Drei Jahre hätte der Fiesta noch durchhalten müssen, um sein 50 Jähriges Jubiläum zu feiern, im Mai 2026 wäre es soweit gewesen. Doch Ford hat andere Pläne und wird die Produktion eines ihrer meistverkauften Autos nächstes Jahr bereits einstellen. Seit 1976 wurden, primär in Köln, über 15 Millionen Fiestas aus acht verschiedenen Generationen produziert.

Ob es eine weise Entscheidung ist, in diesen unsicheren Zeiten das günstigste Modell aus der Palette zu streichen, wird sich noch zeigen. Der Puma hat jedenfalls einige Vorteile gegenüber dem Verurteilten und kostet auch dementsprechend mehr. Wer sich diese Upgrades nicht auferzwingen lassen möchte, hat bis Juni Zeit einen Fiesta zu bestellen.

Zwillingsbrüder

Viele halten ja die allgegenwärtige SUV-ifizierung der Industrie für eine Tragödie: Autos werden schwerer, größer, besonders höher und allein schon aus Materialkostengründen natürlich teurer, aber man kann nachvollziehen, wieso Ford diese Route einschlägt. Leute kaufen eben SUVs als gäb’s kein morgen und der Puma ist, zum Glück vielleicht, eher bescheiden, was seine Maße angeht. 10 bis 20 cm ist er länger als der Fiesta und in Höhe und Breite auch nur um die 5 cm überlegen.

Der Fiesta hat noch einmal ein Facelift erhalten. Nach 47 Jahren kommt im Juni sein Produktionsende.
Foto: Andreas Stockinger

Der Verbrauch ist beim Puma natürlich etwas höher, die Motorisierung weitgehend die gleiche, er muss auch circa 200kg Leergewicht extra schleppen. Beide Fahrzeuge werden von einem 1,0l Mild Hybrid angetrieben, wahlweise mit 6-Gang Schaltung oder 7-Gang Automatik, mit 92 oder 114 PS.

Ja, und das hier wäre dann der neue Einstiegs-Ford: Der Puma, ein SUV. Gleich ein Eck teurer als der Fiesta.
Foto: Andreas Stockinger

Auch wenn man mit diesen Boliden keine Straßenrennen gewinnen wird, bieten sie uns doch einen Fahrmodus Sport zusätzlich zu Normal und Eco an, primär schaltet der die Start/Stopp Funktion aus. Was genau den Normalmodus attraktiv macht ist mir ein Rätsel, trotzdem aktiviert er sich bei jedem Start aufs Neue.

In der Fahrerkabine schaut es ähnlich ähnlich aus, vermutlich weil weitgehend die gleichen Bauteile verwendet wurden und diese dann auf gleiche Weise zusammengesetzt wurden. Die Infotainment Ausstattung ist nicht berauschend und sollte ausschließlich mit Apple CarPlay oder Android Auto verwendet werden

Dass der Puma die Fiesta Kundschaft lückenlos übernehmen kann, ist zu bezweifeln. Ford nimmt das anscheinend kalkuliert in Kauf.
Foto: Andreas Stockinger

Der Infotainment Screen ist nicht hervorragend und schaut schon wieder wie ein angeklebtes iPad aus, leider nicht wie eines der Neueren, eher noch Steve Jobs Ära. Am kleineren Bildschirm zwischen Drehzahlmeter und Tacho hat man einige Ansichten, zwischen denen man wechseln kann, optional kann man von hier aus auch gefühlt zwei Drittel der Fahrzeugfunktion bedienen, wenn man sich mit den fünf Lenkradtasten bei 130 km/h durch 44 Untermenüs kämpfen möchte.

Der Puma (hier abgebildet) schaut innen nahezu ident aus.
Foto: Andreas Stockinger

Wir haben unsere Testfahrten selbstverständlich nur in den luxuriösen Vignale Ausstattungen absolviert, die gibt’s für ungefähr 3000 € obendrauf und inkludieren standardmäßig das Winter-Paket, wodurch Windschutzscheibe, Vordersitze und sogar das Lenkrad beheizbar gemacht werden. Wirkt dekadent, ist es auch, aber im österreichischen Dezember ganz angenehm.

Auch äußerlich fällt der Apfel nicht allzu weit vom Baum, wobei sich der Puma hier schon etwas von seiner Abstammung gelöst hat. Trotz minimaler Unterschiede bei den Maßen, schaut der Berglöwe, dank SUV-Design, um einiges größer aus. Die Motorhaube ist höher und flacher, der Kühlergrill ist zwar zum Verwechseln ähnlich, füllt aber einen kleineren Teil der Frontpartie.

Kain oder Abel

Dieser Kofferraum ist mit 292 Liter vollkommen ungenügend. Am besten gleich das ganze Auto wegwerfen.
Foto: Andreas Stockinger

Genug des Gleichen, was geht nächsten Sommer mit dem Fiesta verloren? Wodurch unterscheidet sich der Puma? Zum einen der Kofferraum, der hat nämlich anderthalbfaches Volumen. Es gibt schließlich einen Grund, warum sich diese Fahrzeugform derart etablieren konnte, und der Puma demonstriert, wie viel geräumiger ein Auto sein kann, ohne übermäßig zu wachsen.

456 Liter bekommt man beim Puma und zahlt somit circa 50 Euro für jeden extra Liter.
Foto: Andreas Stockinger

Der zweite Unterschied ist leider weniger ansprechend und das ist der Preis. Fords Gedankengang ist im Grunde ganz logisch: 1,5 facher Kofferraum heißt 1,5 facher Preis, mehr oder weniger. Um 20.793 € gibt es den Fiesta zu haben, sogar nur 15.800 € kostet die "Trend" Line, der Puma bietet leider nicht genug extra, um einen Ab-Preis von 28.549,68 € zurechtfertigen. Der Fiesta musste wohl weichen. (Felix Pisecker, 4.2.2023)