen Währungen bislang aber immer noch um privates Geld handelt, steht mit den digitalen Währungen der Zentralbanken, den sogenannten Central Bank Digital Currencies (CBDC), das "echte" digitale Geld erst bevor. Für österreichische Banken sind digitale Währungen an sich kein Neuland.

Nur am Rande Krypto

Bei der Raiffeisen Bank International (RBI) etwa beschäftigt man sich bereits seit 2017 mit den Themen Blockchain und Kryptowährungen und hat dafür innerhalb der RPI Group Strategy eigens den RBI Blockchain Hub eingerichtet, der sich auf experimenteller Ebene mit dem Potenzial entsprechender Technologien auseinandersetzt.

Dort befasst man sich unter anderem mit der Analyse von Kryptowährungen und der Anwendbarkeit der Blockchain-Technologie auf das traditionelle Asset-Management und Wertpapiergeschäft. Anhand von Experimenten wird auch geprüft, inwieweit das Potenzial von DLT-Technologien auf bestehende Prozesse angewendet werden kann. Dabei handelt es sich um digitale Systeme, bei denen Transaktionen gleichzeitig an mehreren Stellen aufgezeichnet werden können.

Auch die Erste Group untersucht seit mehreren Jahren verschiedene Einsatzmöglichkeiten auf diesem Gebiet und betreibt unter der Bezeichnung "Dealfabrix" seit 2018 eine Emissionsplattform für Schuldscheindarlehen und Kredite von Bankenkonsortien auf Blockchain-Basis. Neben der Teilnahme an verschiedenen nationalen und europäischen Gremien hat sie auch am österreichischen Forschungsprojekt "Delphi" partizipiert, das in einer Simulation zum Ziel hatte, die Begebung und Abwicklung einer österreichischen Bundesanleihe als Security-Token auf einer Blockchain zu erforschen.

Abgesehen von Nischenangeboten, wie sie bei der Erste Group auch als hochspezialisierte Krypto-Indexfonds angeboten werden, oder internen Projekten, wie sie die RBI mit einer eigenen RBI Coin seit 2019 betreibt, gibt es aber noch keine klaren Bestrebungen, den nächsten eigenen Schritt zu machen. Von Kryptowährungen, die von der breiten Öffentlichkeit vorrangig als digitale Währungen wahrgenommen werden, und ihrer spekulativen Blase will man weitgehend Abstand nehmen. Man sei aber auf Warteposition und prüfe sorgfältig die Entwicklungen, um auf Marktnachfragen rechtzeitig reagieren zu können, heißt es auf Nachfrage bei beiden Banken.

Eine Frage der Regulierung

Sowohl für digitale Währungen im Allgemeinen wie auch für den digitalen Euro im Speziellen wird die Sicherheit in den Vordergrund gestellt. Sicherheit, die einerseits auf technologischer Seite erwartet wird, andererseits und vor allem aber auch auf regulatorischer Seite.

Wie die bevorstehende MiCA-Verordnung, die ab 2024 den Kryptomarkt in der EU regeln soll, wird grundsätzlich jede Form der Regulierung als positives Signal für den Markt gewertet, die Unklarheiten beseitigt und damit stabile Bedingungen für bestehende und zukünftige Marktteilnehmer ermöglicht. Aus dieser Perspektive betrachtet ist seitens der Banken auch zu vernehmen, dass sich mit den bevorstehenden Regulierungsmechanismen zwar zunehmend Handlungsoptionen für regulierte Banken ableiten lassen, dieser Prozess allerdings noch lange nicht als abgeschlossen bewertet werden kann.

Digitaler Euro noch länger auf der Wartebank

Das Gleiche gilt im Übrigen auch für das digitale Zentralbankgeld. Zur weiteren Ausgestaltung des digitalen Euro wird erst heuer im Oktober eine endgültige Entscheidung fallen. Dann endet nämlich die zweijährige Untersuchungsphase der Europäischen Zentralbank (EZB), um die Kerneigenschaften der europäischen Zentralbankwährung festzulegen.

Beat Weber von der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) bestätigt, dass diese Phase nach Plan verlaufe und der Rat der EZB anschließend den Start einer Umsetzungsphase festlegen könne. "In dieser nächsten Phase soll dann ein praxistaugliches Produkt erstellt werden, bevor dann die Entscheidung über eine Ausgabe des Endprodukts 'digitaler Euro' gefällt werden kann", so der Ökonom.

Für das Projekt des digitalen Euros tausche man sich im Ökosystem der EZB aus. Neben den nationalen Zentralbanken der Eurozone und politischen Institutionen sind natürlich auch heimische Banken in das Projekt eingebunden, arbeiten dem Projekt zu oder tragen mit Stellungnahmen und Expertenmeinungen bei. Zentrales Anliegen zur Umsetzung ist dabei neben den genannten Sicherheiten auch der Mehrwert, der sich im Vergleich zu bestehenden Systemen ergeben soll.

Der OeNB ist es jedenfalls ein Anliegen, dass der digitale Euro wenigstens die Sicherheitsstandards gewährleistet, wie man sie von Bargeld kennt, und dass die heimische Kundschaft von der ersten Stunde an benutzerfreundliche Anwendungen in die Hand bekomme. Wirklich damit zahlen können Bürgerinnen und Bürger der EU gemäß aktueller Roadmap nicht vor 2026. In Brüssel wie in Österreich zeigt man sich also gewappnet, hat aber offenbar keine Eile. Und ganz mit der Tradition brechen zu wollen scheint sowieso nicht vorstellbar. "Wir erwarten, dass der digitale Euro Bargeld ergänzen, nicht verdrängen würde", sagt OeNB-Ökonom Weber. (bbr, 16.1.2023)