Umgeben von einem Meer an rot-weiß-roten und blau-gelben Fahnen zog FPÖ-Chef Herbert Kickl in die Arena Nova ein.

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Der Himmel für die FPÖ ist an diesem Samstag strahlend blau: Draußen heißen "Festung Österreich"-Plakate die Besucher bei prächtigstem Sonnenschein willkommen, drinnen in der Veranstaltungshalle gibt die John Otti Band gecoverte Hits wie "Sierra Madre" und "Wir sind eine große Familie" bis hin zu eigenen Krachern wie "Immer wieder Österreich" zum Besten. In gewohnt deftiger Manier startete die Partei am Samstag in der Arena Nova in Wiener Neustadt bei ihrem traditionellen Neujahrstreffen in dieses nicht nur politisch noch junge Jahr.

Umgeben von einem Meer an rot-weiß-roten und blau-gelben Fahnen zogen Parteichef Herbert Kickl und Niederösterreichs Landesparteichef Udo Landbauer gemeinsam mit zahlreichen anderen Landesparteiobleuten in die randvolle Halle ein. Begleitet wurde deren Einzug nicht nur musikalisch von der blauen Hausband, sondern auch von "Herbert, Herbert"-Rufen.

"Ich bin wieder da"

"Herzlich Willkommen in der Festung Österreich", begrüßte Herbert Kickl schließlich die laut Angaben der Partei 5.000 Gäste. "Ich bin wieder da", rief Kickl, der in den vergangenen Tagen erkrankt war und deshalb mehrere Termine absagen musste. Nun sei "der letzte Bazillus" wieder verschwunden, versicherte er. Und er sprach davon, dass es in der Republik "gleich mehrere Dachschäden" gebe – die "einzig wirksame Maßnahme" sei "ein Totalabriss und eine Erneuerung", sagte Kickl und meinte damit Neuwahlen. Der blaue Parteichef machte auch kein Hehl aus seinem Ziel, nämlich Kanzler zu werden. "Ein freiheitlicher Bundeskanzler wird erster Diener des Volkes sein."

Zunächst freue sich Kickl aber auf die Landtagswahlen in Niederösterreich, Kärnten und Salzburg. Im Wahlkampf werde er bei Terminen auch jene grüne Jacke anziehen, die er inklusive rot-weiß-roten Abzeichens auf der neuesten Plakatwelle der FPÖ trägt und die auf Twitter für Diskussionen gesorgt hatte – erinnert diese doch an die Uniformen von Soldaten des Bundesheers. In diesem Zusammenhang richtete Kickl seine Worte schließlich an die Zuseherinnen und Zuseher des Livestreams, unter denen er auch einige seiner Kritikerinnen und Kritiker vermutete. "Ich weiß, ihr schaut zu", sagte Kickl. Und: "Ich lasse mir von euch woken Quälgeistern nicht vorschreiben, was ich anziehe."

Kritik übte Kickl auch daran, dass die FPÖ dafür "verteufelt" werde, dass sie den Begriff "Festung Österreich" auf Plakate schreibt und "eine Trendumkehr im Asylsystem" fordert. In Asyl- und Migrationsfragen seien die Freiheitlichen "der Schmied und die anderen nicht einmal der Schmiedl". Als sein Vorbild nannte Kickl Jörg Haider, für dessen "Österreich zuerst"-Volksbegehren fand er lobende Worte. Zuletzt gab es Gerüchte über eine Neuauflage dieses Volksbegehrens aus dem Jahr 1993. Diesen zufolge will die FPÖ die Initiative von Haider zum 30-jährigen Jubiläum im Frühjahr neu auflegen. Dem STANDARD bestätigen will das niemand aus der Bundes-FPÖ.

"Letzte schwarze Bastion wird fallen"

Zuvor prophezeite Udo Landbauer, dass am 29. Jänner, dem Tag der niederösterreichischen Landtagswahl, "die letzte schwarze Bastion hier in Niederösterreich fallen" werde. Er wolle das "ÖVP-System brechen" und "das Mutterschiff der Korruption in Niederösterreich versenken". Wenn "die schwarze Dame (Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Anm.) vom Spiel sei", wäre auch "der Weg ins Bundeskanzleramt frei – und genau da wollen wir mit unserem Herbert auch hin".

Ähnliche Parolen gab zuvor auch Generalsekretär Michael Schnedlitz, als Vizebürgermeister von Wiener Neustadt war er auch Hausherr der blauen Veranstaltung, aus. "Nächstes Jahr werden wir den schwarzen König, den Karl Nehammer (Bundeskanzler, Anm.), wegkickln." Denn er wolle in einem Land leben, in dem der Kanzler Herbert Kickl heiße.

Aktuelle Umfragen liefern den Freiheitlichen Aufwind für ihre Aussagen. In sämtlichen Umfragen der vergangenen Wochen liegt die FPÖ nämlich auf dem ersten Platz. Demoskopen sehen die von Herbert Kickl geführte Partei bei 26 Prozent und höher. Wie schnell es in der Politik jedoch nach unten wie nach oben gehen kann, zeigt ein Blick zurück: Noch vor exakt einem Jahr grundelten die Blauen laut Umfragen bei 17 Prozent herum. Die nächste reguläre Nationalratswahl findet im Herbst 2024 statt. (Sandra Schieder, 14.1.2023)