Trotz eines sinkenden Aktienkurses sind die Absatzzahlen bei Tesla weiterhin stabil.

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Um rund 9.000 Euro wurde das Model Y von Tesla zuletzt in Europa preisgesenkt. Nachdem in China die Preise des US-Autoherstellers Ende letzten Jahres deutlich nach unten rasselten, zogen im Jänner auch die Europa-Niederlassungen nach. Analysten prognostizieren deshalb eine kommende Preisschlacht am E-Auto-Markt, von dem vor allem Käuferinnen und Käufer profitieren könnten.

Günstig wie nie

Es sei aktuell ein "Preiskrieg um Elektrofahrzeuge" im Gange, wird etwa Dan Ives, Analyst bei Wedbush Securities, im Fachmagazin "The Verge" zitiert. Tesla würde sehr gezielt diese Preissenkungen in Kauf nehmen, um sich weiterhin als Marktführer etablieren zu können. In den USA konnte man als Kunde so zum Teil Reduktionen von bis zu 30 Prozent erreichen, wenn man zusätzlich die aktuell angebotenen Steuerbefreiungen für E-Autos wahrnimmt.

Man würde damit vor allem die amerikanischen und auch die europäischen Autounternehmen unter Druck setzen, weil diese sich jetzt überlegen müssen, ob sie bei dieser Vergünstigung nachziehen wollen oder nicht. Die Börse hat auf die Preissenkungen bei Tesla erwartungsgemäß mit einem Minus von mehreren Prozent reagiert. Die zitierten Analysten sehen dennoch einen "richtigen Schachzug" des US-Autoherstellers.

"Teslas letzte Preisreduktionen zeigen einen großen Wandel im E-Auto-Markt," sagt Jessica Caldwell von der Autohandelsplattform "Edmunds". 2023 würden viele Hersteller mit zahlreichen Modellen auf den Markt kommen, aber in limitierten Stückzahlen. "Tesla positioniert sich früh als jener Anbieter, der Kundinnen erreichen will, die nicht auf ihr E-Auto warten wollen." Mit den neuen Preisen würde man zudem günstiger sein als viele Konkurrenten.

Spannendes Jahr

Caldwell sieht 2023 die Verwandlung von Tesla zu einem konventionellen Autohersteller. Davor war die Automarke von Elon Musk ihrer Meinung nach eine "Marktanomalie". Die Expertin erklärt ihre Annahme so, dass Tesla nicht mehr nur eine Nische bedienen könne, sondern in mehreren Bereichen wettbewerbsfähig sein müsse, "einschließlich Preis, Design und Leistung".

Einfach wird der Kampf für den US-Hersteller allerdings nicht. Die gut gehenden Modelle, etwa Model 3 oder Model S, sind bereits sechs beziehungsweise zehn Jahre alt. Von neuen Modellen, abseits von Cybertruck und Roadster, weiß man nur wenig. Zudem könnten die Preissenkungen nicht bei allen Kundinnen und Kunden gut ankommen, vor allem bei jenen, die erst im Dezember in einen neuen Tesla investiert haben.

Der Aktienkurs von Tesla sank Ende 2022 deutlich ab, unter anderem auch wegen der Preisreduktion in China.
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Hinzu kommen die Eskapaden des Firmenchefs Musk in Zusammenhang mit seiner neuen Firma Twitter, die das Vertrauen vieler Tesla-Kunden erschüttert haben. Auch die Aktionäre zeigten sich zuletzt wenig angetan von dem verschobenen Fokus von Musk, der ihrer Meinung nach zu viel Zeit mit Twitter und zu wenig Zeit mit Tesla verbringt. Außerdem muss sich Musk derzeit mit einem Prozess aufgrund von irreführender Tweets in Bezug auf Tesla herumschlagen.

Reaktionen erwartet

Ob die Autobranche den Zeichen von Tesla folgen wird, bleibt abzuwarten. Markus Kaiser vom ÖAMTC traut sich diese Prognose nicht. "Tesla hat mit diesen – entgegen derzeit zu beobachtenden Entwicklungen – teils deutlichen Preisreduktionen ein weitrechendes Zeichen gesetzt", sagt Kaiser. Die anderen Hersteller würden nun unter Zugzwang kommen und über kurz oder lang wohl nachziehen müssen. Zumindest Preissteigerungen in diesem Segment seien jetzt nicht mehr so einfach zu begründen, wie in der Vergangenheit, ist sich der Experte sicher.

Für Konsumentinnen und Konsumenten wäre diese Entwicklung auf jeden Fall zu begrüßen, aber ob eine entsprechende Reduktion auch bei anderen Herstellern in diesem Jahr zu erwarten ist, sei anhand der aktuell sehr turbulenten Entwicklungen nicht genau vorhersagbar. (aam, 16.1.2023)